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Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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ich
    wohl, daß man das so ganz genau sogleich nicht sa-
    gen kann. Ich bin nicht da gewesen, kenne das Ter-
    rain nicht; sonst versteh ich's so gut wie Ihr, wieviel Familien angesetzt werden können.«
    Bauinspektor : »Ihro Majestät, das Luch ist aber
    noch in großer Gemeinschaft.«
    König : »Das schadet nicht! Man muß eine Vertau-
    schung machen oder ein Äquivalent dafür geben, wie
    sich's tun läßt am besten. Umsonst verlang ich's
    nicht.« (Zum Amtsrat Klausius:) »Na! hört mal: Ihr

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    könnt's an meine Kammer schreiben, was ich urbar
    will gemacht haben; das Geld dazu geb ich!« (Zu
    mir:) »Und Ihr geht nach Berlin und sagt es meinem
    Geheimen Rat Michaelis mündlich, was ich noch will
    urbar gemacht haben.«
    Nun setzten Ihro Majestät sich in den Wagen und
    fuhren den Berg hinunter; es wurd umgespannt. Weil
    nun Ihro Majestät befohlen hatten, daß ich bis an die
    Stöllnschen Berge Sie begleiten sollte, so ging ich an
    den Wagen und fragte: »Befehlen Ihro Majestät, daß
    ich noch weiter mit soll?«
    König : »Nein, mein Sohn; reitet in Gottes Namen
    nach Hause!«
    Soweit die Unterredung, die Fromme großenteils
    direkt mit dem Könige geführt. Er fügt aber seinem
    Bericht noch einiges hinzu, was er nachträglich über
    den Verlauf der Reise erfahren hat. Dies lautet in
    Frommes Aufzeichnungen (an Gleim) wie folgt:
    Herr Amtsrat Klausius brachte sodann Ihro Majes-
    tät bis nach Rathenow, wo Sie im Posthause logiert
    haben. In Rathenow sind Ihro Majestät über Tafel
    ungemein vergnügt gewesen, haben mit dem Herrn
    Obristlieutenant von Backhoff von den Carabiniers
    gespeist, und haben der Herr Obristlieutenant von
    Backhoff selbst erzählt, daß Ihro Majestät gesagt
    hätten:
    »Mein lieber Backhoff! ist Er lange nicht in der Ge-
    gend von Fehrbellin gewesen, so reise Er hin! Die

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    Gegend hat sich ungemein verbessert. Ich hab in
    langer Zeit mit solch einem Vergnügen nicht gereist.
    Ich nahm die Reise mir vor, weil ich keine Revue
    hatte, und es hat mir so sehr gefallen, daß ich gewiß
    wieder künftig solch eine Reise vornehmen werde! –
    Hör Er mal: Wie ist es Ihm gegangen im letzten
    Kriege? Vermutlich schlecht! Ihr habt in Sachsen
    auch nichts ausgerichtet... Ich hätte können was
    ausrichten; allein ich hätte mehr als die Hälfte mei-
    ner Armee aufgeopfert und unschuldig Menschenblut
    vergossen. Aber dann wär ich wert gewesen, daß
    man mich vor die Fähndelwache gelegt und mir ei-
    nen öffentlichen Produkt gegeben hätte. Die Kriege
    werden fürchterlich zu führen.«
    Nachher haben Ihro Majestät gesagt:
    »Von der Schlacht bei Fehrbellin bin ich so orien-
    tiert, als wenn ich selbst dabeigewesen wäre! Als ich
    noch Kronprinz war und in Ruppin stand, da war ein
    alter Bürger – der Mann war schon sehr alt! –, der
    wußte die ganze Bataille zu beschreiben und kannte
    den Walplatz sehr gut! Einmal setzt ich mich in den
    Wagen, nahm meinen alten Bürger mit, welcher
    dann mir alles zeigte, so genau, daß ich sehr zufrie-
    den war mit ihm. Als ich nun wieder nach Hause reis-
    te, dacht ich, du mußt doch deinen Spaß mit dem
    Alten haben! Da fragte ich ihn: ›Vater, wißt Ihr denn
    nicht, warum die beiden Herren sich miteinander
    gestritten haben?‹ – ›O jo, Ihro Königliche Hoheiten,
    dat will ick Se wohl seggen. As unse Chorförst is
    jung west, hat he in Utrecht studeert, und doa is de
    König von Schweden as Prinz ok west. Doa hebben

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    nu de beede Herrn sich vertörnt un hebben sich bi de
    Hoar kricht. Un dat is nu de Pike davon!‹«
    Ihro Majestät haben wirklich so plattdeutsch ge-
    sprochen.
    Weiter kann ich von der Reise keine Beschreibung
    machen. Denn Ihro Majestät haben zwar noch viel
    gesagt und gefragt, es würd aber wohl schwer sein,
    es alles zu Papier zu bringen.

    1. »Von hier an«, so bemerkt Fromme, »sprach
    der König meist mit dem Amtsrat Klausius,
    und ich (Fromme) schreibe nur, was ich selbst
    noch so nebenbei gehört habe.«

    Neustadt a. D.

    Auf der langen Bohlenbrücke,
    Drüber unsre Schritte dröhnen,
    Wandeln wir mit heitrem Blicke
    In die Stadt; kühl sind die Straßen,
    Blank die Steine, kannst du's fassen?
    Du betrittst sie ganz alleine.

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    Wer kennte nicht Neustadt? Aber wenn es einerseits
    zu den Städten gehört, von denen die Welt nur den
    Bahnhof kennt, so gehört es andererseits zu denen, die beständig verwechselt werden.
    Uns gegenüber im Coupé sitzt eine blasse Dame von
    sechsunddreißig und mustert

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