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Wanderungen durch die Mark Brandenburg, 8 Bde., Bd.1, Die Grafschaft Ruppin

Wanderungen durch die Mark Brandenburg, 8 Bde., Bd.1, Die Grafschaft Ruppin

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg, 8 Bde., Bd.1, Die Grafschaft Ruppin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane , Gotthard Erler , Rudolf Mingau
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Palais gefunden , besonders für den Fall seiner Vermählung. Er kaufte daher einige Häuser und Gärten, die er vereinigte und bequem und schön einrichtete. Der Garten besonders ist freundlich, und alle Nachtigallen der Gegend scheinen darin zusammenzukommen.« Dies klingt so, als ob Prinz Ferdinand nicht das Palais bezogen hätte, das sein älterer Bruder als Kronprinz bereits innegehabt und das seit 1740 leer stand. Und in der Tat, möglich ist es, daß ein Prinz-Ferdinands-Palais eigens erst eingerichtet wurde, wahrscheinlicher aber erscheint es mir, daß der Prinz das Palais bezog, das nun einmal da war. Auch stimmt die Beschreibung ganz zu der Lokalität, die der Kronprinz bewohnt hatte. [Image: Zurück]
 
In ebendiesem Garten hat der Besitzer einen zugespitzten, etwa sechs Fuß hohen Granitstein errichtet, der die Inschrift trägt: »Hier überdachte Friedrich der Einzige als Kronprinz die Pläne, die er als König zur Ausführung brachte.« ._.
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    II Seitdem das vorstehende Kapitel geschrieben ward, ward auch von andrer Seite her der Versuch gemacht, der darin angeregten Frage näherzutreten. Hauptmann Becher vom Ruppiner Regiment Nr. 24 (zur Zeit Compagnieführer im 3. ostpreußischen Regiment Nr. 4 in Danzig) hat mit Hülfe der umfangreichen Korrespondenz aus den dreißiger Jahren des vorigen Jahrhunderts festzustellen gesucht, wie die Ruppiner Tage des Kronprinzen verliefen , und dieser reichen und den Gegenstand vielleicht erschöpfenden Becherschen Arbeit ist es, daß ich auszugsweise das Material zu nachstehendem entnommen habe.
    Unterm 13. Juni 1734 wurde seitens des strengen Vaters eine Instruktion 1) aufgesetzt, die bestimmt war, die Lebensweise des »Kronprinzen Liebden« zu regeln.
    Darin heißt es:
    »Wenn Er zu Hause speiset, so soll Seine Tafel nicht mehr als von acht Schüsseln sein, jedesmal vier und vier, des Abends aber soll weiter nichts als kalter Braten gegeben werden. Insonderheit befehlen Seine Königliche Majestät, daß an Seiner, des Kronprinzen, Tafel nichts gesprochen werde, so wider Gott und dessen Allmacht, Weisheit und Gerechtigkeit noch wider dessen heiliges Wort läuft; desgleichen denn keine groben Scherze noch schmutzige Zoten gesprochen werden müssen, falls aber sich jemand in des Kronprinzen Gegenwart so weit vergäße, so soll ihm gesagt werden, que ce ne sont point des discours qu'on doit tenir en presence du Prince Royal, et qu'il voudrait mieux de parler d'autres affaires.
    Alle Sonntage soll der Kronprinz dem Gottesdienst beiwohnen, auch alle Woche zwei- bis dreimal in die Betstunde mitgehn.
    Und dieweilen nach dem göttlichen Wort Unzucht , Saufen und Spielen ernstlich verboten ist, wollen sich Seine Königliche Majestät von Dero Kronprinzen Liebden dergleichen weder versehen noch vermuten. Falls aber doch ein Exzeß stattfinden und des Kronprinzen Liebden (was Gott verhüten wolle) in Sünde und Laster verfallen sollte, so befehlen Seine Königliche Majestät denen beiden Generalmajors von Schulenburg und von Kleist, Ihm darüber sofort gehörige Erinnerung zu tun und Ihn aufs höchste zu bitten und zu ermahnen, davon abzustehen, zugleich aber alles an Seine Königliche Majestät per Estafette zu melden. Auch sollen Kronprinzen Liebden nicht Karten noch Würfel spielen, auch nicht Paar oder Unpaar oder wie die Spiele sonst noch heißen mögen.«
    So einige der wichtigsten Punkte der im ganzen fünfundzwanzig Paragraphen umfassenden Instruktion. Worauf der König vorzugsweise Gewicht legte, das war Einfachheit und Sparsamkeit, anständiger Ton, Kirchlichkeit und Keuschheit.
    Daß der Kronprinz diesem Ideale während seiner Ruppiner Tage nachgekommen wäre, wird sich nicht behaupten lassen. Von der Keuschheit gar nicht zu reden, ward allwöchentlich mit Sehnsucht auf die Delikatessen bringende Hamburger Post gewartet, und wie's drittens und letztens mit dem »anständigen Tone« und der Kirchlichkeit aussah, dafür mag die nachstehende Geschichte zeugen, die Büsching erzählt.
    »Einige Male (und zwar immer zur Tafelzeit) war der Feldprediger beim Kronprinzen erschienen und hatte bei der Gelegenheit im Gespräche mit dem ihn empfangenden. Adjutanten darauf hingewiesen, ›daß er bei dem vorhergehenden Herrn Obersten regelmäßig zu Mittag gespeist habe‹. Der Kronprinz ließ ihn aber nichtsdestoweniger abweisen und sprach in Gegenwart der Offiziere geringschätzend von ihm. Der Feldprediger nahm draus Veranlassung, in seinen Predigten auf den

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