Wanderungen durch die Mark Brandenburg
Berlin, und
nach rascher Fahrt, an lachenden Dörfern vorbei,
biegen wir aus der staubigen Pappelallee in die
windgeschützte, stille Dorfgasse ein. Es ist Mittags-
stunde, der Sonnenschein liegt blendend auf den neu
gedeckten, roten Dächern, die Bäume stehen im ers-
ten Grün, und neben dem hohen Schornstein des
Herrenhauses, aus dessen Seitenöffnungen der wei-
ße Rauch phantastisch emporwirbelt, erhebt sich
eben ein Storchenpaar in seinem Nest und unter-
bricht die Mittagsstille durch sein eifriges Geklapper.
Es klingt, als würd eine Sense gewetzt oder als ging'
eine Mühle unten im Garten.
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Blumberg ist ein freundliches Dorf, fast so freundlich
wie sein Name, und gerade groß genug, um uns die
Versicherung alter Urkunden glauben zu machen,
»daß Blumberg vordem ein Städtchen, ein Oppidum,
gewesen sei«. Ein großes Dorf war es gewiß und vor
allem auch wohl reich genug, um das in solchen Din-
gen immer scharf blickende Auge der Kirche auf sich
zu ziehen. So geschah denn, was sich erwarten ließ,
und nachdem sich die Nachfolger Albrecht des Bären
zu Herren im Teltow und Barnim gemacht hatten,
wurde Blumberg Kirchengut, und zwar Besitztum der
reichen Bischöfe zu Brandenburg.
Blumberg blieb bischöflich bis zur Reformationszeit,
bis zu jenen Tagen, wo Joachim II. den Kampf in
seinem Herzen ausgekämpft und sein christlich Ge-
wissen über das Versprechen gesetzt hatte, das er
seinem Vater auf dem Todbette hatte leisten müs-
sen. Manches wurde nun anders im Lande; die Ein-
ziehung der Kirchengüter drohte von Tag zu Tag,
und die klugen Herren zu Brandenburg, die nicht
Lust hatten, sich überraschen zu lassen, veräußerten
rechtzeitig allerlei Besitztum, das über kurz oder lang doch zerrinnen mußte. Viele Güter wurden verkauft,
darunter auch Blumberg.
Der Käufer war Hans von Krummensee. Die Krum-
mensees waren damals eine der reichsten Familien
und besaßen unter anderen die Stadt Altlandsberg,
die ziemlich in der Mitte des Gesamtareales lag, das
sie durch Kauf und Erbschaft im Laufe von Jahrhun-
derten an sich gebracht hatten. Jetzt, durch Erwerb
von Blumberg, dehnten sie ihren Besitz bis an die
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Bernauer Feldmark und bis an die Grenze jenes an-
dern großen Güterkomplexes aus, der – ebenfalls
nordöstlich von Berlin – sich in den Händen der Fa-
milie von Röbel1) befand. Aber mit dieser Erwerbung
von Blumberg war plötzlich dem wachsenden Reich-
tume der Krummensee ein Ziel gesteckt, rasch ging
es rückwärts, und der Dreißigjährige Krieg tat das
Seine. Gut auf Gut ging verloren, 1701 das letzte –
Schöneiche. Ihrem reichen Besitz ist seitdem das
Geschlecht selbst gefolgt. Der letzte war Karl Ägidius
Ludwig von Krummensee, gestorben 1827 als Kano-
nikus zu Sankt Nikolai in Magdeburg.
Blumberg besaßen die Krummensee nur etwa achtzig Jahre. Eine Sandsteinplatte vor dem Altar der alten
Blumberger Kirche bewahrt ihren Namen. Die In-
schrift des Steines lautet in der schlichten, herzhaf-
ten Sprache jener Zeit: »Im achtundfünfzigsten Jah-
re und drei Wochen ist meine liebe Hausfrau, Katari-
na Mörner, allhier begraben, und ist mein, Hans
Krummensees, allerliebst Gemahl gewest . 1596.«
1602 verkaufte Hans von Krummensee sein Gut
Blumberg sowie die Güter Dahlwitz, Eiche und
Helmsdorf an den kurfürstlichen Kanzler Hans von
Löben, bei dessen Nachkommen Blumberg ein volles
Jahrhundert blieb. Die Kirche, darin wir eben einge-
treten und an deren Wänden wir eine beträchtliche
Anzahl alter Bildwerke erblicken, gibt uns die beste
Gelegenheit, die zum Teil historischen Gestalten je-
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nes Jahrhunderts in rascher Reihenfolge vorüberzie-
hen zu lassen.
Unser erster Blick aber gehört der Kirche selbst.
Es ist ein alter Bau, an dem auch das Auge des Laien
zwei verschiedene Zeitläufte leicht unterscheiden
kann: einen älteren Teil mit Pfeilern und Kreuzge-
wölben aus der Brandenburger Bischofszeit und ei-
nen Anbau mit Altar und Kanzel aus der Zeit etwa
des ersten Königs. Die sich vorfindenden Bilder und
Denkmäler sind im Einklange damit gruppiert: alles,
was älter ist als der Anbau, befindet sich auch in
dem alten Teile der Kirche, was später hinzugekommen, schmückt die Wände des Anbaus.
1. Im siebzehnten Jahrhundert war die große
Mehrzahl (siebzehn) aller im zweimeiligen
Umkreis nördlich von Berlin gelegenen Güter
in Händen von nur drei Familien: Röbel,
Krummensee,
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