Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
Vom Netzwerk:
denn in Kunersdorf und nicht in
    Friedland? « Jetzt war der Moment der Erklärung gekommen. Lestwitz antwortete, daß er keine Söhne
    und nur eine Tochter habe und davon ausgegangen
    sei, daß Friedland nach seinem (Lestwitz') Tode an
    den König zurückfallen werde. »Ich weiß ja, daß Er
    keine Söhne hat«, antwortete der König gnädig, » es
    soll alles Seiner Tochter verbleiben .«
    So kamen Kunersdorf und Friedland an die Familie
    Lestwitz, Friedland als freier Besitz aus Königs Hand,
    Kunersdorf durch Kauf. Friedland, das einst eine
    glänzende Zeit gehabt hatte, verlor mehr und mehr.
    Nur Kirchdorf blieb es. In Schloß Kunersdorf aber
    lebten die Lestwitze und nach ihnen die Itzenplitze,

    1089
    von denen beiden ich in nachstehendem zu erzählen
    haben werde.

    * [Heute werden beide Namen mit K geschrieben;
    Fontane schrieb noch Cunersdorf ]
    1. In Kunersdorf war zwar, noch aus der Barfus-
    Zeit her, ein Herrenhaus, aber weder geräu-
    mig genug noch standesgemäß in seiner Ein-
    richtung. Dies alte Barfussche Herrenhaus e-
    xistiert noch (es steht dem Schloß gegen-
    über) und veranschaulicht sehr gut, wie der
    Adel vor 200 Jahren lebte.

    Hans Georg Sigismund von
    Lestwitz
    1763–1788
    Lestwitz, ebenso wie Prittwitz, gehört in die Reihe
    derjenigen Offiziere des großen Königs, denen es bei
    verhältnismäßig jungen Jahren vergönnt war, durch
    irgendeine glänzende Kriegstat in die Geschichte ein-
    zutreten, denen wir aber während der letzten dreißig
    Jahre ihres Lebens kaum wieder begegnen, weil ih-
    nen der andauernde Friede jede Gelegenheit zu his-
    torisch aufzeichnenswerten Taten versagte. Ich gebe

    1090
    hier alles, was ich über Lestwitz habe in Erfahrung
    bringen können.
    Hans Sigismund von Lestwitz wurde am
    19. Juni 1718 zu Kontopp im Glogauschen geboren.
    Sein Vater war der spätere Generallieutenant Johann
    George von Lestwitz, seine Mutter Helene geborne
    Freiin von Kottwitz. Die Lestwitze, die im Mannes-
    stamme mit unserm Hans Sigismund ausstarben,
    gehörten den fünf alten schlesischen Familien an:
    Rothkirch, Lestwitz, Prittwitz, Strachwitz, Zedlitz, die schon bei Liegnitz in der Mongolenschlacht gefochten
    hatten. Hans Sigismund machte seine Studien auf
    der Universität zu Frankfurt a. d. O. und trat 1734
    als Fahnjunker in das daselbst garnisonierende
    Schwerinsche Regiment. Er machte die beiden Schle-
    sischen Kriege mit, focht bei Mollwitz, Chotusitz, Ho-
    henfriedberg und Soor mit Auszeichnung und erhielt
    gleich in der ersten Schlacht des Siebenjährigen
    Krieges (bei Lobositz) den Pour le mérite. 1757 ward
    er Major im Regiment Alt-Braunschweig. Er war noch
    Major in ebendiesem Regiment, als die blutige
    Schlacht bei Torgau, am 3. November 1760, ihm
    Gelegenheit gab, sich in besonderem Grade auszu-
    zeichnen. Eine vortreffliche, von Graf Waldersee her-
    rührende Schilderung der »Schlacht bei Torgau« sagt
    darüber im wesentlichen folgendes:
    »Der Hügel des Königs war geschlagen; nur vier Ba-
    taillone vom Regiment Schenkendorf standen noch in
    Reserve; unter ihrem Schutze sollte sich die Armee
    wieder sammeln. Der König fühlte sich durch eine
    starke Kontusion (eine Kartätschenkugel hatte ihn

    1091
    besinnungslos vom Pferde geworfen) so ermattet,
    daß er sich nicht mehr fähig hielt, das Kommando
    der Armee fortzuführen. Er trat es also – auch Mark-
    graf Karl war blessiert – an den Generallieutenant
    von Hülsen ab. Er selbst zog sich aus dem Getümmel
    zurück.
    Um diese Zeit war es, daß einzelne Offiziere die
    Mannschaften wieder zu sammeln suchten. Beson-
    ders zeichnete sich der Major von Lestwitz vom Re-
    giment Alt-Braunschweig dabei aus. Es war ihm be-
    reits gelungen, einige hundert Infanteristen von ver-
    schiedenen Regimentern und eine Anzahl Tambours
    in eine Masse zu formieren, als der König in der Ab-
    sicht, das Schlachtfeld zu verlassen, vorüberritt.
    ›Wer ist Er, und was will Er hier machen?‹ fragte der
    König.
    ›Ew. Majestät, ich bin der Major Lestwitz von Alt-
    Braunschweig und sammle Offiziere und Leute, um
    mit ihnen die Höhen zu stürmen.‹
    ›Na, Herr, das ist brav, sehr brav. Da mach Er nur
    geschwind und formier Er einige Bataillone.‹
    Beim Fortreiten wandte der König sein Pferd noch
    einmal um und sagte: ›Hör Er, mein lieber Lestwitz,
    sei Er versichert, daß ich Ihm dies nie vergessen
    werde .‹

    1092
    Der König mochte sich erinnern, daß der Major von
    Lestwitz der Sohn des Generallieutenants

Weitere Kostenlose Bücher