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Wanderungen durch die Mark Brandenburg

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Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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dürfen, als er die Friedrichsfelder Pfarre als eine
    Erbpfarre betrachtete. Denn schon sein Vater und Großvater waren Prediger ebendaselbst gewesen. Er
    wurd aber durch den Markgrafen energisch abgewie-
    sen. Der Entscheid lautete:
    »Da sich sowohl bei der Lokalvisitation als auch
    sonsten mehr als zuviel erwiesen hat, wie schlecht
    Supplikant bis dahero seinem Amte vorgestanden
    und wie wenig die ihm anvertraute Gemeinde durch
    ihn erbauet worden, so stehet ihm auch gar nicht an,
    eine dergleichen ungegründete Vorstellung gegen die
    von Seiner Königlichen Majestät so nötig gefundene
    Bestimmung zu tun. Und wie er damit gänzlich ab-
    gewiesen, ihm sein Unfug auch nachdrücklich hiermit
    verwiesen wird, so hat er es außerdem noch einzig
    und allein der königlichen Gnade zu danken, daß er
    wegen seiner in der ihm anvertrauten Amt- und See-
    lensorge bezeugten strafbaren Nachlässigkeit nicht
    noch schärfer angesehen wird.«
    Dieser Bescheid, wie sich denken läßt, ging dem ar-
    men Samuel Donner sehr zu Herzen, und er starb

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    wenige Tage später in Berlin am Schlagfluß. In seine
    Stelle rückte nunmehr Gabriel Lukas Woltersdorf ein.
    Das wichtigste kirchliche Vorkommnis innerhalb sei-
    ner Friedrichsfelder Amtsjahre war die Einführung
    des sogenannten »Simultaneums«, also der Gleich-
    berechtigung der Reformierten in Benutzung der lu-
    therischen Kirche.
    Hiergegen scheint sich nun Gabriel Lukas in Gemein-
    schaft mit seinem Berliner Propste Roloff anfänglich
    aufgelehnt zu haben, welcher letztere nicht nur vor-
    stellig wurde, sondern auch von »unüberwindlichen
    Schwierigkeiten« sprach. Auf diese Vorstellung er-
    hielt er einen zweifachen Bescheid, einen amtlichen
    und einen königlich- persönlichen . Der amtliche Bescheid lautete: »Wohlehrwürdiger, lieber Getreuer.
    Ich habe Eure Vorstellung vom 8. dieses, in der Ihr
    meint, daß das Simultaneum in der Kirche zu Fried-
    richsfelde nicht könne introduziert werden, erhalten,
    und ist Euch darauf in Antwort, daß Ich Euer Ein-
    wenden nur vor Possen halte. Ich halte beide Religionen einerlei zu sein und finde keinen Unterschied.
    Will also, daß es bei meiner Ordre verbleiben soll.«
    Der Erlaß ist datiert »Wusterhausen, den 10. Sept.
    1726«, und hinzugefügt war von des Königs eigner
    Hand: »Der Unterschied zwischen unseren beiden
    evangelischen Religionen ist wahrlich ein Pfaffenge-
    zänk, denn äußerlich ist wohl ein großer Unterschied,
    wenn man es aber examinieret, so ist es derselbige
    Glaube in allen Stücken, sowohl in der Gnadenwahl
    als im heiligen Abendmahl. Nur auf die Kanzel, da

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    machen sie eine Sauce, eine saurer als die andere.
    Gott verzeih allen Pfaffen, denn die werden Rechen-
    schaft geben am Gericht Gottes, daß sie Schulratzen
    aufwiegeln, um das wahre Werk Gottes in Uneinig-
    keit zu bringen. Was aber wahrhaft geistliche Predi-
    ger sind, solche, die sagen, daß man sich soll einer
    den andern dulden und nur Christi Ruhm vermehren,
    die werden gewiß selig. Denn es wird nicht heißen:
    Bist du lutherisch oder bist du reformiert?, sondern
    es wird heißen: Hast du meine Gebote gehalten oder
    bist du bloß ein braver Disputator gewesen? Es wird
    heißen: Weg mit die letzten zum Teufel ins Feuer,
    aber die meine Gebote gehalten, kommt zu mir in
    mein Reich. Gott geb uns allen seine Gnade und geb
    allen seinen evangelischen Kindern, daß sie mögen
    seine Gebote halten und daß Gott möge zum Teufel
    schicken alle die, die Uneinigkeit verursachen. Fried-
    rich Wilhelm.«
    Es braucht wohl nicht erst versichert zu werden, daß
    diesem königlichen Erlaß die Einführung des Simul-
    taneums auf dem Fuße folgte.
    Dies war 1726. Im Jahre 1735 erhielt Gabriel Lu-
    kas W. eine Vocation nach Berlin und wurde Prediger
    an der Sankt-Georgen-Kirche daselbst, während der
    Prediger ebendieser Sankt-Georgen-Kirche nach
    Friedrichsfelde hin versetzt wurde. Natürlich emp-
    fand letzterer dies als eine Degradation und führte
    sich deshalb mit folgenden Worten in Friedrichsfelde
    ein:

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    Gott grüß euch, ihr lieben Bauern,
    Ich werd hier nicht lange dauern,
    Drum seht mich nur mit Rechten an –
    Ich heiße Daniel Schoenemann.
    Er hielt auch Wort und legte im selben Jahre noch
    sein Friedrichsfelder Pfarramt nieder.

    Ernst Gottlieb Woltersdorf
    Ernst Gottlieb W. wurde, wie schon eingangs hervor-
    gehoben, am 31. Mai 1725 in Friedrichsfelde gebo-
    ren. Er blieb daselbst bis zur Übersiedlung seines
    Vaters nach

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