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Wanderungen Durch Die Mark Brandenburg: Band 3, Havelland

Wanderungen Durch Die Mark Brandenburg: Band 3, Havelland

Titel: Wanderungen Durch Die Mark Brandenburg: Band 3, Havelland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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Faust triumphierend in die Höh und schrie: ›Jetzt kriegen wir ihn.‹ Es war ersichtlich, daß der Dieb sich des Wagens bemächtigt hatte, um seine Beute rascher und bequemer fortschaffen zu können; dem Bestohlenen aber stand es auf einen Schlag vor der Seele, daß er an der Apartheit der Räderspur eines Kinderwagens die Spur des Feindes und endlich ihn selber finden würde.
    ›Sollen wir Anzeige machen?‹ unterbrach Robert.
    ›Ei, was, Anzeige. Das wissen wir in Neu Geltow besser.‹ Damit sprang er ins Haus zurück, stülpte sich eine Filzkappe auf und stand im nächsten Moment mit zwei Dornstöcken wieder auf dem Hof. ›Da, nimm.‹
    ›Willst du nicht lieber die Pistolen...‹
    ›Nein, ein Knittel geht immer los.‹ Damit trat er auf die nach Potsdam führende Chaussee. Der Bruder folgte.
    Nun begann ein Suchen, wie es seit den Tagen des ›letzten Mohikaners‹ nicht mehr erlebt worden ist. Alle Künste, die Falkenauge in seinen besten Momenten geübt, alle Instinkte, die den Unkas und Chingachgook jemals siegreich geleitet, wenn sie aus einem abgebrochenen Tannenzweig oder aus dem Tritt des Mokassins die Spur zu entdecken und die schon verlorene wieder aufzufinden wußten, alle diese Künste und Instinkte, sie wurden überboten von dem, was jetzt William Robertson in dieser frühen Oktoberstunde leistete. Das Terrain war das schwierigste von der Welt. Es hatte in der Nacht geregnet und der Staub, der sonst auf der Chaussee liegt, war weggespült worden. Aber wenn die harte Steinstraße keine Spur herausgab, so zeigte sie sich dafür allemal da, wo der Kinderwagen momentan in den sogenannten Sommerweg eingebogen war, wie in eine Form gegossen. Die Brüder sprachen kein Wort, aber in solchem Augenblick begrüßten sich ihre Blicke.
    So hatten sie die Spur bis zum Tore verfolgt; hier mußte sich's entscheiden. War er ein Potsdamer und hier in die Stadt hinein gefahren, so waren alle Mühen umsonst gewesen; war er aber ein Berliner (und allerhand Zeichen hatten schon dafür gesprochen), war er, statt in die Stadt, um diese herum und auf die Berliner Chaussee gebogen, so mußte er eingeholt werden. Richtig; da war die Spur. Der Sieg gestaltete sich mutmaßlich nur noch zu einer Frage der Zeit.
    Also weiter. Es war jetzt schon um die neunte Stunde. Als sie eben die große Glienicker Brücke passiert hatten, sahen sie eine Schwadron Gardehusaren des Weges kommen. ›Habt ihr nicht einen Mann und einen Kinderwagen gesehn?‹ – ›Jawohl; er muß jetzt hinter Dreilinden sein, auf Neu-Zehlendorf zu.‹
    Die Hoffnung sank wieder. Der Vorsprung war zu groß. Die Kräfte ließen nach. In diesem kritischen Moment indessen kam von einem der Etablissements her eine Morgendroschke gefahren, die nach Potsdam zurück wollte. ›Halt! Zwanzig Silbergroschen bis Neu-Zehlendorf.‹ Der Kutscher rührte sich nicht. ›Einen Taler.‹ Er nickte. ›Noch ein Trinkgeld, Kutscher, aber nun laßt Euren Wettrenner laufen.‹
    Was soll ich die Katastrophe länger hinausschieben! Sie erraten ohnehin den Ausgang. In einem Chausseegraben zwischen Dreilinden und Zehlendorf, hart zur Linken des Weges, saß der Gegenstand dieser energischen Suche und frühstückte, eine der geraubten Speckseiten neben sich, mit der ganzen Ruhe eines guten Gewissens, während der Kinderwagen mit seinem Bettenbündel wie das Junge eines Frachtwagens mitten auf der Chaussee stand. Dieser letztere Umstand sollte dem arglosen Frühstücker besonders verhängnisvoll werden, denn die gestörte Straßenkommunikation ließ nunmehr ein Ausbiegen nach links hin oder das ›Gewinnen der inneren Linie‹, wie die Strategen sagen würden, völlig unverfänglich erscheinen. So gelang ein totaler Überfall. Im Moment des Vorbeifahrens stürzten sich die beiden Brüder aus der schon vorher leise geöffneten Droschkentür auf ihr Opfer, entrissen ihm, unter Geltendmachung ihrer ›immer losgehenden Waffe‹, das Klappmesser, das der Überraschte einen Augenblick Miene machte à deux mains zu gebrauchen, und luden ihn dann ein, den Mittelplatz in ihrer Droschke einzunehmen. ›Er werde wohl müde sein.‹ Der Kinderwagen wurde angehakt, und so ging es im Triumph rückwärts, über die Glienicker Brücke. › Jetzt wollen wir Anzeige machen‹, rief William seinem Bruder zu. › Wer die Doktors kennt , kuriert sich erst selber.‹
    Da haben Sie meine Geschichte. Sie mag Ihnen den Satz illustrieren, womit ich anfing, die Neigung zum ›abgekürzten Verfahren‹.«
    Unser

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