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Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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    Schräg durch den Barnim erstreckt sich ein breiter
    Gürtel von Sand und Sumpf und Ackerland bis ins
    Uckermärkische hinein, ein Landstreifen, der etwa
    Neustadt-Eberswalde als Mittelpunkt und Bernau und
    Angermünde als linken und rechten Flügel hat. Die
    jetzige Stettiner Eisenbahn durchschneidet diesen
    Streifen und teilt ihn in eine nördliche und südliche
    Hälfte. Der Gesamtbesitz bestand zur Zeit des
    höchsten Reichtums der Familie, der dem histori-
    schen Glanz derselben um ein Jahrhundert vorausging, aus mehr als zwanzig Gütern, die sich in drei
    Gruppen sonderten, wie sich die Familie selbst in drei
    Zweige gespalten hatte.
    Diese Zweige waren die Sparrs von Lichterfelde , von Prenden und von Greiffenberg.
    Die Lichterfeldeschen Sparrs hatten das Zentrum
    inne, die Gegend um Neustadt.
    Die Prendenschen saßen am linken Flügel, zwischen Bernau und Biesenthal.
    Die Greiffenbergschen am rechten Flügel, nördlich von Angermünde.

    1518
    Alle drei Linien haben – und zwar in ein und demsel-
    ben Jahrhundert – je einen ausgezeichneten Solda-
    ten hervorgebracht, alle drei Artilleriegenerale.
    Die Prendensche Linie den Ernst Georg, 1654
    Reichsgraf, verstorben 1666 zu Berlin;
    die Greiffenbergsche den Georg Friedrich, neunmal
    verwundet bei der Belagerung von Candia, Reichs-
    graf 1670, gestorben 1677;
    die Lichterfeldesche den Otto Christoph von Sparr.
    Dieser letztere, dem es vorbehalten war, den Namen
    der Familie zu höchstem Ruhm zu führen, soll uns an
    dieser Stelle beschäftigen. Er überragte seine Vet-
    tern vielleicht an militärischer Bedeutung, gewiß an
    Innerlichkeit des Gemüts und Lauterkeit des Wandels
    und genießt des Vorzugs, die inhaltsreichere Hälfte
    seines Lebens dem Dienste seiner engeren Heimat
    gewidmet zu haben. Er starb als der erste brandenburgische Feldmarschall, einer der ausgezeichnetsten
    unter allen, die diese hohe Würde bekleideten.

    Prenden

    Es scheint ein langes, stilles Ach zu wohnen

    1519

    In diesen Lüften, die sich leise regen.
    Platen

    Otto Christoph war ein lichterfeldischer Sparr.
    Wenn dieser Aufsatz, der einen kurzen Lebensabriß
    des Feldmarschalls beabsichtigt, dennoch den Namen
    des Nachbargutes Prenden als Überschrift trägt so
    geschieht es, weil dieses Besitztum, mehr als irgend-
    ein anderes, mit dem Leben Otto Christophs verbun-
    den ist. Es war sein Lieblingsaufenthalt, und hier
    starb er, wie denn auch Prenden – nachdem das E-
    lend des Dreißigjährigen Krieges den Sparrs ihren
    alten Besitz geraubt hatte – zuerst wieder als ein
    kurfürstliches Geschenk in die Hände der Familie,
    und zwar unseres Otto Christoph, zurückgelangte.

    Otto Christoph von Sparr
    wurde mutmaßlich 1605 aus der Ehe Arndts von
    Sparr mit Emerentia von Seestedt1) auf dem Schlosse
    zu Lichterfelde geboren.
    Die Jugend Otto Christophs hüllt sich in Dunkel. Ob
    er sich im Parke zu Lichterfelde oder im Garten zu
    Prenden – dessen Mitbesitzer sein Vater war – um-
    hertummelte, ob er im Hause des letzteren oder in
    der benachbarten Hauptstadt erzogen wurde, was
    und wo er war, als die ersten jener Gewitterwolken
    heraufzogen, die dann dreißig Jahre lang über dem

    1520
    unglücklichen Lande stehen sollten – darüber verlau-
    tet nichts und wird auch in Zukunft wenig verlauten,
    denn es war eine eiserne Zeit, die wenig schrieb und
    am wenigsten bei Jugendgeschichten verweilte. An-
    nehmen aber dürfen wir, daß die Erziehung unseres
    Sparr eine sorgfältige war, da wir im weiteren zu
    zeigen haben werden, daß er keinesweges jenen
    abenteuernden Naturen zugehörte, die, voll Mut und
    Rücksichtslosigkeit, auf dem Boden des Krieges
    rasch emporwuchsen, sondern umgekehrt in Wissen-
    schaften glänzte, die ihn befähigten, Befestigungen
    zu leiten und Feldzugspläne zu entwerfen. Ein im
    Auftrage des Kurfürsten von ihm angefertigtes Me-
    morial über »Kriegsführung gegen die Türken« ist
    ein Meisterstück einfach klarer Darstellung, und un-
    ter den verschiedenen Städten, an deren Befestigung
    er erfolgreich gearbeitet, werden Peitz, Hamm, Berlin
    und Magdeburg vornehmlich genannt. König rühmt
    von ihm, daß er fortgesetzt habe, was in der Kriegs-
    baukunst siebzig oder achtzig Jahre vor ihm durch
    Rochus von Lynar begonnen worden sei.
    Wahrscheinlich um 1626 trat er, wie so viele andere
    Märkische vom Adel, in die Dienste des Kaisers. Den
    Forschungen Theodor von Mörners ist es geglückt,
    auch über diesen weit zurückliegenden

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