Wanderungen durch die Mark Brandenburg, 8 Bde., Bd.1, Die Grafschaft Ruppin
wünschen.«
Wenn Friedrich anfangs noch glauben konnte, daß er das Geld, welches ihm später beinah regelmäßig in heimlicher Weise gezahlt wurde, von Seckendorff persönlich erhalte, so wurde er durch diesen selbst bereits unterm 13. April 1733 über die wirkliche Sachlage aufgeklärt: »Sie können versichert sein, daß der Kaiser Seinerseits nichts versäumen wird, Ew. Königlichen Hoheit diejenige Achtung zu bezeigen, welche Seine Majestät vor den persönlichen Verdiensten Ew. Königlichen Hoheit gefaßt hat. Die Summe, welche Ew. Königliche Hoheit mir schulden, ist schon bezahlt; Ew. Königliche Hoheit werden, glaub ich, leicht erraten, durch wen . Da Ew. Königliche Hoheit mir die gegenwärtige Not schildern (sie betraf die Hochzeitsreise nach Braunschweig, zu welcher der König nichts extraordinär bewilligen wollte), werde ich Ihnen den Rest der Unterstützung auszahlen.«
Unzweifelhaft war es dem Kronprinzen ein peinliches Gefühl, durch den Gesandten eines fremden Hofes Gelder zu erhalten. »Weil dies jedoch«, wie er sich selber ausdrückte, »immerhin noch besser war, als Hungers zu sterben«, so nahm er auch noch 1735 unbedenklich eine kaiserliche Unterstützung von 3000 Dukaten an.
Erst von 1737 ab wurden diese Verlegenheiten in etwas geringer. Um diese Zeit erhielt er, außer dem Gute Zernikow, auch noch eine königliche Zulage von 12 000 Talern und etwas später das etwa bis zu gleicher Höhe (12 000 Taler) sich erhebende Einkommen von dem Trakehner Gestüt. All dies half, gewiß, aber es half nicht viel , und erst nach seiner Thronbesteigung sah er sich in der Lage, sich seiner zahlreichen, aus den Ruppiner und Rheinsberger Tagen herstammenden Verpflichtungen entledigen zu können.
Ob auch gegen den östreichischen Hof?
Er hätte wenigstens die dazu nötigen Summen aus Schlesien leicht bestreiten können.
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Diese Instruktion hatte speziell die Regelung des kronprinzlichen Lebens im Feldlager der vorn Prinzen Eugen kommandierten Reichsarmee (zu der der Kronprinz im Sommer 1734 abging) vor Augen. Es darf aber wohl angenommen werden, daß die Grundsätze, die der König bei dieser Gelegenheit aussprach, ebensowohl für den unmittelbar voraufgehenden und unmittelbar folgenden Ruppiner Garnisondienst wie für den Kriegs dienst am Rheine galten. ._.
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6. General von Günther
Und ihm ,
Von dem ich Ehre und irdisches Gut
Zu Lehen trage und Leib und Blut,
Ihm hab ich mich ganz ergeben.
Johann Heinrich Günther, ein ausgezeichneter Führer leichter Truppen, der glorreich fortsetzte, was unter Zieten und Belling begonnen worden war, ward im Sommer 1736, also in demselben Jahre, wo Kronprinz Friedrich nach Rheinsberg hin übersiedelte, zu Neuruppin geboren. Er war aus bürgerlichem Stande. Sein Vater stand als Feldprediger beim Regiment Kronprinz und zeichnete sich durch Kanzelberedsamkeit aus.
Der Sohn, unser General Günther, gehört unbestreitbar zu den bedeutendsten unter den Neuruppiner Persönlichkeiten, und doch ist es mir zweifelhaft, ob unsere Darstellung vor ihm haltmachen und ihm die pflichtschuldigen Honneurs erweisen würde, wenn nicht im Laufe der Zeit geflüstert worden wäre, daß General Günther ein illegitimer Sohn des Kronprinzen Friedrich gewesen sei . Torheit! Günthers Adjutant und Biograph, der spätere Kriegsminister von Boyen, spricht von der Mutter als von einer »guten und frommen Frau«, was er vermieden haben würde, wenn zu jenem Gerücht auch nur die kleinste Veranlassung vorgelegen hätte. Woraus dies Gerücht überhaupt entstand, ist nachträglich schwer zu sagen. Vielleicht einfach aus dem Aufsteigen eines Bürgerlichen und Feldpredigersohns bis zum Freiherrn und Generallieutenant, wobei nur übersehen wurde, daß beides, Nobilitierung wie Hochavancement, erst gegen das Ende seiner Tage hin und nicht seitens des großen Königs, sondern von seiten König Friedrich Wilhelms III. erfolgte. Kurzum, alles Mythe , für deren Entstehung wir außer dem Umstande, »daß das Oberst von Wreechsche Haus (das der Kronprinz in Ruppin bezog) durch seinen bloßen Namen schon an die kurz vorhergegangenen intimen Beziehungen zur schönen Frau von Wreech in Tamsel bei Küstrin erinnerte«, keine andere Erklärung finden können als die Sucht des Menschenherzens, hervorragende Persönlichkeiten durch Ausstaffierung mit sogenannten »interessanten Verhältnissen« womöglich noch interessanter zu machen.
Johann Heinrichs Jugendjahre scheinen Jahre der
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