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Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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rascher
    fest werdenden Mörtel benutzt oder die Gewölbe jah-
    relang gestützt haben müssen. All dies geht bis in
    die Oppensche Zeit zurück, vielleicht noch weiter.
    Wir lassen aber diese Rundbogenfundamente, samt
    einer Anzahl alter, ebenfalls der Vorgeschichte Kos-
    senblatts angehöriger Bilder, und wenden uns nun-
    mehr seiner eigentlichen historischen Zeit zu, die mit
    Feldmarschall von Barfus beginnt.
    Im Jahr 1699 kaufte Hans Albrecht von Barfus, wie
    bereits in dem Kapitel »Prädikow« erzählt, die Herr-
    schaft Kossenblatt und zahlte dafür die für die dama-
    lige Zeit ziemlich beträchtliche Summe von
    32 000 Talern und 100 Dukaten Schlüsselgeld. Das
    Oppensche Herrenhaus, das er vorfand, genügte ihm
    nicht, und er ging das Jahr darauf (1700) an die Auf-
    führung eines Schlosses. Er starb aber drüber hin
    und hat die Räume desselben nie bewohnt.
    Erst seine Witwe, Eleonore geborene Gräfin von
    Dönhoff, führte den Schloßbau glücklich hinaus. Sie
    war eine stolze Frau, und es geht die Sage, daß sie
    bemüht gewesen sei, ihrem einzigen überlebenden
    Sohne sein Erbe nach Möglichkeit zu schädigen und
    zu schmälern. Sie ließ zu diesem Behuf einen hollän-
    dischen Baumeister kommen, befahl ihm, unterhalb
    der Keller des Schlosses einen zweiten Keller zu gra-
    ben und zu wölben, und tat dann alles hinein, was
    sie an Gold und Kostbarkeiten besaß. Danach gab sie
    Befehl, die Gruft in ihrer Gegenwart zu schließen,
    und nahm dem Baumeister einen Eid ab, die Stelle
    niemandem zu verraten. Voll Zweifel aber, ob er den

    1478
    Eid auch halten werde, zog sie das Sichere vor und
    ließ ihn auf der Rückreise nach Holland aus dem We-
    ge räumen. Der »Schatz«, so heißt es weiter, war
    nun glücklich beiseite gebracht, indessen die Bilder
    und Möbel waren noch da, die ganze Einrichtung ei-
    nes reichen Schlosses. Auch das mußte fort. Als sie
    fühlte, daß es mit ihr zum Letzten gehe, befahl sie,
    den gesamten Hausrat auf den Schloßhof zu tragen,
    und vergoldete Stühle und Tische, Spiegel und Kon-
    solen, Diwans und Kommoden wurden nun zu einer
    Pyramide aufgetürmt. In einem Rollstuhle ließ sie
    sich dann an die Tür des Gartensaales fahren, gab
    Ordre, zwei Fackeln anzulegen, und starrte lang und
    befriedigt in die hoch aufschlagende Flamme. Sie
    fühlte das Feuer mehr, als daß sie es sah, denn die
    helle Mittagssonne stand über dem Schauspiel. Als
    alles niedergebrannt war, saß sie tot in ihrem Roll-
    stuhl.
    Das war 1728, und ihr einziger Sohn übernahm Kos-
    senblatt. Aber nur acht Jahre blieb es in seinen Hän-
    den. 1736 erstand es König Friedrich Wilhelm I. und
    schlug es zu seiner Herrschaft Königs Wusterhausen.
    Über die Umstände, die diese Veräußerung begleite-
    ten, sprech ich weiterhin.

    Drei Generationen waren seit jenem Tage vergan-
    gen, da, während der fünfziger Jahre dieses Jahr-
    hunderts, trat wieder ein Barfus in das alte Barfus-
    Schloß ein. Aber freilich nur als Gast. War es roman-
    tischer Herzenszug oder Pietät gegen die Stätte, wo

    1479
    sein Ahnherr gelebt und einen Denkstein seines
    Ruhms und seines Reichtums hinterlassen hatte,
    gleichviel, ein Enkel des Feldmarschalls hatte das
    Ansuchen an König Friedrich Wilhelm IV. gestellt,
    einen Sommer lang in Schloß Kossenblatt residieren
    zu dürfen, und diesem Ansuchen war nachgegeben
    worden.
    Ein Wagen hielt vor der Steintreppe, die rostigen
    Angeln gaben halb widerwillig nach, und der nachge-
    borene Barfus, selber ein General, stand als Fremd-
    ling in dem wüsten und weitschichtigen Schloß seiner
    Ahnen. Niemand war mit ihm als seine Frau und de-
    ren Dienerin. Er bezog ein paar Eckzimmer, und das
    Nötigste an Hausrat wurde herbeigeschafft. Aber es
    war nicht möglich, den öden Ort in einen wohnlichen
    zu verwandeln. Der Regen fuhr durch die morsch
    gewordenen Fenster, und selbst das heitere Sonnen-
    licht war eine Pein, denn ungemildert fiel es durch
    die großen Fenster und sprang heiß und blendend
    von den kahlen weißen Wänden zurück. Zu dem Be-
    drückenden der Öde gesellte sich der Mangel an al-
    lem, was das Leben an Unterhalt erfordert. Die Stadt
    war weit, und das Dorf war arm. Die Frauen litten
    schwer. Nur das romantische Herz des Generals trug
    alles, was ihm Schloß Kossenblatt an Entbehrungen
    auferlegte, mit Freudigkeit. Ja, es hob ihn mehr, als
    daß es ihn niederdrückte. Er war nicht nach Schloß
    Kossenblatt gekommen, um zu bankettieren; es lag
    ihm nicht an lustiger

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