Wanderungen durch die Mark Brandenburg
Abschnitt
einiges Licht zu verbreiten und unseren Otto Chris-
toph, zumal während des letzten Jahrzehnts des
Dreißigjährigen Krieges, auf seinen Kreuzundquerzü-
gen in Pommern, in der Mark, im Westfälischen und
am Rhein zu begleiten. Wir leisten aber darauf Ver-
zicht, jenen Forschungen an dieser Stelle zu folgen,
und begnügen uns damit, hervorzuheben, daß unser
1521
Sparr die Lützener Schlacht wahrscheinlich als kai-
serlicher Hauptmann mitmachte. Fünf Jahre später
erblicken wir ihn in bestimmterer Gestalt bei einem
versuchten, aber mißglückten Sturm auf Stargard
und im selben Jahre noch (1637) als Kommandanten
von Landsberg an der Warthe. Der Klagen über ihn,
namentlich von seiten der Küstriner Regierung, wa-
ren damals viele: »Er habe die Regalien angetastet,
sich das kurfürstliche Metzkorn angemaßt, ohne Zah-
lung zu leisten, habe die Zollrolle bedroht, den Müh-
lenmeister unschuldig in Ketten gelegt und
1000 Schafe aus der kurfürstlichen Schäferei zu
Kartzig weggetrieben.« Anklagen, die, bei der sicher-
lich nicht angeborenen Rauf- und Raublust unseres
Sparr, nur aufs neue zeigen, wie der Krieg seine eig-
nen Gesetze hat, zumal der Dreißigjährige, dem ja
Zeit gegeben war, seinen Kodex zu schreiben und
einzubürgern.
Endlich kam der Frieden, und Deutschland suchte
sich wieder an einen Zustand zu gewöhnen, an den
es kaum noch geglaubt hatte.
Kurfürst Friedrich Wilhelm, dessen Jugend in das
wildeste Treiben des Krieges gefallen war, nahm aus
den Wunden und Wirren jener Zeit eine Lehre mit in
den Frieden hinüber, und zwar die : »daß ein Land verloren sei, das sich nicht selbst zu schützen wisse«. Und mit dieser Lehre zugleich die Überzeugung,
daß dieser Schutz nur aus einem hervorwachse, aus einem schlagfertigen und zuverlässigen Heere. Unter
diesem Gesichtspunkte begann er den Wiederaufbau
seines verwüsteten Landes. An Soldaten war kein
1522
Mangel, aber sie waren mehr eine Last als ein Se-
gen, solange die Führer fehlten, um ihnen Halt und
Ordnung zu geben. Diese Einsicht führte von seiten
des Kurfürsten zur Anwerbung von Generalen, die
sich im schwedischen oder kaiserlichen Dienst aus-
gezeichnet hatten. Joachim Hasso von Schapelow,
George Derfflinger, Joachim von Görtzke, Otto Chris-
toph von Sparr, alle traten zu beinahe gleicher Zeit
in die Dienste des Kurfürsten über und verblieben
darin, reich geehrt durch ihren Krieges- und Landes-
herrn, bis an ihr Ende. Die Schicksale Görtzkes und
Sparrs zeigen viel Übereinstimmendes. Beide reich
begüterten Familien des Landes Barnim angehörig,
verloren sie diese Güter während langer Kriegsläufte,
kehrten endlich, nach zwanzig- oder dreißigjähriger
Abwesenheit, in den Dienst ihres Landesherrn zurück
und brachten es, an derselben Stelle fast, wo sie
geboren waren, zu neuem reichen Besitz und immer
wachsenden Ehren.
Die Verhandlungen mit Sparr begannen 1649 und
führten rasch zum Ziele. Aber erst 1651 erfolgte sein
wirklicher Eintritt in das neugebildete Heer.
Die nun folgenden Jahre seines kurfürstlichen Diens-
tes zerfallen in eine Kriegs- und Friedensepoche. Den
Mittelpunkt jener, von 1651 bis 1657, bildete der
Polnisch-Schwedische Krieg. Wir werden bei den Ereignissen desselben einen Augenblick zu verweilen
haben.
In Schweden war Karl Gustav von Pfalz-Zweibrücken
der Königin Christine als erwählter König gefolgt und
1523
nahm mit Leidenschaft die Idee auf, die, seit fast
einem halben Jahrhundert, die schwedische Politik
bestimmt hatte: die Gründung eines Baltischen Rei-
ches . Pommern, Preußen und die jetzt speziell so genannten Ostseeprovinzen sollten teils erst erobert,
teils fester dem schwedischen Reich eingefügt wer-
den. Es war eine Machterweiterung vor allem auf
Kosten Polens , und Karl Gustav suchte sich dazu des brandenburgischen Beistandes zu versichern. Der
Kurfürst lehnte jedoch, solange er noch freie Hand
hatte, das ihm zugemutete Bündnis ab und zog in
seinen preußischen Provinzen ein Heer zusammen,
dessen nächster Zweck eine bewaffnete Neutralität
war. In Wirklichkeit aber kam die Aufstellung dieses
Heeres einem Bündnisse mit Polen gegen Schweden gleich. Das Heer selbst war ansehnlich. Es bestand
aus 26 800 Mann mit vierunddreißig Geschützen und
hatte in Otto Christoph von Sparr seinen obersten
Befehlshaber.
So standen die Dinge im Sommer 1656.
Wenige Monate jedoch änderten die Sachlage. Dem
raschen
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