Wanderungen II. Das Oderland.
verschiedenen Städten, an deren Befestigung er erfolgreich gearbeitet, werden Peitz, Hamm, Berlin und Magdeburg vornehmlich genannt. König rühmt von ihm, daß er fortgesetzt habe, was in der Kriegsbaukunst siebzig oder achtzig Jahre vor ihm durch Rochus von Lynar begonnen worden sei.
Wahrscheinlich um 1626 trat er, wie so viele andere Märkische vom Adel, in die Dienste des Kaisers. Den Forschungen Theodor von Mörners ist es geglückt, auch über diesen weit zurückliegenden Abschnitt einiges Licht zu verbreiten und unseren Otto Christoph, zumal während des letzten Jahrzehnts des Dreißigjährigen Krieges, auf seinen Kreuzundquerzügen in Pommern, in der Mark, im Westfälischen und am Rhein zu begleiten. Wir leisten aber darauf Verzicht, jenen Forschungen an dieser Stelle zu folgen, und begnügen uns damit, hervorzuheben, daß unser Sparr die Lützener Schlacht wahrscheinlich als kaiserlicher Hauptmann mitmachte. Fünf Jahre später erblicken wir ihn in bestimmterer Gestalt bei einem versuchten, aber mißglückten Sturm auf Stargard und im selben Jahre noch (1637) als Kommandanten von Landsberg an der Warthe. Der Klagen über ihn, namentlich von seiten der Küstriner Regierung, waren damals viele: »Er habe die Regalien angetastet, sich das kurfürstliche Metzkorn angemaßt, ohne Zahlung zu leisten, habe die Zollrolle bedroht, den Mühlenmeister unschuldig in Ketten gelegt und 1000 Schafe aus der kurfürstlichen Schäferei zu Kartzig weggetrieben.« Anklagen, die, bei der sicherlich nicht angeborenen Rauf- und Raublust unseres Sparr, nur aufs neue zeigen, wie der Krieg seine eignen Gesetze hat, zumal der Dreißigjährige, dem ja Zeit gegeben war, seinen Kodex zu schreiben und einzubürgern.
Endlich kam der Frieden, und Deutschland suchte sich wieder an einen Zustand zu gewöhnen, an den es kaum noch geglaubt hatte.
Kurfürst Friedrich Wilhelm, dessen Jugend in das wildeste Treiben des Krieges gefallen war, nahm aus den Wunden und Wirren jener Zeit eine Lehre mit in den Frieden hinüber, und zwar die : »daß ein Land verloren sei, das sich nicht selbst zu schützen wisse«. Und mit dieser Lehre zugleich die Überzeugung, daß dieser Schutz nur aus einem hervorwachse, aus einem schlagfertigen und zuverlässigen Heere. Unter diesem Gesichtspunkte begann er den Wiederaufbau seines verwüsteten Landes. An Soldaten war kein Mangel, aber sie waren mehr eine Last als ein Segen, solange die Führer fehlten, um ihnen Halt und Ordnung zu geben. Diese Einsicht führte von seiten des Kurfürsten zur Anwerbung von Generalen, die sich im schwedischen oder kaiserlichen Dienst ausgezeichnet hatten. Joachim Hasso von Schapelow, George Derfflinger, Joachim von Görtzke, Otto Christoph von Sparr, alle traten zu beinahe gleicher Zeit in die Dienste des Kurfürsten über und verblieben darin, reich geehrt durch ihren Krieges- und Landesherrn, bis an ihr Ende. Die Schicksale Görtzkes und Sparrs zeigen viel Übereinstimmendes. Beide reich begüterten Familien des Landes Barnim angehörig, verloren sie diese Güter während langer Kriegsläufte, kehrten endlich, nach zwanzig- oder dreißigjähriger Abwesenheit, in den Dienst ihres Landesherrn zurück und brachten es, an derselben Stelle fast, wo sie geboren waren, zu neuem reichen Besitz und immer wachsenden Ehren.
Die Verhandlungen mit Sparr begannen 1649 und führten rasch zum Ziele. Aber erst 1651 erfolgte sein wirklicher Eintritt in das neugebildete Heer.
Die nun folgenden Jahre seines kurfürstlichen Dienstes zerfallen in eine Kriegs- und Friedensepoche. Den Mittelpunkt jener, von 1651 bis 1657, bildete der Polnisch-Schwedische Krieg. Wir werden bei den Ereignissen desselben einen Augenblick zu verweilen haben.
In Schweden war Karl Gustav von Pfalz-Zweibrücken der Königin Christine als erwählter König gefolgt und nahm mit Leidenschaft die Idee auf, die, seit fast einem halben Jahrhundert, die schwedische Politik bestimmt hatte: die Gründung eines Baltischen Reiches . Pommern, Preußen und die jetzt speziell so genannten Ostseeprovinzen sollten teils erst erobert, teils fester dem schwedischen Reich eingefügt werden. Es war eine Machterweiterung vor allem auf Kosten Polens , und Karl Gustav suchte sich dazu des brandenburgischen Beistandes zu versichern. Der Kurfürst lehnte jedoch, solange er noch freie Hand hatte, das ihm zugemutete Bündnis ab und zog in seinen preußischen Provinzen ein Heer zusammen, dessen nächster Zweck eine bewaffnete Neutralität war. In
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