Wanderungen durch die Mark Brandenburg
getragen. Zwei dieser
Pfeiler sind rund, der dritte (mittelste) vier- oder
sechseckig. Die auf den Pfeilern stehenden Gewölbe
sind vielgerippt, so daß immer sechzehn Rippen auf
einem Pfeiler ruhen oder aus demselben palmenhaft
aufwachsen. Der Abstand zwischen den Pfeilern ist
verschieden, und von oben nach unten zu abge-
schnitten, bemerkt man, daß der Zwischenraum von
Pfeiler zu Pfeiler immer um ein bis zwei Fuß kleiner
wird. Es stehe dahin, ob dies Absicht oder Zufall ist.
Neben dem Kloster, und vielleicht früher in unmittel-
barem Zusammenhange mit ihm, steht die ehemali-
ge Klosterkirche , jetzt die Dorfkirche. Sie ist nicht mehr, was sie war. Der Turm ist kein eigentlicher
Turm mehr, und die Kirche selbst hat unter den ver-
schiedenen Umbauten, denen sie unterworfen wurde,
ihren gotischen Charakter beinah völlig verloren. Sie
besitzt aber aus alter katholischer Zeit her noch
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mehrere Wertstücke, von denen Kuglers Kunstge-
schichte vor allem eines Taufbeckens Erwähnung tut.
Wohl in einiger Überschätzung. Es finden sich, ähn-
lich wie die Reste vergoldeter Schnitzaltäre, solche
Taufbecken zu vielen Hunderten in unserer Mark.
Was aber nicht nach Hunderten anzutreffen ist und
was in der Tat eine Sehenswürdigkeit der Friedländer
Kirche bildet, das sind drei reichvergoldete Abend-
mahlskelche, die noch, als Wert- und Erinnerungs-
stücke aus der vorlutherischen Zeit her, im Pfarrhau-
se aufbewahrt werden. Alle drei sind von verwandter
Form und nur der Größe nach verschieden. Auf ei-
nem breiten Fuße ruht ein tulpenförmiger Kelch, in
der Mitte des kurzen Stiels aber, der diese Kelchtulpe
trägt, legt sich ein sechseckiges Ornament ringför-
mig um den Stiel herum. Eins dieser sechseckigen
Ornamente ist hohl und von durchbrochener Arbeit;
innerhalb desselben klappert eine Reliquie, ein Kno-
chensplitter oder der Zahn eines Heiligen. Derselbe
Kelch, einer der kleineren, trägt auch zugleich die
Namen: »Martha. Johannes. Welsickendorp«. Ein
anderer, der größte und schönste, zeigt statt der
Namen drei sauber einradierte Marienbilder nach
Stellen aus der Offenbarung und abwechselnd mit
diesen drei Radierungen drei kleine Goldskulpturen,
hautreliefartig auf den Fuß des Kelches aufgelötet.
Diese kleinen Goldfigürchen stellen »Maria und Jo-
hannes zu beiden Seiten des Gekreuzigten«, ferner
»Sankt Georg, den Drachen tötend«, und schließlich
noch ein drittes dar, dessen Entzifferung mir nicht
gelungen ist.
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Die Kelche beweisen zur Genüge, daß Kloster Fried-
land zu den reicheren Stiftungen des Landes gehör-
te. Es darf auch nicht wundern. zählten doch die Bar-
fus, die Pfuels, die Krummensee und Ilows, deren
Töchtern wir vorzugsweise in Kloster Friedland be-
gegnen, zu den begütertsten und angesehensten
Familien des Landes. Über den Ort, wo die Kelche
herstammen, ist nichts bekannt.
Die Geschichte »Kloster Friedlands« hatte mit dem
Eingehen desselben ihre Endschaft nicht erreicht. Die
Roebels und der Markgraf Karl von Schwedt folgten,
wie schon hervorgehoben, im Besitz; aber keiner von
ihnen hat nachträglich dem alten stillen Klosterdorf
einen anderweiten Charakter aufzudrücken ver-
mocht. Es konnte auch kaum anders sein. Die Roe-
bels lebten in Buch (bei Berlin), das ihnen schon, um
der Nähe der Hauptstadt willen, lieber sein mußte,
und scheinen in Friedland niemals dauernd Wohnung
genommen zu haben. Der Markgraf erschien aller-
dings von Zeit zu Zeit; aber seine Besuche waren
doch zu flüchtig und zu selten, als daß der Wunsch in
ihm hätte lebendig werden können, ein Schloß an
dieser Stelle aufführen zu lassen. Ein einfaches
Wohnhaus genügte dem Bedürfnis. Dies Wohnhaus
existiert noch und in ihm, als einziges direktes Erinnerungsstück an die Zeit des Markgrafen, ein trefflich
gemaltes Bildnis desselben in halber Figur. Ich weiß
nicht, ob andere Portraits von ihm vorhanden sind;
wäre es das einzige, so würde es schon um deshalb
einen gewissen historischen Wert beanspruchen
können.
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Das Bild erinnert noch an Markgraf Karl und, nicht zu
vergessen, eine andre Hinterlassenschaft noch: eine
Glocke, die er der Kirche seinerzeit zum Geschenk
machte. Sie führt nicht den Namen eines Heiligen,
sondern heißt: »Markgraf Karl«. Ob er selber durch
Beispiel und Mahnung die Dörfler jemals zur Kirche
gerufen, ist mindestens zweifelhaft (es waren nicht
die Zeiten danach), aber die
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