Wanderungen durch die Mark Brandenburg, 8 Bde., Bd.1, Die Grafschaft Ruppin
Kirche) noch in seinen hundertfach neugestalteten praktischen Bedürfnissen, untergeordnet werden könne«. Er selbst hat sich darüber vielfach verbreitet und mustergültige Worte niedergeschrieben. Die Schönheit der Hellenen, dahin ging seine Meinung, sollte uns im großen und ganzen beherrschen, aber sie sollte uns nicht in dem Kleinkram des Lebens, da, wo sie nicht ausreichte oder nicht hingehörte, tyrannisieren .
Die Frage ist aufgeworfen worden – und mit dieser Betrachtung schließen wir –, ob unsrer Stadt durch die Hellenik ein besonderer Dienst geleistet worden ist oder ob es nicht vielleicht ein Gewinn gewesen wäre, wenn Schinkel am Scheidewege (1818) sich schließlich anders entschieden und eine Kunstreformation im gotischen statt im griechischen Geiste beschlossen hätte. Die Antwort auf die Frage wird notwendig verschieden lauten, wir unsrerseits aber glauben uns Glück wünschen zu dürfen, daß der Würfel so fiel, wie er fiel. Es ist unzweifelhaft, daß ein Mann von Schinkels eminenter Begabung auch die Gotik hätte wieder beleben können; aber selbst seine Begabung würde nur immer ein gotisches Interim geschaffen haben. Der Eklektizismus – der heutzutage in allen Künsten, am meisten aber in der Baukunst, vorherrscht und der, weil er beständig zu Prüfung und Vergleich auffordert, auch die kritische Begabung weit über alles andre hinaus ausbildet –, der Eklektizismus, sag ich, mußte schließlich notwendig dabei ankommen, unter dem Verschiedenen, das sich ihm darbot, das Einfachere, das Stil- und Gesetzvollere, vor allem das Ausbildungsfähigere zu adoptieren. Wenn Schinkel nicht dabei anlangte, so würde doch die Wiederbelebung der Gotik, natürlich vom Kirchenbau abgesehen, immer nur eine gotische Episode ge schaffen haben. Schinkel hat uns vor dieser Episode bewahrt.
Auf dem Friedrich-Werderschen Kirchhof ragt sein Denkmal auf, und andre Denkmäler werden folgen. Am schönsten aber lebt sein Gedächtnis in der Schule fort, die er gegründet und deren alljährlich wiederkehrendes Erinnerungsfest (das Schinkel-Fest) ein lebendiges Zeugnis ablegt von der Liebe zu dem geschiedenen Meister, zugleich auch von seiner Bedeutung.
Wenn beim Wein die Herzen klopfen
Und das Fest zum Liede drängt,
Ziemt sich's, daß die ersten Tropfen
Man den großen Toten sprengt.
Segnend waltet ihr Gedächtnis
Über uns, Gestirnen gleich,
Und in ihrer Kraft Vermächtnis
Fühlen wir uns groß und reich.
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Schinkels Portraitfigur an der Blücher-Statue befindet sich auf dem Seitenfelde rechts, dem Opernhause zu. Es ist ein Soldat, der sich, nach der Schlacht, an sein Pferd lehnt , während Verwundete und Erschöpfte um einen großen, über dem Feuer hängenden Kessel herum sitzen. – Auf dem Beuth-Denkmal ist Schinkel derjenige, der sich (Seitenfeld rechts) mit dem Entwurf des Musters zu einem Gewebe beschäftigt. [Image: Zurück]
In solchen Momenten war ihm der kunstsinnige Kronprinz ein Trost und eine Erhebung. »Kopf oben, Schinkel; wir wollen einst zusammen bauen«, das war die Zauberformel, vor der alle Trübsal schwand. Charlottenhof, »das in Rosen liegt«, war nur ein Anfang; ganz andere Dinge noch waren geplant und harrten ihrer Ausführung. Ob das Einvernehmen dasselbe geblieben wäre, wenn Schinkel die Thronbesteigung Friedrich Wilhelms IV. um mehr als wenige Monate überlebt hätte, steht freilich dahin. Fast möchten wir es bezweifeln. Der König war eben König, und Schinkel, wenn auch in vielem nachgiebig, war doch sehr fest in seinen Kunstprinzipien. Die einzige Begegnung, die sie noch hatten, verlief nicht ermutigend. Schinkel, wenige Tage nach der Thronbesteigung bereits zum Könige berufen, war nicht da; er war ohne Urlaub nach Ruppin gereist. Als er erschien, wurd er mit den Worten empfangen: »Sie haben sich wohl vor dem Kanonendonner gefürchtet, der meinem Volke meine Thronbesteigung verkündete.« Gewiß wär alles auf eine Weile hin wieder eingeklungen; aber, wie immer auch, der König war eben – der Kronprinz nicht mehr. ._.
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8. Michel Protzen
Deutsch und verständlich! Euer Exzellenz schalten und walten
im Lande! Das ist meine Stube! – Halten zu Gnaden.
Schiller
Aus meiner frühesten Jugend entsinn ich mich seiner. Er war damals erst ein Vierziger, hieß aber schon der »alte Protzen«. Aufrecht stand er in der großen Rundtür seines Gasthofes und sah die Straße hinunter wie König Polykrates:
Dies alles ist mir untertänig;
Gestehe, daß ich
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