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Wanderungen durch die Mark Brandenburg, 8 Bde., Bd.1, Die Grafschaft Ruppin

Wanderungen durch die Mark Brandenburg, 8 Bde., Bd.1, Die Grafschaft Ruppin

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg, 8 Bde., Bd.1, Die Grafschaft Ruppin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane , Gotthard Erler , Rudolf Mingau
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gewöhnlich geglaubt wird. Vielmehr fand jetzt ein Austausch, eine Art Rückzahlung statt, und wenn von 1733 an die Rheinsberger Ausflüge Ruppin um die andauernde Anwesenheit des Kronprinzen gebracht hatten, so war von jetzt an Ruppin der Gegenstand und das Ziel beständiger, wenn auch zum Teil durch den »Dienst« gebotener Besuche. Viele seiner Briefe geben Auskunft darüber, wie teuer ihm die Stadt, in der er vier glückliche Jahre verlebt hatte, geworden war. Entweder tragen jene Briefe das Datum Ruppin und führen dadurch den Beweis längeren oder kürzeren Aufenthalts daselbst, oder flüchtige, von Potsdam, Berlin und andern Punkten aus geschriebene Zeilen sprechen eine Sehnsucht aus nach seiner »geliebten Garnison«. So schreibt er im Juni 1737 an Suhm: »Den 25. geh ich wieder nach ›Amalthea‹, meinem Garten in Ruppin. Ich brenne vor Ungeduld, meinen Wein, meine Kirschen und meine Melonen wieder zu sehen«, und 1739 noch (am 16. Juni) heißt es in einem vom Ruppiner Garten aus datierten Briefe: »Ich werde morgen nach Rheinsberg gehn, um allda nach meiner kleinen Wirtschaft zu sehen; hier wollen keine Melonen reif werden , so gerne wie ich auch gewollt, daß ich meinem gnädigsten Vater die Erstlinge des Jahres hätte schicken können.«
    Diese beiden Briefe sind insoweit wichtig, als sie keinen Zweifel darüber lassen, daß Kronprinz Friedrich seinem »Amalthea« zu Ruppin keineswegs den Rücken kehrte, vielmehr vom August 1736 an eine Art Doppelwirtschaft führte und an die Gärten und Treibhäuser beider Plätze die gleichen Ansprüche erhob. Sonntags las er in Ruppin seine Predigt, während Des Champs vor der Kronprinzessin und dem Hofe in Rheinsberg predigte.
    Selbst noch unmittelbar nach der Thronbesteigung (im Sommer 1740) sah die Stadt Ruppin den nunmehrigen König Friedrich II. mehrfach in ihren Mauern, und bis zum Spätherbste desselben Jahres blieb es zweifelhaft, ob Ruppin oder Potsdam oder Rheinsberg der erklärte Lieblingsaufenthalt des neuen Königs werden wurde. Großartige Gartenanlagen, wie sie damals entworfen wurden, schienen für Ruppin zu sprechen, aber die weite Entfernung von der Hauptstadt führte schließlich zu andern Entschlüssen. Die Terrassen von Sanssouci wuchsen empor, und – Ruppin war vergessen. Es ist zweifelhaft, ob der große König in seiner sechsundvierzigjährigen Regierung es jemals wiedergesehn hat.
    Die Frage bleibt uns zum Schlusse: Was wurd aus diesen Schöpfungen, großen und kleinen, die die Anwesenheit des Kronprinzen ins Dasein rief? Was haben 150 Jahre zerstört, was ist geblieben?
    Zunächst das Stadtpalais . 1744 schenkte es der König an seinen jüngsten Bruder, den Prinzen Ferdinand, der zum Chef des in Ruppin garnisonierenden Regiments ernannt worden war. In dieser seiner Eigenschaft als Chef des nunmehrigen Regiments Prinz Ferdinand scheint genannter Prinz bis 1787, wo das große Feuer die Stadt zerstörte, wenigstens zeitweilig in Ruppin residiert und das vormalig kronprinzliche Palais bewohnt zu haben. 4) Dies ergibt sich mit einiger Gewißheit aus der Existenz zweier etwa aus dem Jahre 1780 herstammender Bildnisse, die – bei Gelegenheit des Brandes von 87 gerettet – einem andern Gebäude wie dem Prinz Ferdinandschen Palais nicht wohl angehört haben können. Es sind dies die Bildnisse der Kaiserin Katharina von Rußland und der Königin Maria Antoinette, Portraits, die hier schwerlich anzutreffen gewesen wären, wenn nicht der Prinz auch noch in der Zeit nach dem Siebenjährigen Kriege wenigstens vorhergehend an dieser Stelle geweilt hätte. Was die Portraits selber angeht, so macht das der schönen Habsburgerin einen sehr gefälligen Eindruck, während das der Kaiserin Katharina mit dem Andreaskreuz auf der Brust nicht bloß durch Umwandlung aus einem ursprünglieben Kniestück in ein Bruststück , sondern weit mehr noch durch einen plump aufgetragenen Firnis an Wert und Ansehen verloren hat. Die Transponierung in ein Bruststück erfolgte, wie mir der gegenwärtige Besitzer vertraulich mitteilte, lediglich unter Anwendung einer großen Zuschneideschere und war nötig, weil die ganze untere Partie der Kaiserin schwer gelitten hatte. Der Erzähler selbst ahnte dabei nichts von dem Bedeutungsvollen seiner Tat, am wenigsten aber von der historischen Gerechtigkeit, die die große Zuschneideschere geübt hatte.
    Das »Palais« selbst ist niedergebrannt, und ein apart aussehendes Haus (das sogenannte Molliussche Haus) ist auf dem Grund

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