Wanderungen durch die Mark Brandenburg
gleich.
Eine Parkwiese voll blühender Linden, zwischen den
Kronen ein Streifen blauer Himmel und an dem
Himmelsstreifen ein Volk weißer Tauben, das, die
letzten Sonnenstrahlen einsaugend, sich oben in den
Lüften wiegt.
Die nahe Hauptstadt samt ihrem Lärm, wir empfin-
den sie wie hundert Meilen weit. Hier ist Friede!
1. Von keinem dieser fünf Bilder, mit Ausnahme
des Architekturbildes, läßt sich behaupten,
daß es nachweisbar von Schinkel herrühre;
doch ist es von allen in hohem Maße wahr-
scheinlich. Schinkel war bei Aufführung des
Schlosses Owinsk, Provinz Posen, als Baufüh-
rer tätig. Es war dies 1801. Die Vereinigung
von Architekt und Landschaftsmaler, die sonst
in hundert Fällen kaum einmal vorkommt war
eben bei Schinkel charakteristisch, und es ist
nicht anzunehmen, daß sich damals – und
noch dazu in Owinsk – ein anderer Architekt
an seiner Seite befunden habe, der dies alles
auch vermocht hätte. – Was die beiden an-
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dern Bilder (Gebirgsseen, Morgen- und A-
bendbeleuchtung, Pendants) angeht so stellen
sie genau dasselbe dar wie die betreffenden
beiden Bilder auf der Wagnerschen Galerie,
die die Bezeichnung tragen: » nach Schinkel-
schen Originalen von Ahlborn 1823 kopiert «.
Die Frage entsteht, sind nun diese beiden
Friedrichsfelder die Originale? Wolzogen in
seinem »Leben Schinkels« schreibt: »Der Be-
sitzer des einen Bildes (Abendbeleuchtung) ist
Banquier Brose, der Besitzer des andern
(Morgenbeleuchtung) unbekannt.« Das eine
Bild scheint also die Annahme zu rechtferti-
gen, das andere sie zu verbieten. Eine Ent-
scheidung in dieser Frage, die ohne exakte
technische Kenntnis nicht zu geben ist, liegt
außerhalb unserer Kraft; wir geben deshalb
einfach die Tatsache, daß sich zwei solche
Bilder in Friedrichsfelde befinden, und über-
lassen andern den Beweis der Echtheit oder –
des Gegenteils.
Friedrichsfelde II
Ernst Gottlieb Woltersdorf
Verfolgt verlassen und verflucht,
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Doch von dem Herrn hervorgesucht;
Ein Narr vor aller klugen Welt,
Bei dem die Weisheit Lager hält;
Verdrängt, verjagt, besiegt und ausgefegt,
Und doch ein Held, der Palmen trägt. /TD>
E. G. Woltersdorf
Prinz Louis Ferdinand, Prinz August – sie waren
Friedrichsfelder Schloß kinder; aber auch die Pfarre stellte ihren Mann: am 31. Mai 1725 wurde Ernst
Gottlieb Woltersdorf in ihr geboren. Auch ein Streiter, auch gefallen (wie der Saalfelder Prinz) auf dem Felde der Ehren. Ein Weltkind der eine, ein Gottes-kind der andre.
Ernst Gottliebs Vater war Gabriel Lukas Woltersdorf.
Über ihn zunächst ein kurzes Wort.
Gabriel Lukas Woltersdorf
Gabriel Lukas W., der neunzehn Jahre lang das
Friedrichsfelder Pfarramt bekleidete, wurde den
10. November 1687 zu Kyritz geboren, wo sein Vater
als Rektor amtierte. Gleich einem alten Edelmann
konnte Gabriel Lukas Namen und Stand seiner Fami-
lie bis ins siebente Glied hinauf verfolgen. Es waren
sämtlich Prignitz-Ruppiner. Und zwar:
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Anton Woltersdorf (damals noch Woltersdorp), gebo-
ren 1430.
Johann Woltersdorf, Potinken- oder Pantinenmacher,
geboren 1460.
Joachim Woltersdorf, Goldschmied in Ruppin, gebo-
ren 1496.
Joachim Woltersdorf II., Tuchmacher, Gildemeister
und Vorsteher der Klosterkirche zu Ruppin, gebo-
ren 1530.
Gabriel Woltersdorf I., Pastor und Inspektor zu Rup-
pin.
Gabriel Woltersdorf II., Pastor und Inspektor zu Zeh-
denick.
Gabriel Woltersdorf III., Pastor und Rektor zu Kyritz.
Unser Gabriel Lukas, des Letztgenannten Sohn, stu-
dierte von 1711 an in Halle, das um jene Zeit »das
Herz war, dessen Schläge man weit und breit fühl-
te«. August Hermann Francke stand eben damals in
der Blüte seines Wirkens, »dieser Mann der Demut
und Wahrhaftigkeit, der sich rühmen durfte, daß von
den 6000 Studenten, die während zweimal zehn Jah-
ren in Halle studiert hatten, Tausende von erweckten Predigern ins deutsche Vaterland ausgegangen seien«. Unter diesen erweckten Predigern war auch
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Gabriel Lukas Woltersdorf. Er blieb bis zuletzt eine
Leuchte für seine Kinder und seine Gemeinde.
1716 erhielt er durch einen vom Könige gutgeheiße-
nen Machtspruch des kirchlich gesinnten Markgrafen
Albrecht die Friedrichsfelder Pfarre, die bis dahin der alte Samuel Donner innegehabt hatte. Samuel Donner war schon fünfundvierzig Jahr im Amt und wollte
von Adjunktur oder gar Entlassung nichts wissen. Er
remonstrierte deshalb und glaubte dies um so mehr
zu
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