Wanderungen durch die Mark Brandenburg
sei,
müsse derselbe Fell oder Federn lassen, worauf der
Feldmarschall Derfflinger antwortete: ›Wohlan, Mon-
seigneur, ich glaubte, als General verbunden zu sein,
meine Meinung zu sagen, welcher Art ich es für am
vorteilhaftesten und sichersten hielte; aber wenn es
Eure Hoheit gefällt, die andre Meinung zu wählen, so
hält mich dies nicht ab, dem Feinde allen Schaden zu
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tun, wenn dies auch mit mehr Gefahr und größerem
Wagnis verbunden ist.‹
Der Feind hatte mittlerweile, durch den Prinzen von
Homburg gedrängt, seinen Rückzug immer weiter
fortgesetzt und stand jetzt bei dem Dorfe Haken-
berg, zwischen Linum und Fehrbellin. Er sperrte den
über das Plateau führenden Weg und hatte das Luch
zur linken, ein Gehölz zur rechten Hand. In Nähe
dieses Gehölzes befand sich ein kleiner Sumpf,
daneben ein paar Sandhügel, auf deren Höhe
Strauchwerk wuchs. An dieser Stelle drangen wir vor, postierten auf die Höhe der Sandhügel unsre
Geschütze und gaben ihnen, da wir keine Infanterie
zur Hand hatten, das Regiment Derfflinger-Dragoner
zur Bedeckung, das an diesem Tage, da sein O-
berstlieutenant bei Rathenow getötet worden war,
vom Capitain von Kottwitz geführt wurde. Bei jedem
Geschütze standen 50 bis 100 Mann, einigermaßen
durch die Büsche geschützt. Gleichzeitig stellten wir
noch vier Schwadronen auf: eine von den Trabanten
und drei vom Regiment Anhalt. Sie waren nicht gut
placiert; aber wir mußten es, da das Fußvolk fehlte
und wir die Geschütze nicht ohne Deckung lassen
durften.
Der Prinz von Hessen-Homburg stand dem feindli-
chen linken Flügel gegenüber, also dem Luche zu.
Nun begannen wir, unsere Geschütze spielen zu las-
sen. Der Feind indessen, als er wahrnahm, daß wir
kein Fußvolk hatten, avancierte mit einem Infante-
rieregiment gegen unsere Hügelposition. Dies wurde
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von G. E.2) bemerkt. Er eilte sofort zum Generalfeld-
marschall Derfflinger und sagte ihm: ›wenn er nicht
schnell die vier Eskadrons von den Trabanten und
dem Regiment Anhalt unterstütze, würden die Ge-
schütze verlorengehen‹. Da er sich dabei ein gewis-
ses Ansehen gab, welches dem Generalfeldmarschall
Derfflinger nicht gefiel, so sagte dieser: ›er solle sich keine Sorgen machen, sondern nur tuen, was seine
Schuldigkeit sei‹. Da ich mittlerweile sah, daß die
Not wirklich drängte, so sagte ich dem Feldmar-
schall, während ich zugleich um der Freiheit willen,
die ich mir nahm, um Entschuldigung bat, ›daß die
Feinde schon mit gefällten Piken vorrückten und daß
es sich vielleicht empfehlen würde, zwei oder drei
weitere Eskadrons durch das kleine, ganz unbesetzte
Holz vorrücken zu lassen, um die vier gefährdeten
Eskadrons sowie die seines eigenen Regiments zu
soutenieren‹. Dies fand er gut. Er sagte mir also:
›Mein Herr, da Sie heute die Gegend rekognosziert
haben, kennen Sie die Situation; und so bitte ich Sie,
drei Eskadrons, die Sie zuerst finden, durch das lich-
te Holz zu führen und die Geschütze dadurch besser
zu decken.‹ Als ich drei Eskadrons zur Hand hatte,
begegnete ich dem Prinzen von Homburg. Er fragte
mich, ›wohin ich wolle‹, und als ich ihm die erhalte-
nen Befehle mitteilte, antwortete er mir, ›er wolle
mitgehen‹. Und so nahm er das Kommando. Es war
die höchste Zeit. Denn die vier Eskadrons von den
Trabanten und dem Regiment Anhalt flohen bereits
und schrien die Derfflinger-Dragoner um Hülfe an.
Diese aber, die gewillt waren, sich bei den Geschüt-
zen niederhauen zu lassen, konnten ihnen keine Hül-
fe gewähren. In diesem Augenblicke war der Prinz
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von Homburg heran und attackierte das schwedische
Fußvolk. Es war das Infanterieregiment Dalwigk, frü-
her Königsmarck, und nachdem der Kampf eine Wei-
le hin und her geschwankt hatte, wurde der Feind in
Stücke gehauen. Nicht zwanzig Mann entkamen;
sechzig oder siebzig wurden gefangengenommen,
der Rest war getötet. Unter ihnen der Kommandeur,
Oberstlieutenant von Maltzahn. Er fiel an der Tête
des Regiments. Dies war ein sehr tapferer Mann, der
in großer Achtung bei den Schweden stand. Er starb
ja auch gut.«
Ich breche hier die Mitteilungen aus »von Buchs Ta-
gebuch« ab, da mir nur daran lag, aus jenen Mittei-
lungen das herauszugreifen, was in nähere Bezie-
hung zu Derfflinger tritt.
Fehrbellin war geschlagen, aber der Krieg nicht be-
endet. Zur Strafe für den tückischen Angriff sollten
die Schweden jetzt in ihren
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