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Wanderungen durch die Mark Brandenburg

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Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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eigenen pommerschen
    Besitzungen angegriffen werden. Und in der Tat, am
    9. November selbigen Jahres ward ihnen Wolgast
    entrissen, damals der »Schlüssel zu Stettin«. Der
    schwedische Feldmarschall Mardefeld versuchte zwar
    eine Wiedereroberung und drang auch, da der Frost
    alle Gräben mit Eis bedeckt hatte, mit stürmender
    Hand bis an die Festungswälle vor, als er jedoch zur
    Wiederholung des Sturmes schritt, erschien Derfflin-
    ger und entsetzte die Stadt.
    So blieb Wolgast unser.

    1138
    Freilich, Anklam, Demmin und Stettin, dazu Rügen,
    Stralsund und Greifswald waren nach wie vor in
    Händen des Feindes, und es bedurfte noch einer bei-
    nah dreijährigen Kriegführung, ihnen auch diese
    Punkte zu entreißen.
    Besonders bemerkenswert war die Eroberung von
    Rügen und Stralsund. Dabei wirkte die holländische
    Flotte mit. Auf einer Flotte von 210 Schiffen und
    140 Booten – so schreibt Pauli – befand sich die kur-
    fürstliche Macht. Den Oberbefehl führte Derfflinger.
    Der holländische Seeheld Tromp befand sich eben-
    falls an Bord. Drüben auf Rügen befehligte Graf Kö-
    nigsmarck die feindlichen Streitkräfte. Am
    13. September setzten sich die diesseitigen Boote
    auf die Insel zu in Bewegung. Königsmarck ließ sie
    mit acht Kanonen angreifen, aber sie landeten, und
    ihre Mannschaften erstiegen das Ufer. Zuletzt war
    auch Reiterei drüben. Derfflinger setzte sich an die
    Spitze derselben, nahm den Schweden eine Standar-
    te und 200 Gefangene ab und vertrieb den Rest von
    der Insel. An diese Wegnahme Rügens schloß sich
    die von Stralsund. Ende September erfolgte die Zer-
    nierung, und am 10. Oktober eröffnete der berühmte
    Artillerieoberst Ernst Weiler das Bombardement. Und
    zwar aus achtzig Halbkartaunen, zweiundzwanzig
    Mörsern und fünfzig Haubitzen. Schon mit anbre-
    chendem Morgen stand die Stadt in Flammen, und
    man sah alsbald drei weiße Fahnen auf Mauern und
    Türmen. Derfflinger ritt mit einem Trompeter heran,
    um die Meinung der Stadt zu hören, aber man wollte
    von Kapitulation nichts wissen, und so begann um
    neun Uhr die Beschießung von neuem. Und nun er-

    1139
    schienen Abgesandte der Stadt. Die Verhandlungen
    wurden eingeleitet, und am 20. hielt der Kurfürst
    seinen sieghaften Einzug.

    1. Eine kurze Kriegführung, die durch den Frie-
    den zu Vossem 1673 beigelegt wurde, hab ich
    in vorstehendem unerwähnt gelassen.

    2. Das Tagebuch, wie sehr oft, gibt auch hier
    nur Buchstaben statt des Namens. Wahr-
    scheinlich soll es heißen: General d'Espence.
    Dieser war Oberstallmeister und Kommandeur
    der hier mit einer Eskadron engagierten Tra-
    bantengarde. In dieser Doppelstellung mocht
    er glauben, dem alten Feldmarschall gegen-
    über eine freiere Sprache führen zu dürfen.

    Diesem pommerschen Kriege, der von 1675 bis 1678
    gedauert hatte, folgte wenige Monate später der so
    berühmt gewordene Feldzug in Ostpreußen. General
    Horn war von Livland aus über den Njemen gegan-
    gen und bedrohte Königsberg, und wie der Kurfürst
    im Mai 1675 in fliegender Eile von Schweinfurt auf-
    gebrochen war, um die Schweden aus der Kurmark
    zu jagen, so brach er jetzt im Januar 1679 von Berlin
    her auf, um denselben Feind aus Ostpreußen hinaus-
    zuwerfen. »Der Schrecken ging vor ihm her, und der
    Sieg war sein Begleiter.« Die Schweden retirierten,
    und Derfflinger, ihnen den Rückzug abzuschneiden,

    1140
    ging in Schlitten über das Kurische Haff. Aber es ge-
    lang nur, ihren Nachtrab einzuholen. Daß sie nichts-
    destoweniger beinah völlig vernichtet wurden, war
    den Strapazen und der Kälte zuzuschreiben. Ausführ-
    licher über diesen Feldzug hab ich weiterhin in dem
    Kapitel »Tamsel« berichtet.
    Endlich war wieder Frieden, und eine Reihe stiller
    Jahre begann, bis abermalige Zerwürfnisse mit
    Frankreich auch abermals an den Rhein und im Laufe
    des Feldzuges zur Belagerung von Bonn führten. Das
    war 1689. »Dieser Tage«, so heißt es in dem Belage-
    rungsjournal, »ist der alte Feldmarschall Derfflinger
    angekommen«, und andern Aufzeichnungen ent-
    nehmen wir, »daß nach Ankunft des Feldmarschalls
    dann und wann eine Kriegskonferenz gehalten wur-
    de«. Bald darauf ergab sich die Stadt. Am
    10. Oktober.
    Dies alles war wie der Nachklang eines kriegerischen
    Lebens, und der nun dreiundachtzigjährige Derfflin-
    ger zog sich, »des Treibens müde«, in sein ihm im-
    mer lieber gewordenes Gusow zurück. Er lebte hier
    ganz seinen nächsten Interessen, vor allem aber

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