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Wanderungen durch die Mark Brandenburg

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Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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verschiedenen
    Garnisonen standen und kein Bruder zum andern

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    kam, so bekamen sie alle viere doch dieselbe Krank-
    heit und kamen nur so eben mit dem Leben davon.«
    König : »Das ist ein verzweifelter Umstand gewesen!
    Wo sind die noch lebenden vier Söhne?«
    Fromme : »Einer unter Zieten-Husaren, einer unter den Gensdarmes! Einer ist unter dem Prinz Ferdinandschen Regiment gewesen und wohnt auf dem
    Gute Dessow. Der vierte ist der Schwiegersohn vom
    Herrn General von Zieten. Er war Lieutenant beim
    Zietenschen Regiment; Ihro Majestät haben ihm a-
    ber in diesem letzten Kriege, wegen seiner Kränk-
    lichkeit, den Abschied gegeben; nun wohnt er in
    Ganzer.«
    König : »So?... Macht Ihr sonst noch Proben mit ausländischem Getreide?«
    Fromme : »O ja! Dieses Jahr habe ich spanische
    Gerste gesäet. Allein sie will nicht recht einschlagen; ich gehe wieder ab. Aber den holsteinischen Staudenroggen find ich gut!«
    König : »Was ist das für Roggen?«
    Fromme : »Er wächst im Holsteinischen in der Nie-
    derung. Unterm zehnten Korn hab ich ihn noch nie
    gehabt!«
    König : »Nu, nu! nicht gleich das zehnte Korn!«

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    Fromme : »Das ist nicht viel! Belieben Ihro Majestät, den Herrn General von Görtz zu fragen, die werden
    Ihnen sagen, daß dies im Holsteinischen nicht viel
    ist.«
    Nun sprachen sie in dem Wagen eine Weile von
    dem Roggen. Mit einem Male riefen Ihro Majestät
    aus dem Wagen: »Na! so bleibt bei dem holsteini-
    schen Staudenroggen und gebt den Untertanen auch
    welchen.«
    Fromme : »Ja, Ihro Majestät!«
    König : »Aber macht mir einmal eine Idee: Wie hat das Luch ausgesehen, ehe es abgegraben war?«
    Fromme : »Es waren lauter hohe Hüllen, dazwischen setzte sich das Wasser. Bei den trockensten Jahren
    konnten wir das Heu nicht herausfahren, sondern wir
    mußten's in großen Mieten setzen. Im Winter nur,
    wenn's scharf gefroren hatte, konnten wir's heraus-
    fahren. Nun aber haben wir die Hüllen herausgehau-
    en, und die Gräben, die Ihro Majestät machen las-
    sen, ziehen das Wasser ab. Nun ist das Luch so tro-
    cken, wie Ihro Majestät sehen, und wir können unser
    Heu herausfahren, wann wir wollen.«
    König : »Das ist gut! Halten Eure Untertanen auch mehr Vieh wie sonst?«
    Fromme : »Ja!«

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    König : »Wieviel wohl mehr?«
    Fromme : »Mancher eine Kuh, mancher zwo, nach-
    dem es sein Vermögen verstattet.«
    König : »Aber wieviel halten sie wohl sämtlich mehr?
    Ohngefähr nur!«
    Fromme : »Bis einhundertundzwanzig Stück!«
    Nun mußten Ihro Majestät wohl den Herrn General
    von Görtz gefragt haben, woher ich ihn kennte, weil
    ich wegen des holsteinischen Roggens zu Ihro Majes-
    tät sagte: Sie möchten nur den General nach dem
    Roggen fragen; und hat der Herr General vermutlich,
    der Wahrheit gemäß, geantwortet: »daß er mich im
    Holsteinischen kennengelernt und daß ich daselbst
    Pferde gekauft hätte, auch in Potsdam mit Pferden
    gewesen wäre«. Mit einemmal sagten Ihro Majestät:
    » Hört! Ich weiß, Ihr seid ein Liebhaber von Pferden.
    Geht aber ab davon und zieht Euch Kühe dafür; Ihr
    werdet Eure Rechnung besser dabei finden.«
    Fromme : »Ihro Majestät ich handle nicht mehr mit Pferden. Ich ziehe mir nur etliche Füllen alle Jahr.«
    König ,: »Zieht Euch Kälber dafür, das ist besser!«
    Fromme : »Oh, Ihro Majestät, wenn man sich Mühe
    gibt, ist kein Schade bei der Pferdezucht. Ich kenne

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    jemand, welcher vor zwei Jahren tausend Taler für
    einen Hengst von seinem Zuwachs bekam.«
    König : »Der ist ein Narr gewesen, der sie gegeben hat!«
    Fromme : »Ihro Majestät, es war ein mecklenburgi-
    scher Edelmann.«
    König : »Er ist aber doch ein Narr gewesen.«
    Nun kamen wir auf das Territorium des Amts Neu-
    stadt, wo der Amtsrat Klausius, der das Amt in Pacht
    hat, auf der Grenze hielt und Ihro Majestät vorbeirei-
    sen ließ. Weil mir aber das Sprechen schon sehr sau-
    er wurde, Ihro Majestät immer nach den Dörfern
    fragte, so hier in Menge sind, und ich immer den
    Gutsbesitzer mit nennen und sagen mußte, welche
    von ihnen Söhne im königlichen Dienst hätten, so
    holt ich den Herrn Amtsrat Klausius an den Wagen
    heran und sagte: »Ihro Majestät, das ist der Amtsrat
    Klausius vom Amt Neustadt, unter dessen Jurisdikti-
    on die Kolonien stehen.«
    König : »So, so! das ist mir lieb! Laßt ihn herkommen!1) – Wie heißt Ihr?«
    Amtsrat : »Klausius!«
    König : »Klau-si-us. Na, habt Ihr viel Vieh hier auf den Kolonien?«

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    Amtsrat :

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