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Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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Welt finden kann. Leider nur, daß er so
    willensschwach, so ohne Energie und zuweilen so
    heftig ist.«
    Im Anfang ging alles gut mit der jungen Wöchnerin;
    aber sie schonte sich nicht genug, verließ das Bett zu
    früh und erkältete sich aufs heftigste. Dabei war der
    Einfluß der Rietz ihre beständige Sorge, trotzdem es
    nicht an Aufmerksamkeiten und Geschenken von
    seiten des Königs fehlte. So sandte er ihr ein kleines
    Etui mit 50 000 Talern und sein mit den schönsten
    Brillanten besetztes Portrait. Zum 5. Februar war
    eine große Cour angesagt, und Julie wollte dabei
    nicht fehlen. »Ich fürchte, daß sie sich schadet«,
    schreibt die Oberhofmeisterin am selben Tage. Am
    24. Februar heißt es dann: »Julie hat Fieber und
    Husten«, und schon am 5. März: »Ich kann nicht
    sagen, wie weh es mir tut. Man fürchtet die galop-
    pierende Schwindsucht. Der König ist außer sich.«
    Am 25. starb sie. »Welch ein Tag des Unglücks! Um

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    acht Uhr abends verschied die arme Julie. Kein
    Mensch ahnte die nahe Gefahr. Ich ging erst am A-
    bend zu ihr, aber die Prinzessin Friederike, die bei ihr war, redete mir ab; ›sie sei zu angegriffen‹. Und so
    hab ich sie nicht mehr gesehn. Ich beweine sie recht
    von Herzen, und alle beweinen sie mit mir. Es ist
    furchtbar rasch gegangen. Sie starb im Schloß, in
    demselben Zimmer, in dem ihr Kind geboren wur-
    de.«
    Der König war in Verzweiflung und konnte sich nicht
    trösten und beruhigen. Auch gebrach es nicht an
    allgemeiner Teilnahme, ja das Volk wollte sich's nicht
    ausreden lassen, daß sie durch ein Glas Limonade
    vergiftet worden sei, weshalb der König, als er von
    diesem Verdachte hörte, die Obduktion befahl. Diese
    bewies die Grundlosigkeit des Gerüchtes; ihre Lunge
    war krank, und daran war sie gestorben.
    Am 1. April erfolgte die Überführung der Leiche nach
    Buch. Ihr letzter Wunsch war gewesen, »nicht in der
    Mumien gruft der Familie beigesetzt zu werden«, und so bereitete man ihr das Grab unter der Kirchenkup-pel, in der Nähe des Altars.
    Überall in Buch begegnet man den Spuren der schö-
    nen Gräfin, aber nirgends ihrem Namen . Wie in Familien, wo das Lieblingskind starb, Eltern und Ge-
    schwister übereinkommen, den Namen desselben nie
    mehr auszusprechen, so auch hier. Eine Gruft ist da,
    aber es fehlt der Stein; aus reichem goldenen Rah-
    men heraus blickt ein Frauenbild, aber die Kastella-
    nin nennt den Namen nicht , und nur das Wappen zu 2526
    Füßen des Bildes gibt einen wenigstens andeutungs-
    weisen Aufschluß.
    Und nun treten wir von dem Bilde hinweg und noch
    einmal in den Park hinaus.
    Eine seiner dunklen Alleen führt an einen abgeschie-
    denen Platz, auf dem Edeltannen ein Oval bilden.
    Inmitten desselben erhebt sich ein Monument mit
    einem Reliefbild in Front: der Engel des Todes hüllt
    eine Sterbende in sein Gewand, und ihr Antlitz lä-
    chelt während ein Kranz von Rosen ihrer Hand ent-
    sinkt.
    »Soror optima, amica patriae«, so lautet die In-
    schrift. Aber der Name der geliebten Schwester fehlt.

    1. Nach dem Kirchenbuche zu Buch. In ebendie-
    sem Kirchenbuche wird sie jedoch nicht Julie
    von Voß, sondern Elisabeth Amalie von Voß
    genannt. Diese Namen finden sich zweimal
    vor, bei Gelegenheit ihrer Geburt (1766) und
    ihres Todes (1789). Woher es kommt, daß sie
    trotzdem als Julie von Voß fortlebt, ist bis zur Zeit nicht aufgeklärt. Ich würde, gestützt auf
    das Kirchenbuch, im Texte den Namen Amalie
    wiederhergestellt haben, wenn sich nicht in
    den Tagebuchblättern ihrer Tante, der Ober-
    hofmeisterin, der Name Julie beständig wie-
    derholte.

    2527
    2. Eins dieser Bilder befindet sich im Schloß zu
    Buch, ein anderes im Ingenheimschen Schlos-
    se zu Seeburg, im Mansfelder Seekreise. Ein
    drittes Bild, in Pastell ausgeführt, besaß eine
    vor kurzem in dem hohen Alter von über
    neunzig Jahren verstorbene Frau von Häseler.
    Im Hause derselben hab ich es oft gesehen.
    Die Gräfin trug auf demselben ein Morgenkos-
    tüm, eine Art Tüllspenzer mit vielen krausge-
    tollten Kragen. Durch die Fülle blonden Haa-
    res zog sich ein schwarzes Samtband. Augen
    und Teint sehr schön. Dies Portrait rührte von
    Frau von Sydow, einer Freundin der Ingen-
    heim, her.

    3. Gräfin Kannenberg war die fungierende Ober-
    hofmeisterin, während Frau von Voß, zu die-
    ser Zeit wenigstens, nur in ihrer Eigenschaft
    als Gemahlin des Oberhofmeisters par cour-
    toisie diesen Titel führte.

    4. In der Regel wird bei dieser

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