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Wanderungen II. Das Oderland.

Wanderungen II. Das Oderland.

Titel: Wanderungen II. Das Oderland. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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hatte.
    Es glückte Lestwitzen in der Tat, aus den Zersprengten drei Bataillone zu bilden, zu denen sich nun die vier noch intakt gebliebenen Bataillone des Regiments Schenkendorf gesellten. Diese sieben Bataillone waren es, die, als spät am Abend Zieten die Süptitzer Höhen in der Front attackierte, diesen Frontangriff durch einen Flankenangriff unterstützten und dadurch den Tag entschieden.«
    Der König schrieb – vielleicht nicht ohne eine gewisse Ungerechtigkeit gegen Zieten, den er übrigens anderntags unter Tränen umarmte – den Erfolg dieses Gefechtes, nächst dem Major von Lestwitz, dem Regimente Schenkendorf zu. Er vergaß auch Lestwitzen nicht. Unmittelbar nach dem Kriege, wie wir bereits gesehen haben, erhielt er Amt Friedland, also die Hälfte des ehemaligen Markgraf Karlschen Besitzes, und der König, wie um zu zeigen, daß Prittwitz und Lestwitz seinem Herzen gleich nahestanden, verfuhr bei der Teilung mit solcher Gewissenhaftigkeit, daß er zum Beispiel dem etwas kleineren Amt Friedland einige Quilitzer Höfe hinzufügte.
    1765 wurde Lestwitz Oberst, 1766 Chef des Leib-Grenadierbataillons, 1767 Generalmajor. Er blieb ein Liebling König Friedrichs, der ihn oft in seine Gesellschaft zog. Auch das Testament des Königs vom 8. Januar 1769 erwähnt seiner wenigstens mittelbar. Es heißt darin § 28: »Einem jeden Stabsoffizier von meinem Regiment und von Lestwitz, wie auch von der Garde du Corps, vermache ich eine goldene Denkmünze, die bei Gelegenheit unserer glücklichen Waffen und der Vorteile, die unsere Truppen unter meiner Anführung erhalten haben, geprägt worden ist.« 1779, wahrscheinlich unmittelbar nach dem Bayrischen Erbfolgekrieg, an dem er noch teilnahm, zog sich von Lestwitz aus dem Dienste zurück. Er starb 1788 am 16. Februar.
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    Der Vater – von dem es heißt, daß er an militärischen Gaben den Sohn überragte – war durch die Kapitulation von Breslau (1757) in Ungnade gefallen und wurde durch den erzürnten König auf die Festung geschickt. Er verblieb indessen, vielleicht mit Rücksicht auf sein hohes Alter (er war bereits siebzig), nur kurze Zeit in eigentlicher Haft und erhielt von da ab bloßen Stadtarrest . Er durfte nunmehr in Berlin leben, war aber durch Ehrenwort verpflichtet, nie das Stadtviertel zu verlassen, das einerseits durch die Koch- und Zimmer-, andererseits durch die Friedrichs- und Wilhelmsstraße gebildet wird. Hier starb er auch (1767). Nur einmal erhielt er Urlaub . Als sein Sohn, der spätere Generalmajor, zum ersten Male nach Amt Friedland reiste, um von dem schönen Gute Besitz zu nehmen, durfte ihm der alte Lestwitz dahin folgen, um Zeuge von dem Glück seines Sohnes zu sein. Der König, der ein Interesse an diesem Ereignis nahm, hatte ihm eigens zwei Adjutanten mitgegeben, damit der Alte, an diesem Ehrentage seines Sohnes, auch seinerseits in allen Ehren eines Generallieutenants erscheinen könne. Anderen Tages kehrte der sechsundsiebzigjährige Herr nach Berlin zurück und trat wieder seinen »Stadtarrest zwischen Koch- und Zimmerstraße« an. ._.
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    So kam der dritte Tag. Das Operieren mit den Flügeln war erfolglos geblieben. Es blieb also nur noch übrig, wenn man Verbrauchtes nicht wiederholen wollte, den Feind an seiner stärksten Stelle zu fassen: im Zentrum . Zu diesem Behufe war es unerläßlich, sich zuvörderst in Besitz jenes Gehölzes zu setzen, das sich am Fuße des dominierenden Plateaus hinzog. Ein Angriff auf dasselbe glich einem Verzweiflungscoup, und Sparr erkannte die ganze Schwierigkeit desselben. Dennoch ging er vor und führte die Sache siegreich hinaus. Es ist sehr wahrscheinlich, daß er das im Walde versteckte Fußvolk durch konzentriertes Geschützfeuer zwang, sich hügelanwärts zu ziehen, und diesen Rückzugs- und Verwirrungsmoment benutzte, das gesamte Zentrum avancieren zu lassen. Infanteriekolonnen säuberten das Gehölz, während seine Kavallerie: fünf Schwadronen brandenburgischer Kürassiere, bergan stürmte und die durch ihr eigenes Fußvolk bereits in Unordnung geratene polnische Reiterei nach kurzem Kampf über den Haufen warf.
    Einmal aus ihrer unangreifbar geglaubten Position herausgeschlagen, wandten sich die Polen zur Flucht und wurden teils in einen Morast, teils in die Weichsel getrieben. Viele der Flüchtigen ertranken.
    Die Verbündeten hielten anderntags ihren Einzug in Warschau.
    Es war dies – beinahe zwanzig Jahre vor Fehrbellin – der erste große Waffenakt der Brandenburger, die

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