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Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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Händler aus den
    Nordseehäfen, aus Hamburg, Stade, Bremerhaven,
    auch von der Jade her, bereisen die Akaziengegen-
    den, kaufen an und markieren die Bäume, die zu-
    nächst gefällt werden sollen. Ein Hauptpunkt für die-
    se Händler ist Petzow. Einige Wochen später er-
    scheint ein Elbkahn von Hamburg oder den andern
    genannten Plätzen und hat eine kleine Armee von
    Holzfällern und Holzspaltern an Bord. Es sind Ge-
    schwisterkinder der Schindelmacher. Wie diese ha-
    ben sie es zu einer Virtuosität gebracht; sie fällen,
    zersägen, spalten; während der Schindler aber ein
    Flachholz herstellt, stellt dieser nordische Holzspalter ein zylinderförmiges Langstück her, das später, als
    beste Sorte Schiffsnägel , auf den Werften der Seestädte eine Rolle spielt. Wenn der Kahn mit diesen
    Schiffsnägeln gefüllt ist wird die Rückfahrt angetre-
    ten, und die Petzower Akazien schwimmen ein Jahr
    später auf allen Meeren und halten die Planken der
    deutschen Flotte zusammen.
    Wir hatten inzwischen die »Grelle« und damit
    zugleich den großen Ziegelofen erreicht, der sich hier
    am Ufer der tief einschneidenden Havelbucht erhebt.
    Dieser Ziegelofen ist weit bekannt in Havelland und

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    Zauche; er ist der ältesten einer, und schon im vori-
    gen Jahrhundert umgab ihn eine Kolonie von Ziegel-
    streichern und Ziegelbrennern, die sich hier in Hüt-
    ten und Häusern angesiedelt hatten. Diese übertru-
    gen den Namen, den sie hier vorfanden, alsbald auf
    die ganze Anlage, so daß mit dem Worte »Grelle«
    nunmehr ebensooft das Etablissement wie die seear-
    tige Einbuchtung bezeichnet wird. Der alte histori-
    sche Ziegelofen modernisierte sich im Laufe der Jah-
    re, vielleicht auch die Häuser, die ihn umstanden,
    aber sie blieben immerhin kümmerlich genug.
    Auf eins derselben, dem man ersichtlich vor kurzem
    erst ein neues Stockwerk aufgesetzt hatte, schritten
    wir jetzt zu. Der Eingang war vom Hofe her.
    Ein alter knorriger Birnbaum, der ziemlich unwirsch
    aussah, legte sein Gezweig nach links hin auf das
    niedrige Hausdach, nach rechts hin über ein Konglo-
    merat unsagbarer Örtlichkeiten: Verschläge, Ställe,
    Kofen. Zwischen ihnen das gemeinschaftliche Gesta-
    de eines Sumpfes. Alles ärmlich, unsauber; selbst
    das Weinlaub, dem man dürftig und kunstlos ein
    Spalier zusammengenagelt hatte, spann sich ver-
    drießlich an der Hinterwand des Hauses aus. Ein un-
    poetischer, selbst ein unmalerischer Ort! Aber aus
    dem Weinlaub hervor schimmerte eine weiße Tafel
    mit der Inschrift: » Hier ward Zelter geboren am
    11. Dezember 1758 .«
    Beuth, wenn mir recht berichtet, hat seinem Freunde
    Zelter diese Tafel errichten lassen. Der Schüler und
    zweite Nachfolger des berühmten »Sohnes der Grel-

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    le« aber war – Grell. Auch der Zufall liebt es gele-
    gentlich, mit Wort und Namen zu spielen.

    Baumgartenbrück

    And thus an airy point he won,
    Where, gleaming with the setting sun,
    One burnished sheet of living gold,
    Loch-Katrine lay beneath him roll'd.
    »Lady of the Lake«

    Die Havel, als sie nach Süden hin den Schwielow-See
    bildete, um sich innerhalb dieses weiten Bassins zu
    ergehen, mußte doch schließlich aus dieser Sackgas-
    se wieder heraus, und die Frage war nur: wo? In der
    Regel behalten die durchbrechenden Wogen die ein-
    mal eingeschlagene Richtung bei und ruhen nicht
    eher, als bis sie, dem Durchbrechungspunkte gegen-
    über, einen Ausgang gefunden oder gewühlt und
    gebohrt haben. Nicht so hier. Die Havel schoß eben nicht wie ein Pfeil von Nord nach Süd durch das
    Moor- und Sumpfbecken hindurch, in welchem sie
    während dieser Stunden den Schwielow schuf, sie
    erging sich vielmehr innerhalb desselben, entschlug sich jeder vorgefaßten Richtung und nahm endlich
    ihren Abfluß halbrückwärts , keine 2 000 Schritt von der Stelle entfernt, wo sie kurz vorher den Damm
    durchbrochen hatte. An dieser Abflußstelle, wo also

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    die Havel nach ihrer Schwielow-Promenade sich wie-
    der verengt, um nordwestwärts weiterzufließen, liegt
    Baumgartenbrück.
    Dies Baumgartenbrück wird schon frühe genannt,
    und bereits im dreizehnten Jahrhundert findet sich
    eine Burg Bomgarde oder Bomgard verzeichnet, ein
    sonderbares Wort, in dem unsere Slawophilen, nach
    Analogie von Stargard, Belgard, eine halbwendische
    Bezeichnung haben erkennen wollen. Was es nun
    aber auch mit dieser Bomgarde auf sich haben mö-
    ge, ob sie wendisch oder deutsch, soviel verbleibt
    ihr, daß sie seit historischen

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