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Wanderungen durch die Mark Brandenburg

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Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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man über den Breusch-Fluß und nahm hier,
    angesichts des gelagerten Feindes, eine Stellung.

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    Bournonville befehligte den rechten, der Kurfürst den
    linken Flügel. Der Feind war nicht stark, und diessei-
    tig erwartete man den Befehl zum Angriff. Ja mehr,
    man drang darauf. Aber Bournonville suchte Aus-
    flüchte und hob insonderheit hervor, daß ein breiter
    und tiefer Graben vor der Front des Feindes läge.
    Der Kurfürst ließ nun Brücken über den Graben
    schlagen und leitete seinerseits das Gefecht durch
    ein paar Stückkugeln ein, ohne jedoch den Oberfeld-
    herrn durch ein solches Vorgehen umstimmen zu
    können. Es wurde vielmehr ein Kriegsrat einberufen,
    der erst die Frage: »Angriff oder nicht«, entscheiden
    sollte. Derfflinger war zugegen und nahm das Wort.
    »Er habe den Feind zweimal rekognosziert, und eine
    bessere Gelegenheit, ihn anzugreifen, sei nicht
    denkbar.« Aber Bournonville beharrte bei seiner ent-
    gegengesetzten Ansicht. Im Zorn erhob sich jetzt der
    Alte und erklärte, dem Kriegsrat nicht länger bei-
    wohnen zu wollen. Unter ähnlichen Streitigkeiten
    vergingen Wochen und Monate, bis endlich, am
    4. Januar 1675, der Kurfürst aufbrach, um in Fran-
    ken die Winterquartiere zu beziehen.
    Hier lag er noch in Nähe von Schweinfurt, als ihm in
    der letzten Maiwoche die Nachricht kam, daß die
    Schweden, als Verbündete Frankreichs, in die Kur-
    mark eingebrochen seien und schlimmer als in den
    Zeiten des Dreißigjährigen Krieges darin hausten.
    Sofort brach der Kurfürst auf, um seinem bedrängten
    Lande zu Hülfe zu eilen. Mit ihm Derfflinger, der am
    14. Juni vor Rathenow erschien und am 15. die vom
    Obersten Wangelin verteidigte Stadt im Sturme
    nahm. Unverzüglich ging es weiter, quer durch das

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    Luch auf Kremmen und Linum und zuletzt auf Fehr-
    bellin zu. Die sich nun entspannende Schlacht, in der
    sich namentlich auch Derfflinger durch Scharfblick
    und Selbständigkeit des Urteils auszeichnete, geb ich
    nach den Aufzeichnungen, die der kurfürstliche
    Kammerjunker Dietrich Sigismund von Buch in sei-
    nem Tagebuche darüber gemacht hat.
    »... Seine Kurfürstliche Durchlaucht sagten mir
    am 17., ich solle ihn in der Schlacht nicht verlassen,
    sondern immer bei seiner Person bleiben, und ich
    füge hinzu, daß dies Vertrauen, welches er mir zeig-
    te, mich mehr verpflichtete, als hätte er mir
    1000 Taler geschenkt. Er sagte auch, ich solle auf-
    merksam sein, wenn jemand in der Hitze des Kamp-
    fes sich an ihn schliche, so daß sich niemand nähern
    könne, ohne daß ich acht darauf hätte. Ich antworte-
    te ihm, daß ich alles tun würde, was ein anständiger
    Mann tun könne. Da sagte Seine Kurfürstliche Durch-
    laucht: ›Ja, ich weiß es, daß Ihr es tut, und Ihr habt
    es bis jetzt immer getan.‹
    Nachdem wir noch eine gute Stunde marschiert wa-
    ren, ließ uns Generalmajor Lüdecke – der an diesem
    Tage die Avantgarde führte – sagen, daß der Feind
    zum größten Teil den Paß überschritten habe. Andere
    hielten noch in der geschlossenen Stadt; er bäte
    Seine Kurfürstliche Durchlaucht, ihm Dragoner zu
    senden...« (Dies geschah. Generalmajor Lüdecke
    warf den Feind aus der Stadt hinaus und empfing
    von dem nachrückenden Kurfürsten Befehl, statt
    bloßer weiterer Verfolgung eine Tournierung und
    Überholung zu versuchen, um so die Flüchtigen zwi-

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    schen zwei Feuer nehmen zu können. Dieses in Er-
    wägung der Terrainbeschaffenheit sehr schwierige Manöver führte Generalmajor Lüdecke auch aus,
    ohne jedoch den vorgedachten Zweck zu erreichen.
    Das Tagebuch erwähnt dieses Scheiterns in aller
    Kürze. Und zwar wie folgt:)
    »Anderen Tages, am 18., brachen wir von dem
    Städtchen Kremmen her auf. Unterwegs stießen wir
    auf den uns entgegenkommenden Generalmajor Lü-
    decke, der den sich eilig zurückziehenden Feind nicht
    mehr zu überflügeln vermocht hatte. Jetzt bat der
    Prinz von Homburg um die Avantgarde, und nach-
    dem er sie erhalten, folgte derselbige dem Feinde in
    gutem Trabe. Unterdessen beriet sich Seine Kurfürst-
    liche Durchlaucht mit Herrn Derfflinger, was unter
    diesen Umständen zu tun sei. Derfflinger war der
    Meinung, alle Brücken und Dämme zu zerstören,
    dadurch dem Feinde jeden Sukkurs, aber zugleich
    auch jeden Rückzug abzuschneiden und ihn auf diese
    Weise zu zwingen, in spätestens zwei Tagen um sein
    Leben zu bitten.
    Das war ein guter Plan; aber Seine Kurfürstliche
    Durchlaucht meinte, da man so nah am Feinde

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