Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
Vom Netzwerk:
Abschnitt
    einiges Licht zu verbreiten und unseren Otto Chris-
    toph, zumal während des letzten Jahrzehnts des
    Dreißigjährigen Krieges, auf seinen Kreuzundquerzü-
    gen in Pommern, in der Mark, im Westfälischen und
    am Rhein zu begleiten. Wir leisten aber darauf Ver-
    zicht, jenen Forschungen an dieser Stelle zu folgen,
    und begnügen uns damit, hervorzuheben, daß unser

    1521
    Sparr die Lützener Schlacht wahrscheinlich als kai-
    serlicher Hauptmann mitmachte. Fünf Jahre später
    erblicken wir ihn in bestimmterer Gestalt bei einem
    versuchten, aber mißglückten Sturm auf Stargard
    und im selben Jahre noch (1637) als Kommandanten
    von Landsberg an der Warthe. Der Klagen über ihn,
    namentlich von seiten der Küstriner Regierung, wa-
    ren damals viele: »Er habe die Regalien angetastet,
    sich das kurfürstliche Metzkorn angemaßt, ohne Zah-
    lung zu leisten, habe die Zollrolle bedroht, den Müh-
    lenmeister unschuldig in Ketten gelegt und
    1000 Schafe aus der kurfürstlichen Schäferei zu
    Kartzig weggetrieben.« Anklagen, die, bei der sicher-
    lich nicht angeborenen Rauf- und Raublust unseres
    Sparr, nur aufs neue zeigen, wie der Krieg seine eig-
    nen Gesetze hat, zumal der Dreißigjährige, dem ja
    Zeit gegeben war, seinen Kodex zu schreiben und
    einzubürgern.
    Endlich kam der Frieden, und Deutschland suchte
    sich wieder an einen Zustand zu gewöhnen, an den
    es kaum noch geglaubt hatte.
    Kurfürst Friedrich Wilhelm, dessen Jugend in das
    wildeste Treiben des Krieges gefallen war, nahm aus
    den Wunden und Wirren jener Zeit eine Lehre mit in
    den Frieden hinüber, und zwar die : »daß ein Land verloren sei, das sich nicht selbst zu schützen wisse«. Und mit dieser Lehre zugleich die Überzeugung,
    daß dieser Schutz nur aus einem hervorwachse, aus einem schlagfertigen und zuverlässigen Heere. Unter
    diesem Gesichtspunkte begann er den Wiederaufbau
    seines verwüsteten Landes. An Soldaten war kein

    1522
    Mangel, aber sie waren mehr eine Last als ein Se-
    gen, solange die Führer fehlten, um ihnen Halt und
    Ordnung zu geben. Diese Einsicht führte von seiten
    des Kurfürsten zur Anwerbung von Generalen, die
    sich im schwedischen oder kaiserlichen Dienst aus-
    gezeichnet hatten. Joachim Hasso von Schapelow,
    George Derfflinger, Joachim von Görtzke, Otto Chris-
    toph von Sparr, alle traten zu beinahe gleicher Zeit
    in die Dienste des Kurfürsten über und verblieben
    darin, reich geehrt durch ihren Krieges- und Landes-
    herrn, bis an ihr Ende. Die Schicksale Görtzkes und
    Sparrs zeigen viel Übereinstimmendes. Beide reich
    begüterten Familien des Landes Barnim angehörig,
    verloren sie diese Güter während langer Kriegsläufte,
    kehrten endlich, nach zwanzig- oder dreißigjähriger
    Abwesenheit, in den Dienst ihres Landesherrn zurück
    und brachten es, an derselben Stelle fast, wo sie
    geboren waren, zu neuem reichen Besitz und immer
    wachsenden Ehren.
    Die Verhandlungen mit Sparr begannen 1649 und
    führten rasch zum Ziele. Aber erst 1651 erfolgte sein
    wirklicher Eintritt in das neugebildete Heer.
    Die nun folgenden Jahre seines kurfürstlichen Diens-
    tes zerfallen in eine Kriegs- und Friedensepoche. Den
    Mittelpunkt jener, von 1651 bis 1657, bildete der
    Polnisch-Schwedische Krieg. Wir werden bei den Ereignissen desselben einen Augenblick zu verweilen
    haben.
    In Schweden war Karl Gustav von Pfalz-Zweibrücken
    der Königin Christine als erwählter König gefolgt und

    1523
    nahm mit Leidenschaft die Idee auf, die, seit fast
    einem halben Jahrhundert, die schwedische Politik
    bestimmt hatte: die Gründung eines Baltischen Rei-
    ches . Pommern, Preußen und die jetzt speziell so genannten Ostseeprovinzen sollten teils erst erobert,
    teils fester dem schwedischen Reich eingefügt wer-
    den. Es war eine Machterweiterung vor allem auf
    Kosten Polens , und Karl Gustav suchte sich dazu des brandenburgischen Beistandes zu versichern. Der
    Kurfürst lehnte jedoch, solange er noch freie Hand
    hatte, das ihm zugemutete Bündnis ab und zog in
    seinen preußischen Provinzen ein Heer zusammen,
    dessen nächster Zweck eine bewaffnete Neutralität
    war. In Wirklichkeit aber kam die Aufstellung dieses
    Heeres einem Bündnisse mit Polen gegen Schweden gleich. Das Heer selbst war ansehnlich. Es bestand
    aus 26 800 Mann mit vierunddreißig Geschützen und
    hatte in Otto Christoph von Sparr seinen obersten
    Befehlshaber.
    So standen die Dinge im Sommer 1656.
    Wenige Monate jedoch änderten die Sachlage. Dem
    raschen

Weitere Kostenlose Bücher