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Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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der
    Verschönerung und Pflege seines Parkes. Hof und
    Haus waren seine Welt geworden. Am
    4. Februar 1695 starb er und wurde, seinem Letzten
    Willen gemäß, in dem schon fünfundzwanzig Jahre
    vorher von ihm erbauten Erbbegräbnisse beigesetzt,
    »ohne Gepränge und ohne Lobrede auf sein Leben
    und seine Taten«. Der Geistliche – Salomon Sanno-
    vius – hatte sich in seiner Predigt auf den Ausspruch
    zu beschränken, »Gott habe den Entschlafenen in

    1141
    fast fünfundsiebzigjährigen Kriegsdiensten von der
    niedrigsten bis zur höchsten Stufe gelangen lassen«.
    Kurfürst Friedrich III. ließ seinem Feldmarschall zu
    Ehren eine Gedächtnismünze prägen, die auf der
    einen Seite Derfflingers Portrait, auf der andern sein
    Wappen zeigt. Darunter ein Mars und ein Herkules
    mit der Umschrift: »His Majoribus.« – »Durch diese
    Ahnen.«

    Derfflinger war rüstig und stark, und die Natur
    schien ihn zum Krieger gebildet zu haben. Unter ei-
    ner breiten Stirn eine römische Nase; dazu volles
    krauses Haar und starke Augenbrauen, aber nur we-
    nig Bart über der Oberlippe und etwas verstutztes
    Haar am Kinn.
    Soviel über seine äußere Erscheinung.
    Was seinen Charakter angeht, so leuchtet sein gro-
    ßer Mut hervor, oder, wie sein ältester Biograph im
    Stile seiner Zeit sich ausdrückt: »Der Mut war sein
    Vater und die Schlacht seine Mutter, während sein
    Zelt dem eisernen Bette des Riesen Og von Basan
    glich.«
    Es war ihm ein Stolz, sich aus allerniedrigster Le-
    benssphäre zur höchsten emporgearbeitet zu haben,
    und wohl durft er – dazu herausgefordert – dem
    französischen Gesandten Grafen Rebenac antworten:

    1142
    »Ja, Herr, der Schneider bin ich . Und hier die Elle, womit er alle feigen Seelen der Läng und Breite nach
    zu messen pflegt.« Der Hergang wird verschieden
    erzählt, aber im wesentlichen läuft er in all seinen
    Versionen auf dasselbe hinaus.
    Durch und durch ein »Charakter«, scheint er all sein
    Leben lang zu den spezifisch Unbequemen gehört zu
    haben, obschon der Italiener Leti von ihm rühmt,
    »daß er sich bei Hofe in angemessener Sanftheit und
    Feinheit bewegt habe«. Aber wenn dies auch zutref-
    fen sollte, so wird doch sein Auftreten »im Dienst«
    von seinem Auftreten bei Hofe sehr verschieden ge-
    wesen sein. »Tuen wir unsere Schuldigkeit als Gene-
    rals«, rief er in einem Kriegsrat am
    25. Dezember 1674 dem kaiserlichen Obergeneral
    Herzog von Bournonville zu, »und sitzen wir hier
    nicht still wie alte Weiber.« An solchen und ähnlichen
    Aussprüchen ist kein Mangel. Ohne Menschenfurcht,
    war er in seiner Rede voller Freimut. Es scheint aber
    doch, als ob er nicht nur freimütig, sondern auch in
    hohem Grade erregbar gewesen sei. Wir finden ihn
    immer unzufrieden, immer verletzt, eine Gemüts-
    stimmung, der er denn auch in einem Reime Aus-
    druck gab, den er dem sächsischen Feldmarschall
    Grafen Baudissin in das Stammbuch schrieb:
    Wind und Regen
    Ist mir oft entgegen,
    Ducke mich, laß es vorübergan,
    Das Wedder will seinen Willen han.

    1143
    Und dieses alles richtete sich im wesentlichen gegen
    seinen »gnädigen Herrn, den Kurfürsten«, der sei-
    nerseits, bei sonst hitzigem Temperament, seinem
    Feldmarschall-Murrkopf gegenüber eine wahrhaft
    bewundernswerte Nachsicht und Langmut an den
    Tag legte. Meist waren es Rangfragen, die den Un-
    mut des alten »Grognard« erregten, und ähnliche
    Szenen, wie sie schon 1670 gespielt haben, als er
    sich dem Fürsten Johann Georg von Anhalt-Dessau
    (Vater des »alten Dessauers«) nachgestellt glaubte1),
    wiederholten sich, als der Große Kurfürst siebzehn
    Jahre später dem Grafen von Schomberg das Kom-
    mando der brandenburgischen Armee übertrug. Es
    entspann sich ein sehr gereizter Briefwechsel, aus
    dem zur Charakterisierung beider Briefschreiber, des
    Kurfürsten und seines Feldmarschalls, folgende Stel-
    len hier einen Platz finden mögen.

    » Wollgeborner besonders lieber General-
    Feldmarschall .
    Es ist Euch annoch außer Zweifel erinnerlich, was ich
    mit Euch zum öftern wegen eines tüchtigen und ca-
    pablen Generals, den ich meine Armee und Militz en
    Chef zu kommandiren anvertrauen könnte, in gnä-
    digstem Vertrauen geredet, weßgestalt Ihr auch je-
    desmal dafür gehalten, daß unter andern Qualitäten,
    die zu einer so vornehmen Charge erfordert werden,
    Ich insonderheit darauf zu reflektiren hätte, daß er
    ein Teutscher, der teutschen Sprache kundig sein
    müsse. Nachdem ich nun von Tag zu Tage

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