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Wanderungen durch die Mark Brandenburg, 8 Bde., Bd.1, Die Grafschaft Ruppin

Wanderungen durch die Mark Brandenburg, 8 Bde., Bd.1, Die Grafschaft Ruppin

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg, 8 Bde., Bd.1, Die Grafschaft Ruppin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane , Gotthard Erler , Rudolf Mingau
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zwei Fragen vor:
    1. Bestimmte die Antike, in deren Geist er zu bauen trachtete, von Anfang an seine Richtung?, und
    2. inwieweit beherrschte ihn diese Richtung überhaupt? Gehorchte er ihr ausschließlich, oder erkannte er Mängel und Grenzen innerhalb derselben an?
    Zunächst ad 1. Die Hellenik war nicht ein Patengeschenk, das irgendeine griechische Fee unserem Schinkel gleich bei seiner Geburt mit in die Wiege gelegt hätte, sie war ein mühevoll Erobertes, das er erst nach langem Suchen fand. Es ist wahr, daß sich in all jenen Schinkelschen Bauwerken, die vorzugsweise vor unsrer Seele stehn, wenn wir von Schinkel sprechen, kaum ein Schwanken, kaum eine prinzipielle Unsicherheit nachweisen läßt, aber wir müssen uns hüten, hieraus, wie aus dem zufälligen Umstande, daß einige seiner frühesten, aus der Gilly-Zeit herstammenden Jugendarbeiten einen gewissen antikisierenden Charakter tragen, den Schluß zu ziehen: »er sei immer Hellene gewesen und habe schon mit achtzehn Jahren auf demselben Grund und Boden gestanden, auf dem er dreißig Jahre später, während der Blütezeit seines Schaffens, stand«.
    Diese Annahme wäre durchaus unrichtig. Seitdem wir eine völlige Schinkel-Literatur haben, seitdem uns zuletzt noch das mehrgenannte Wolzogensche Werk einen Einblick verschafft hat in den Entwicklungsgang des Meisters, haben wir auch Gewißheit darüber, daß Schinkel, als er im Jahre 1816 die Neue Wache zeichnete, nicht einfach wieder an seine Gilly-Zeit anknüpfte, sondern daß umgekehrt der Wiederaufnahme dessen, was er dreizehn Jahre früher ohne volles künstlerisches Bewußtsein praktisch geübt hatte, ernste Kämpfe vorausgingen, Kämpfe, die nie ganz abschlossen und sich bis in die letzten Jahre seines Lebens hinzogen.
    Ohne bei den italienischen Briefen Schinkels verweilen zu wollen, die genugsam zeigen, daß ihn damals die mittelalterlich-sarazenischen Bauten weit mehr interessierten als die griechischen Tempel, für die er doch in erster Reihe hätte schwärmen müssen, verweisen wir an dieser Stelle lediglich auf die Zeichnungen und Pläne zu der großen, schon erwähnten Friedenskathedrale, die auf dem Leipziger Platz errichtet werden sollte. Die Beschäftigung mit diesem Kathedralenbau fällt in das Jahr 1817 und 1818, und die Hellenik hatte zu dieser Zeit noch so wenig ausschließlich Besitz von ihm genommen, daß er diesen Erinnerungsbau nicht als einen griechischen Tempel, sondern umgekehrt als einen großen gotischen Dom (mit Kuppel) auszuführen gedachte. Also 1818 noch Gotiker.
    Dieser Bau kam nicht zur Ausführung, und es scheint allerdings, als ob sich die Anschauungen Schinkels von jener Zeit an der Gotik immer mehr ab- und der Antike immer mehr zugewandt hätten. Aber – und hiermit gehen wir zu unsrer zweiten Frage über – auch in dieser seiner späteren Epoche ließ er sich von der Vorliebe für das Griechentum niemals so beherrschen, daß er es in bestimmten Fällen nicht den einfach-natürlichsten Erwägungen unterzuordnen gewußt hätte. Mit andern Worten, seine Begeisterung wurde nie zu Prinzipienreiterei. Vielfach liegen die Beweise dafür vor. Ähnlicher Einseitigkeiten, wie sie beispielsweise der Professor Hirt äußerte, der, als es sich um die Errichtung eines Luther-Denkmals handelte, »das Denkmal in griechischem Stile wollte, weil das Gotische durchaus der Barbarei angehöre« – ähnlicher Einseitigkeiten war Schinkel durchaus unfähig, ja er besaß umgekehrt ein feinstes Unterscheidungsvermögen dafür, wieweit die griechische Kunst reichte und wieweit nicht. Als es ein Projekt zu einem Mausoleum für die Königin Luise zu entwerfen galt, entschied er sich höchst bemerkenswerterweise für Anwendung des gotischen Stils und schrieb eigens: »Die harte Schicksalsreligion des Heidentums hat hier das Höchste nicht schaffen können. Die Architektur des Heidentums ist in dieser Hinsicht bedeutungslos für uns . Wir können Griechisches und Römisches nicht unmittelbar anwenden, sondern müssen uns das für diesen Zweck Bedeutsame selbst erschaffen. Zu dieser neuzuschaffenden Richtung der Architektur gibt uns das Mittelalter einen Fingerzeig.« Auch in diesem Briefe wieder betont er mehrfach die »überlegenen Schönheitsprinzipien des heidnischen Altertums«, aber er ist zugleich feinsinnig genug, um zu fühlen, »daß diesen überlegenen Schönheitsprinzipien nicht die Gesamtheit unsres modernen Lebens , weder in seinen höchsten geistigen Forderungen (wie in der

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