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Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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Ich sah hinauf und freute mich des
    Glanzes. Aber in die heitern Bilder, die ich wachzuru-
    fen trachtete, drängte sich immer wieder das Bild
    von Schloß Kossenblatt hinein. Die weißen Wände
    starrten mich an, ich hörte das gespenstische Türen-
    klappen, und in dem letzten Zimmer des linken Flü-
    gels flog ein Vögelchen hin und her und stieß mit
    dem Kopf an die Scheiben. Sein Zirpen klang wie
    Hülferuf.
    Und inmitten dieses Hülferufes wechselte das Bild,
    und das Schloß stand in Flammen, und unsichtbare
    Hände trugen es ab und warfen es in das Feuer.

    1. Außer um die »Kunst«, der er hier oblag,
    kümmerte sich König Friedrich Wilhelm I.,
    wenn er in Kossenblatt war, vor allem auch
    um die Kirche . Zumal um die Predigt. Er war
    nicht leicht zufriedenzustellen. Ich finde dar-
    über folgendes: »Am 13. Sonntage nach Tri-
    nitatis im Jahre 1736 hat der König in der Kir-
    che zu Kossenblatt eine Predigt von dem da-
    maligen Prediger in Wulfersdorf (stellvertre-
    tend für den hiesigen, welcher krank gewesen
    ist) gehört, die seine höchste Unzufriedenheit
    erregt hat. Und da er nicht lange vorher mit
    einer in Rheinsberg gehörten Predigt ebenfalls
    unzufrieden gewesen, so haben diese beiden

    1487
    Prediger nach Berlin kommen und über vor-
    geschriebene Texte predigen müssen. Auch
    hat der König einen Cabinetsbefehl erlassen,
    infolgedessen sämtliche Prediger aus der Alt-
    mark, Prignitz, Mittel-, Ucker- und Neumark
    durch das Konsistorium nach Berlin berufen
    worden sind, ›um ein Monitorium und Instruc-
    torium zu vernehmen‹. Am 23. Sonntage
    nach Trinitatis (9. November) 1738 ist der
    König wiederum mit einer Predigt des damali-
    gen hiesigen Predigers unzufrieden gewesen
    und hat auf einen ihm gemachten Vorschlag
    den Prediger aus Teupitz kommen lassen. A-
    ber auch dieser hat ihn nicht zufriedenstellen
    können.«

    1488
    Steinhöfel

    Es gab ihm das Geleite 'ne Ehrenkumpanei,
    Die Briten-Degen sprachen: »Nun, General, good bye«,
    Da sprach er: »Kameraden, grüßt Wellington mir
    schön,
    Wer weiß, in Jahr und Tage wir uns mal wiedersehn.«
    Scherenberg

    Bei Fürstenwalde haben wir auf unsrem Rückwege
    die Spree nach Norden hin passiert und erreichen
    nach einstündiger Fahrt das von Massowsche Gut
    Steinhöfel.
    Steinhöfel gehörte mehrere Jahrhunderte lang dem
    Güterkomplex an, den die in eine Tempelbergsche1)
    und eine Steinhöfelsche Linie geteilte Familie von
    Wulffen im Herzen des alten Landes Lebus besaß.
    Die Wulffens beider Linien blühten hier mehrere
    Jahrhunderte lang, bis, wenn die Sage recht hat, zu
    Anfang des vorigen Jahrhunderts ein Wendepunkt

    1489
    eintrat. Wenigstens mit Rücksicht auf die Steinhöfler
    Wulffens.
    Und zwar wird folgendes erzählt.
    Der alte Wulffen (Balthasar Dietloff), der damals
    Steinhöfel, Kersdorf, Gölsdorf und Madlitz besaß, war
    ein passionierter Jäger. Er unterhielt große, einge-
    friedete Waldstrecken, in denen das Wild gehegt und
    gepflegt wurde. Soweit alles gut. Im Dorfe befand
    sich aber auch ein alter Schäfer, der ein ebenso lei-
    denschaftlicher Sackpfeifer wie der alte Wulffen ein
    leidenschaftlicher Jäger war. Es scheint nun, daß der
    Sackpfeifer mit besonderer Vorliebe gerade dann
    seine Stücke blies, wenn der alte Wulffen auf die
    Jagd reiten wollte, so daß die Hirsche jedesmal wuß-
    ten, was und wen sie zu gewärtigen hatten. Es war
    für die Hirsche wie Hundeblaff und Büchsenschuß.
    Oft schon hatte der alte Jäger dem alten Schäfer
    diese »Meldung in den Wald hinein« verboten. Aber
    immer vergeblich. Als er ihn eines Tages wieder bei
    seinem Spiele betraf, schoß er ihn nieder . Damit war es indessen nicht abgetan; die Sache machte großes
    Aufsehn, und König Friedrich Wilhelm I. verurteilte
    den alten Wulffen zum Verlust seiner Güter. Nur
    Steinhöfel ward ihm belassen.
    Soweit die Tradition. Daß etwas Tatsächliches
    zugrunde liegt, ist nicht unmöglich, andrerseits ist es unzweifelhaft, daß sich die Sache wesentlich anders
    verhalten haben muß. Einzelne der obengenannten
    Güter befanden sich nämlich in der zweiten Hälfte
    des vorigen Jahrhunderts noch in Wulffenschen Hän-

    1490
    den, und das Epitaphium, das dem Balthasar Dietloff
    in der Steinhöfler Kirche errichtet wurde, führt ihn
    uneingeschränkt als Erbherrn auf Steinhöfel, Kers-
    dorf, Gülsdorf etc. auf.
    Dies Epitaphium, an das alle Wulffenschen Erinne-
    rungen anknüpfen, ist ein großes und sehr in die
    Augen fallendes Denkmal.

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