Wanderungen II. Das Oderland.
Förstern und Jägern heranzubilden. Sie zeigte dabei ebensoviel Menschenkenntnis, wie sie zugleich ihrerseits Gelegenheit fand, sich von der Bildungsfähigkeit der hier lebenden deutsch-wendischen Mischrace zu überzeugen.
Die meisten und besten Grundstücke der Herrschaft Kunersdorf-Friedland gehörten jenem Teile des Oderbruchs an, der erst durch die von Friedrich dem Großen ausgeführte Oder-Melioration dem Wasser und Sumpf abgerungen wurde. Diese Grundstücke waren nicht sofort fruchtbar, mehrere Dezennien vergingen, ehe, bei dem damaligen mangelhaften Zustande des Ackerbaus in unserer Provinz, auf diesem eroberten Grund und Boden auch nur mäßige Ernten erzielt werden konnten. Hier treten uns nun die ganz besonderen Verdienste der Frau von Friedland entgegen.
Aber auch verwandten Gebieten wandte sie ihre Aufmerksamkeit und ihren Eifer zu. Ihre Baumschulen, ihre Pflanzungen erregten Erstaunen, so wie denn zum Beispiel im Frühjahr 1803 ein Vorrat von fünfundzwanzig Wispeln Kienäpfel zur Aussaat sich vorfand. Auch auf Verschönerungen war sie feinen Sinnes bedacht, und die reizenden Partien zwischen Buckow und Pritzhagen, die »Springe«, die »Silberkehle« und andere Glanzpunkte der Märkischen Schweiz, sind, ihrer ersten Anlage nach, ihr Werk.
Durch Umsicht, Sorgsamkeit und Anspannung aller ihr zur Verfügung stehenden Mittel den Reichtum des Bruchbodens gefördert und seine Naturkräfte lebendig gemacht zu haben wird immer ein besonderes und nicht leicht zu überschätzendes Verdienst dieser ausgezeichneten Frau verbleiben. Was sie tat, wurde Beispiel, weckte Nacheiferung und wurde, wie ihr zum Nutzen, so dem ganzen Landestelle zum Segen. Sie starb, noch nicht neunundvierzig Jahr alt, am 23. Februar 1803 infolge einer heftigen Erkältung, die sie sich, zu rascher Hülfe herbeieilend, bei einem in der Nähe von Kunersdorf ausgebrochenen Feuer zugezogen hatte. Ihr Gedächtnis lebt segensreich in jenen Oderbruchsgegenden fort, die ihrem Vorbild, ihrem Rat und ihrer Hülfe so viel verdanken.
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Die Geschichte vom alten Sparr hatte, seit meinen Kindertagen, immer den Zauber jener unbestimmten Linien für mich gehabt, die mehr ahnen lassen als geben, und, so seltsam es klingen mag, ich machte mich auf den Weg nach Prenden in einer gewissen Gehobenheit der Stimmung, als wanderte ich in altes, romantisches Land.
Und es ist auch ein romantisches Land, märkisch -romantisch.
Von Biesenthal aus – einem Städtchen, das seinerseits wie eine holprige Idylle in der Talrinne des Finow-Flusses liegt – haben wir noch eine halbe Meile, und diese halbe Meile führt durch eine Art Musterstück heimatlicher Landschaft. Wie Linien, die über ein Blatt gezogen sind, laufen zahlreiche Hügelreihen von Ost nach West, und da wir in senkrechter Linie gen Norden müssen, so haben wir das Terrain in vollkommener Wellenbewegung zu durchschreiten. Die Hügel sind von einer äußersten Sterilität, kaum eine Moosschicht hat sich darauf niedergelassen, und ihr ganzes Erscheinen erinnert lebhaft an die Sanddünen der Ostsee. Zwischen den Hügeln aber dehnt sich jedesmal ein grüner Streifen, aus dessen Mitte leise gekräuselte Wasserflächen, mal dunkel wie ein Teich, mal blau wie ein See, hervorblicken. Alles Lebendige scheint diese Öde zu meiden, keine Lerche wiegt sich in Lüften, kein Storch stolziert am Sumpf entlang, nur eine Krähe fliegt gleichgültig über die Landschaft hin, wie ein Bote zwischen dem vor uns liegenden Wald und dem Biesenthaler Kirchturm in unserm Rücken.
Die Krähe passiert diese Gegenden wie wir, sie wohnt nicht darin.
Ein halbstündiger Gang in dem mahlenden Sande hat uns endlich an eine tiefere Talschlucht geführt, und die andre Seite derselben hinaufsteigend, treten wir ein in die Stille des Waldes. Das Wellenterrain bleibt dasselbe, aber der Boden ist anders geworden, und die roten Fichtenstämme steigen in schlanker Schönheit auf, während das Fehlen alles Unterholzes einen Blick weit waldeinwärts gestattet und den grünen Moosteppich in überraschender Frische zeigt. Der Forst ist von großer Längenausdehnung, aber von wenig Tiefe. So sehen wir es denn bald wieder Lichter vor uns werden und fühlen jenen veränderten Luftzug, der den Ausgang des Waldes verrät. Eh wir ihn erreicht haben, hören wir ein leises Geräusch und gewahren, zu seiten eines dichten Brombeerbusches, einen Alten, der Reisig sammelt und die zerbrochenen Zweige auf seine Karre wirft. Neben ihm liegt
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