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Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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zusammen-
    gestellt habe: landschaftliches und Historisches, Sit-
    ten- und Charakterschilderung – und verschieden
    wie die Dinge, so verschieden ist auch die Behand-
    lung, die sie gefunden. Aber wie abweichend in Form
    und Inhalt die einzelnen Kapitel voneinander sein
    mögen, darin sind sie sich gleich, daß sie aus Liebe
    und Anhänglichkeit an die Heimat geboren wurden.
    Möchten sie auch in andern jene Empfindungen we-
    cken, von denen ich am eignen Herzen erfahren ha-
    be, daß sie ein Glück, ein Trost und die Quelle ech-
    tester Freuden sind.
    Berlin, im November 1861
    Th. F .
    Vorwort zur zweiten Auflage
    Statt eines regelrechten Vorwortes heute lieber ein
    Wort über »reisen in der Mark«.
    Ob du reisen sollst, so fragst du, reisen in der Mark ?
    Die Antwort auf diese Frage ist nicht eben leicht. Und
    doch würd es gerade mir nicht anstehn, sie zu um-
    gehen oder wohl gar ein »nein« zu sagen. So denn
    also »ja«. Aber »ja« unter Vorbedingungen. Laß
    mich Punkt für Punkt aufzählen, was ich für unerläß-
    lich halte.
    Wer in der Mark reisen will, der muß zunächst Liebe
    zu »Land und Leuten« mitbringen, mindestens keine

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    Voreingenommenheit. Er muß den guten Willen ha-
    ben, das Gute gut zu finden, anstatt es durch krittli-
    che Vergleiche totzumachen.
    Der Reisende in der Mark muß sich ferner mit einer
    feineren Art von Natur- und Landschaftssinn ausgerüstet fühlen. Es gibt gröbliche Augen, die gleich ei-
    nen Gletscher oder Meeressturm verlangen, um be-
    friedigt zu sein. Diese mögen zu Hause bleiben. Es
    ist mit der märkischen Natur wie mit manchen Frau-
    en. »Auch die häßlichste« – sagt das Sprichwort –
    »hat immer noch sieben Schönheiten.« Ganz so ist
    es mit dem »Lande zwischen Oder und Elbe«; weni-
    ge Punkte sind so arm, daß sie nicht auch ihre sieben
    Schönheiten hätten. Man muß sie nur zu finden ver-
    stehn. Wer das Auge dafür hat, der wag es und rei-
    se.
    Drittens. Wenn du reisen willst, mußt du die Ge-
    schichte dieses Landes kennen und lieben . Dies ist ganz unerläßlich. Wer nach Küstrin kommt und einfach das alte graugelbe Schloß sieht, das, hinter Bas-
    tion Brandenburg, mehr häßlich als gespensterhaft
    aufragt, wird es für ein Landarmenhaus halten und
    entweder gleichgültig oder wohl gar in ästhetischem
    Mißbehagen an ihm vorübergehn; wer aber weiß:
    »hier fiel Kattes Haupt; an diesem Fenster stand der
    Kronprinz«, der sieht den alten unschönen Bau mit
    andern Augen an. – So überall. Wer, unvertraut mit
    den Großtaten unserer Geschichte, zwischen Linum
    und Hakenberg hinfährt, rechts das Luch, links ein
    paar Sandhügel, der wird sich die Schirmmütze ü-
    bers Gesicht ziehn und in der Wagenecke zu nicken

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    suchen; wer aber weiß, hier fiel Froben, hier wurde
    das Regiment Dalwigk in Stücke gehauen, dies ist
    das Schlachtfeld von Fehrbellin, der wird sich auf-
    richten im Wagen und Luch und Heide plötzlich wie
    in wunderbarer Beleuchtung sehn.
    Viertens. Du mußt nicht allzusehr durch den Komfort
    der »großen Touren« verwöhnt und verweichlicht
    sein. Es wird einem selten das Schlimmste zugemu-
    tet, aber es kommt doch vor, und keine Lokalkennt-
    nis, keine Reiseerfahrung reichen aus, dich im vor-
    aus wissen zu lassen, wo es vorkommen wird und wo nicht. Zustände von Armut und Verwahrlosung
    schieben sich in die Zustände modernen Kulturlebens
    ein, und während du eben noch im Lande Teltow das
    beste Lager fandest, findest du vielleicht im »Schen-
    kenländchen« eine Lagerstätte, die alle Mängel und
    Schrecknisse, deren Bett und Linnen überhaupt fähig
    sind, in sich vereinigt. Regeln sind nicht zu geben,
    Sicherheitsmaßregeln nicht zu treffen. Wo es gut
    sein könnte, da triffst du es vielleicht schlecht, und
    wo du das Kümmerlichste erwartest, überraschen
    dich Luxus und Behaglichkeit.
    Fünftens und letztens. Wenn du das Wagstück wagen
    willst – »füll deinen Beutel mit Geld«. Reisen in der
    Mark ist alles andre eher als billig. Glaube nicht, weil du die Preise kennst, die Sprache sprichst und sicher
    bist vor Kellner und Vetturinen, daß du sparen
    kannst; glaube vor allem nicht daß du es deshalb
    kannst, »weil ja alles so nahe liegt«. Die Nähe tut es
    nicht. In vielen bereisten Ländern kann man billig
    reisen, wenn man anspruchslos ist; in der Mark

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    kannst du es nicht, wenn du nicht das Glück hast zu
    den »Dauerläufern« zu gehören. Ist dies nicht der
    Fall, ist dir der Wagen ein

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