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Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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Wandflächen mit Efeu überwachsen sind.
    Aber das ist es nicht allein. Auch da, wo der moderne
    Mörtel unverkennbar sichtbar wird, ist es, als blick-
    ten die alten Mauern, die 1791 ihre Feuerprobe be-
    standen, durch das neue Kleid hindurch.
    Die innere Einrichtung bietet nichts Besonderes; hier
    und dort begegnet man noch einem zurückgebliebe-
    nen Stück aus der »historischen Zeit«: Möbel aus

    2026
    den Tagen des ersten Empire, Büsten, Bilder, engli-
    sche und französische Stiche. Das baulich Interes-
    santeste ist die doppelte Kelleranlage, die dem fran-
    zösischen Chasseur so verderblich wurde; man blickt
    die Stufen hinunter wie in einen Schacht. In den o-
    beren Geschossen schieben sich Treppen und Ver-
    schläge, Schrägbalken und Rauchfänge bunt durch-
    einander und schaffen eine Lokalität, wie sie nicht
    besser gedacht werden kann für ein Herrenhaus,
    »drin es umgeht«.
    Die Sonne geht nieder; zwischen den Platanen des
    Parkes schimmert es wie Gold; das ist die beste Zeit
    zu einem Gange am »Schlänitz« hin. Unser Weg, in
    Schlängellinien, führt uns zunächst an der Gruft , dann an der Geistergrotte , an den beiden historischen Punkten des Parkes, vorbei. Die Gruft ist wie
    ein großes Gartenbeet, ein mit Efeu und Verbenen
    überwachsenes Rondell; nur das griechische Kreuz in
    der Mitte, das die ursprüngliche Urne ablöste, deutet
    auf die Bestimmung des Platzes.
    Weiter hin liegt die Grotte . Der Aufgang zu ihr ist mit den blauen Schlacken eingefaßt, die einst mosaikartig das ganze Innere des Baues ausfüllten. Jetzt ist
    dieser, weil er den Einsturz drohte, offengelegt.
    Durch ein Versehen (der Besitzer war abwesend)
    wurde bei dieser Gelegenheit die Innenmauer nie-
    dergerissen und dadurch der sichtbare Beweis zer-
    stört, daß diese Grotte eine doppelte Wand und zwi-
    schen den Wänden einen mannsbreiten Gang hatte.
    Nur die äußeren Mauern, mit Ausnahme der Front-
    wand, sind stehengeblieben und schieben sich in den

    2027
    Akazienhügel ein. Strauchwerk zieht sich jetzt drüber
    hin.
    Nun stehen wir am Schlänitz-See, über der Kirche
    von Phöben hängt der Sonnenball; ein roter Streifen
    schießt über die leis gekräuselte Fläche. Der Abend-
    wind wird wach; ein leises Frösteln überläuft uns; an
    Grotte und Gruft vorbei, kehren wir in das alte Her-
    renhaus zurück.
    Hier ist Dämmrung schon. Es ist die Minute, wo das
    Licht des Tages erloschen und das Licht des Hauses
    noch nicht gezündet ist. Wir stehen allein; dort sind
    die Stufen, die in Souterrain und Keller führen; wie
    Dunkel steigt es draus herauf. Im Hause alles still. In der Ferne klappt eine Tür, eine zweite, eine dritte;
    jetzt ist es, als würd es dunkler; es rauscht vorbei,
    es schlurrt vorüber. Die alte »Gräfin« geht um.

    1. In der Nähe dieses Baumes, auf einem Gras-
    rondell, steht ein leichtes österreichisches
    Feldgeschütz , wie jedes Bataillon in alten Ta-
    gen eins aufzuweisen hatte. Es wurde in einer
    der Schlachten des Siebenjährigen Krieges
    von den Preußen genommen. Friedrich II.
    schenkte es dem Grafen Pinto auf Mettkau;
    durch dessen Witwe, »die Gräfin«, kam es
    nach Marquardt. An gewissen Tagen wird ein
    Schuß daraus abgefeuert. Jedesmal vorm La-
    den schüttet der Gärtner Pulver ins Zündloch
    und zündet es an, um das Geschütz auszu-

    2028
    brennen. Als es das letzte Mal geschah, flo-
    gen, zu heiterer Überraschung aller Umste-
    henden, nicht nur Eierschalen aus der Mün-
    dung heraus, sondern mit den Eierschalen
    zugleich ein halbverbrannter Wiesel, der in
    dem Kanonenrohr Quartier genommen und
    von hier aus den Hühnerstall geplündert hat-
    te.

    2029
    Geheime Gesellschaften im acht-
    zehnten Jahrhundert
    1. Schwindelorden

    Was sagt sie uns für Unsinn vor?
    Es wird mir gleich den Kopf zerbrechen.
    Mich dünkt, ich hör ein ganzes Chor
    Von hunderttausend Narren sprechen.
    »Faust«

    Das vorige Jahrhundert war ein Jahrhundert der ge-
    heimen Gesellschaften. Der Absolutismus behinderte
    jede Kraftentwickelung, die Miene machte, selbstän-
    dige Wege einschlagen zu wollen; die Kirche war
    starr; was Wunder, wenn der individuelle Ehrgeiz,
    der kein legitimes Feld fand, sich geltend zu machen,
    auf Abwege geriet und im Dunkeln und Geheimen
    nach Macht suchte.
    Wie im zwölften Jahrhundert alles nach dem Heiligen
    Grabe, im sechzehnten nach Wittenberg oder nach
    der Neuen Welt drängte, so im achtzehnten Jahrhun-
    dert nach Geheimbündelei . Alchimie und

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