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Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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Glocke tut es jetzt statt
    seiner, und sooft sie am Sonntagmorgen erklingt,
    heißt es im Dorfe: Markgraf Karl ruft.

    1. Diese Verordnungen waren gewiß um so nöti-
    ger, aber freilich auch um so schwieriger
    durchzuführen, als alle solche Klöster, die wie Kloster Friedland nur eine lokale Bedeutung
    hatten, wie von selber aus einem kirchlichen
    zugleich auch zu einem gesellschaftlichen Mit-
    telpunkte des Kreises wurden. Die Pfuels und
    die Ilows, die Eyckendorps und die Höndorps,
    die Stranze, Barfuse und Wulffens, wie sie ih-
    re Güter in nächster Nähe um Kloster Fried-
    land herum hatten, so hatten sie auch ihre
    Töchter in demselben. Die einfache Folge da-
    von war, daß das Kloster in gutem und oft
    auch wohl in nicht gutem Sinne des Worts zu
    einem Rendezvousplatze wurde, wohin die
    adeligen Insassen des Kreises ihre Neuigkei-
    ten trugen, um sie gegen andere auszutau-
    schen. Die Weit innerhalb und außerhalb der
    Klostermauern war dieselbe. Alles war ver-
    sippt, verschwägert, und die Kordialität, die

    1086
    Familienzugehörigkeit mußte natürlich die
    Aufrechterhaltung der Disziplin erschweren.

    2. Die größte unter den Filialkirchen des Klosters
    war die zu Ringenwalde, eine alte, im romani-
    schen Stile aufgeführte Feldsteinkirche, die
    sich bis diesen Tag trefflich erhalten hat und
    uns veranschaulicht, wie vor 600 Jahren von
    den Christentum und Kultur bringenden Zis-
    terziensern märkische Dorfkirchen gebaut
    wurden. Alles zeigt noch durchaus den Cha-
    rakter der »geistlichen Burg«: hoch hinaufge-
    hende Feldsteinmauern, dann, ziemlich dicht
    unterm Dach, kleine rundgewölbte Fenster
    mit Öffnungen wie Schießscharten.

    Kunersdorf

    Und welchen Gott so reich bedacht
    Daß er ein Held ist in der Schlacht
    Und hat dazu ein gläubig Herz,
    Dem kann man trauen allerwärts.
    Otto Roquette

    Kunersdorf ist Nachbargut von Kloster Friedland und
    gehört, wie dieses, der Itzenplitzischen Familie an.
    Es ist zunächst, ohne seinem eignen Ruhme zu nahe
    treten zu wollen, nicht zu verwechseln mit dem be-
    rühmteren Schlachten-Kunersdorf (zum Unterschied 1087
    gewöhnlich mit einem K geschrieben*), das, weiter
    östlich, eine halbe Meile jenseits Frankfurt gelegen
    ist, während unser Kunersdorf diesseits der Oder, zwischen Wriezen und Seelow liegt.
    Um über Kunersdorf zu schreiben, ist es nötig, noch
    einmal auf Kloster Friedland und das Jahr 1763 zu-
    rückzugehen, in welchem Jahre – wie schon früher
    hervorgehoben – die bis dahin Markgraf Karlschen
    Güter Quilitz und Friedland an die Krone zurückfie-
    len. Sie blieben aber, um auch das zu wiederholen,
    nicht lange bei der Krone, indem der König, im sel-
    ben Jahre noch, beide Güter als Dotationsgüter an
    zwei seiner Lieblingsoffiziere verlieh. Quilitz schenkte er an den damaligen Obristlieutenant von Prittwitz;
    Friedland erhielt der Major (oder Obristlieutenant) von Lestwitz . Und noch einmal sei hier das Wort zitiert: » Prittwitz a sauvé le roi, Lestwitz a sauvé
    l'état .«
    Lestwitz besaß nun Friedland. Wie aber kam er zu
    Kunersdorf? Das geschah so.
    Lestwitz war in Zweifel darüber, ob er Friedland als
    Lehn oder als Allod erhalten habe, und scheute sich
    doch, bei dem Könige deshalb anzufragen. War es
    Lehn, so fiel es, da er keinen Sohn hatte, nach sei-
    nem Tode an die Krone zurück. In dieser Verlegen-
    heit – einerseits von dem lebhaften Wunsche erfüllt,
    seiner einzigen Tochter ein Gut als Erbe zu hinterlas-
    sen, und andererseits von der berechtigten Vorstel-
    lung ausgehend, daß es mißlich sei, ohne ausdrückli-
    che Erklärung des Königs, Friedland als Allodium und

    1088
    freien Besitz anzusehen – entschied er sich dafür,
    das benachbarte, vormals von Barfussche Gut Ku-
    nersdorf anzukaufen und sich dadurch in die Lage zu
    bringen, seiner Tochter, wie immer späterhin auch
    die Ansicht des Königs sich herausstellen möge, je-
    denfalls einen Landbesitz hinterlassen zu können. Er kaufte also Kunersdorf .
    Bald darauf sah Lestwitz die Notwendigkeit ein, sich
    auf einem seiner Güter standesgemäß einzurichten,
    daß heißt ein Schloß zu bauen. Da ihm der dauernde
    Besitz Friedlands, dauernd über seine eigene Le-
    benszeit hinaus, immer noch zweifelhaft war, so ent-
    schied er sich selbstverständlich dafür, das Schloß in
    dem neu erworbenen Kunersdorf1) aufführen zu las-
    sen. Als der Bau halb fertig war, kam der König auf
    einer seiner Inspektionsreisen des Weges. » Lestwitz, warum baut Er

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