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Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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Gutheißung des Publi-
    kums, sich mehr und mehr zu einem Tyrannen der
    Gesellschaft aufgeschwungen hat. Du bist irgendwo
    in ein Gespräch verwickelt, nehmen wir an, in das
    unbedeutendste von der Welt, über Drainierung oder
    Spargelzucht oder luftdichte Ofentüren; niemand
    verliert etwas, der von diesem Gespräche nichts
    hört, aber dir und deinem Nachbar gefällt es, euch beiden ist es lieb und wert, und ihr treibt behaglich
    auf der Woge der Unterhaltung. In diesem Augenbli-
    cke stillen, harmlosen Glücks gibt irgendein dicker
    oder dünner primus inter pares mit seiner silbernen
    Klapptrompete ein Zeichen und verurteilt dich ohne
    weiteres zum Schweigen. Willst du nicht darauf ach-
    ten, so wirst du gesellschaftlich in den Bann getan:
    du mußt zuhören, du mußt die »Lustigen Weiber von Windsor« sich zum zehnten Male zanken oder gar die
    Prinzessin Isabella zum hundertsten Male um »Gna-
    de« rufen hören. Nichts hilft dagegen. Wie anders
    diese echten und unechten Bergmannsvirtuosen! Sie
    blasen drauflos, alle Kinder sind entzückt, du selber
    folgst lachend den stolpernden Dissonanzen und hast
    dabei das süße Gefühl bewahrter persönlicher Frei-
    heit. Die allgemein anerkannte künstlerische Unvoll-
    kommenheit wird zum rettenden Engel.
    Baumgartenbrück ist noch ein Platz dieser Freiheit.

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    Aber was dauernd hier fesselt, weit über das beste
    Bier und die bescheidenste Musik hinaus, das sind
    doch die Gaben der Natur, das ist – wir deuteten es
    schon an – die seltene Schönheit des Platzes. Es ist
    eine »Brühlsche Terrasse« am Schwielow-See. Basti-
    onartig springt ein mit Linden und Kastanien dicht
    bestandener Uferwall in den See hinein, und so viele
    Bäume, so viele Umrahmungen eines von Baum zu
    Baum wechselnden Panoramas. Welche Reihenfolge
    entzückender Bilder! Man sitzt wie auf dem Balkon
    eines Hauses, das an der Schmalseite eines langen
    Squares gelegen ist, und während das Auge über die
    weite Fläche des oblongen Platzes hingleitet, zieht
    unmittelbar unter dem Balkon das Treiben einer be-
    lebten Straße fort. Der Platz ist der Schwielow-See,
    die belebte Straße ist die Havel, deren Fahrwasser
    an dem Quai vorüber und durch die unmittelbar zur
    Rechten gelegene Brücke führt.
    Ist es hier schön zu allen Tageszeiten, so waltet hier
    ein besonderer Zauber um die sechste Stunde; dann
    schwimmen, kommend und gehend, aus dem
    Schwielow hinaus und in den Schwielow hinein, aber
    alle von der Abendsonne beschienen, die Havelkähne
    in ganzen Geschwadern heran, und zwischen ihnen
    hindurch gleitet von Werder her der obstbeladene
    Dampfer. Die Zugbrücke steigt und fällt in beständi-
    gem Wechsel, bis mit dem Niedergehen der Sonne
    auch der Verkehr zu Ende geht.
    Nun dunkelt es. In den Lindenlauben werden die
    Lichter angezündet und spiegeln im See. Noch hallt
    dann und wann ein Ruf herüber, oder ein Büchsen-

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    schuß aus dem Fercher Forst her rollt im Echo über
    den See – dann alles still. Die Lichter löschen aus,
    wie die Glühpunkte in einem niedergebrannten Pa-
    pier. Ein Huschen noch hierhin, dorthin; nun verblitzt
    das letzte.
    Nacht liegt über Baumgartenbrück und dem Schwie-
    low.

    Alt Geltow
    I do not set my life at a pin's fee;
    By heaven, I'll make a ghost of him that hinders me:
    I say, away!
    »Hamlet«

    Etwa tausend Schritt hinter Baumgartenbrück, und
    zwar landeinwärts, liegt Alt Geltow.
    Wenn es auch bezweifelt werden mag, daß die »alte
    Bomgarde«, die dem heutigen Baumgartenbrück den

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    Namen gab, wenigstens soweit das Sprachliche in Betracht kommt, bis in die slawische Zeit hinauf zu
    verfolgen ist, so haben wir dagegen in Alt Geltow ein
    unbestritten wendisches Dorf. Die ältesten Urkunden
    tun seiner bereits Erwähnung, und es nimmt seinen
    Platz ein unter den sieben alten Wendendörfern der
    Insel Potsdam: Bornim, Bornstedt, Eiche, Golm,
    Grube, Nedlitz und Gelte. Diese letztere Schreibwei-
    se, ursprünglich Geliti, ist die richtigere. Geltow in-
    des ist der übliche Name geworden.
    Die Geschichte des Dorfes geht weit zurück; aber die
    schon erwähnten Urkunden, von denen die älteste
    aus dem Jahre 933 stammt, sind dürftigen Inhalts
    und lassen uns, von kleinen Streitigkeiten abgese-
    hen, nur das eine erkennen, daß erst die Familie Hel-
    lings von Gelt, dann die Gröbens, dann die Hakes
    ihren Besitz hier hatten. 1660 gingen Dorf und Heide
    an den Großen Kurfürsten über und gehörten seit-
    dem zu den vielen

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