Wanderungen durch die Mark Brandenburg
zu suchen?
Schräg durch den Barnim erstreckt sich ein breiter
Gürtel von Sand und Sumpf und Ackerland bis ins
Uckermärkische hinein, ein Landstreifen, der etwa
Neustadt-Eberswalde als Mittelpunkt und Bernau und
Angermünde als linken und rechten Flügel hat. Die
jetzige Stettiner Eisenbahn durchschneidet diesen
Streifen und teilt ihn in eine nördliche und südliche
Hälfte. Der Gesamtbesitz bestand zur Zeit des
höchsten Reichtums der Familie, der dem histori-
schen Glanz derselben um ein Jahrhundert vorausging, aus mehr als zwanzig Gütern, die sich in drei
Gruppen sonderten, wie sich die Familie selbst in drei
Zweige gespalten hatte.
Diese Zweige waren die Sparrs von Lichterfelde , von Prenden und von Greiffenberg.
Die Lichterfeldeschen Sparrs hatten das Zentrum
inne, die Gegend um Neustadt.
Die Prendenschen saßen am linken Flügel, zwischen Bernau und Biesenthal.
Die Greiffenbergschen am rechten Flügel, nördlich von Angermünde.
1518
Alle drei Linien haben – und zwar in ein und demsel-
ben Jahrhundert – je einen ausgezeichneten Solda-
ten hervorgebracht, alle drei Artilleriegenerale.
Die Prendensche Linie den Ernst Georg, 1654
Reichsgraf, verstorben 1666 zu Berlin;
die Greiffenbergsche den Georg Friedrich, neunmal
verwundet bei der Belagerung von Candia, Reichs-
graf 1670, gestorben 1677;
die Lichterfeldesche den Otto Christoph von Sparr.
Dieser letztere, dem es vorbehalten war, den Namen
der Familie zu höchstem Ruhm zu führen, soll uns an
dieser Stelle beschäftigen. Er überragte seine Vet-
tern vielleicht an militärischer Bedeutung, gewiß an
Innerlichkeit des Gemüts und Lauterkeit des Wandels
und genießt des Vorzugs, die inhaltsreichere Hälfte
seines Lebens dem Dienste seiner engeren Heimat
gewidmet zu haben. Er starb als der erste brandenburgische Feldmarschall, einer der ausgezeichnetsten
unter allen, die diese hohe Würde bekleideten.
Prenden
Es scheint ein langes, stilles Ach zu wohnen
1519
In diesen Lüften, die sich leise regen.
Platen
Otto Christoph war ein lichterfeldischer Sparr.
Wenn dieser Aufsatz, der einen kurzen Lebensabriß
des Feldmarschalls beabsichtigt, dennoch den Namen
des Nachbargutes Prenden als Überschrift trägt so
geschieht es, weil dieses Besitztum, mehr als irgend-
ein anderes, mit dem Leben Otto Christophs verbun-
den ist. Es war sein Lieblingsaufenthalt, und hier
starb er, wie denn auch Prenden – nachdem das E-
lend des Dreißigjährigen Krieges den Sparrs ihren
alten Besitz geraubt hatte – zuerst wieder als ein
kurfürstliches Geschenk in die Hände der Familie,
und zwar unseres Otto Christoph, zurückgelangte.
Otto Christoph von Sparr
wurde mutmaßlich 1605 aus der Ehe Arndts von
Sparr mit Emerentia von Seestedt1) auf dem Schlosse
zu Lichterfelde geboren.
Die Jugend Otto Christophs hüllt sich in Dunkel. Ob
er sich im Parke zu Lichterfelde oder im Garten zu
Prenden – dessen Mitbesitzer sein Vater war – um-
hertummelte, ob er im Hause des letzteren oder in
der benachbarten Hauptstadt erzogen wurde, was
und wo er war, als die ersten jener Gewitterwolken
heraufzogen, die dann dreißig Jahre lang über dem
1520
unglücklichen Lande stehen sollten – darüber verlau-
tet nichts und wird auch in Zukunft wenig verlauten,
denn es war eine eiserne Zeit, die wenig schrieb und
am wenigsten bei Jugendgeschichten verweilte. An-
nehmen aber dürfen wir, daß die Erziehung unseres
Sparr eine sorgfältige war, da wir im weiteren zu
zeigen haben werden, daß er keinesweges jenen
abenteuernden Naturen zugehörte, die, voll Mut und
Rücksichtslosigkeit, auf dem Boden des Krieges
rasch emporwuchsen, sondern umgekehrt in Wissen-
schaften glänzte, die ihn befähigten, Befestigungen
zu leiten und Feldzugspläne zu entwerfen. Ein im
Auftrage des Kurfürsten von ihm angefertigtes Me-
morial über »Kriegsführung gegen die Türken« ist
ein Meisterstück einfach klarer Darstellung, und un-
ter den verschiedenen Städten, an deren Befestigung
er erfolgreich gearbeitet, werden Peitz, Hamm, Berlin
und Magdeburg vornehmlich genannt. König rühmt
von ihm, daß er fortgesetzt habe, was in der Kriegs-
baukunst siebzig oder achtzig Jahre vor ihm durch
Rochus von Lynar begonnen worden sei.
Wahrscheinlich um 1626 trat er, wie so viele andere
Märkische vom Adel, in die Dienste des Kaisers. Den
Forschungen Theodor von Mörners ist es geglückt,
auch über diesen weit zurückliegenden
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