Wanderungen II. Das Oderland.
custodiat Jehovae vigil. oculus. Heroi autem nostro in Sion esto habitatio et in pace locus ejus. Anno 1668.« (in der Mitte des vorigen Jahrhunderts gehörte das Sparrsche Stadthaus dem Minister Adam Otto von Viereck.) [Image: Zurück]
Das Sparrsche Erbbegräbnis in der Marienkirche besteht in einem an der Nordseite des Chors gelegenen Anbau, dessen oberer Teil einen kleinen, jetzt zum Teil zur Bibliothek eingerichteten Saal enthält. Darunter befindet sich die eigentliche Gruft, über deren am innern Chor befindlichem Eingange sich das Grabdenkmal von weißem Marmor erhebt. Dasselbe zeigt, in architektonischer Einfassung von zwei Säulen nebst Sims, einen etwas überlebensgroßen, geharnischten Mann, kniend vor einem Pult, auf welchem ein Buch nebst Totenkopf und Kruzifix. Hinter dem Betenden, zur Linken des Beschauers, ein helmtragender Edelknabe in ganzer Figur. Unter der Decke des Pultes schaut, mit nach seinem Herrn gewandtem Kopfe, ein Hund hervor. An der mit leiser Architekturandeutung versehenen Fläche hinter der Hauptfigur stehen in deutscher Sprache die Verse Hesekiel 37, 3-6 und Hiob 19, 25. Über dem Sims eine gleichsam zum Giebel sich gestaltende Gruppe: inmitten das einfache Sparrsche Wappen, von Mars und Minerva gehalten, zu deren Seiten je zwei an Geschützen gefesselte sitzende Figuren. Dahinter eine Anzahl Fahnen. Das Ganze, im Übergang von Renaissance zum Barockstil, trägt zwar in der gebotenen, herkömmlichen Anordnung die Manier oder den Charakter der Zeit, erweist sich dagegen in seiner Ausführung höchst verdienstlich. Ist gleich ein geharnischter Mann der möglichst ungünstige Gegenstand für Skulptur, so sind doch Kopf und Hände der knienden Hauptfigur vortrefflich modelliert, überhaupt aber ist im Ganzen, wie in den Teilen, zumal in den Nebenfiguren, ein künstlerisch modifizierter Realismus unverkennbar. Es offenbart sich darin etwas von dem kräftigen Geiste Schlüters, verbunden mit einem Anfluge jener Manier, die die französische Bildhauerkunst des vorigen Jahrhunderts beherrschte. Wer das Werk schuf, ist nicht mit Sicherheit festgestellt. Die Tradition nennt den jüngeren Artus Quellinus, einen Holländer, den Sohn und Schüler seines gleichnamigen Vaters. Das Denkmal selbst trägt weder Namen noch Chiffre. ._.
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Frau von Friedland
1788–1803
Hans Sigismund von Lestwitz war am 16. Februar 1788 zu Berlin gestorben, seine Leiche aber nach Kunersdorf übergeführt worden. Da ihm, wie wir gesehen haben, Amt Friedland als freies Eigentum von seiten des Königs verliehen worden war, so ging nun die ganze Herrschaft Friedland, die bereits eine ganze Anzahl von Gütern zählte, auf seine Erbtochter über, die damals schon den Namen » Frau von Friedland « führte. Mit diesem Namen hat es folgende Bewandtnis:
Helene Charlotte von Lestwitz, geboren am 18. November 1754, vermählte sich 1771, also kaum siebzehn Jahre alt, mit Adrian Heinrich von Borcke, Königlichem Gesandten in Dresden, später in Stockholm. Die Ehe war jedoch, durch Schuld des Gemahls, keine glückliche und wurde, bald nach der Geburt einer Tochter Henriette Charlotte, spätere Gräfin von Itzenplitz, wieder getrennt.
Da die Geschiedene sowenig wie möglich an eine Ehe erinnert sein wollte, die ihr eine Last und Kränkung gewesen war, so nahm sie, unter Zustimmung des Königs, den Namen einer Frau von Friedland an und führte das Lestwitzsche Wappen fort. Gleichzeitig kehrte sie nach Schloß Kunersdorf, in das elterliche Haus, zurück und lebte daselbst ausschließlich der Erziehung ihrer Tochter und der Ausbildung ihres eigenen Geistes. Nach dem Tode des Generals, ihres Vaters, übernahm sie sofort die Verwaltung der beiden Güter, und da es ihrem scharfen Auge nicht entging, daß die Bewirtschaftung, um zu größeren Erfolgen zu gelangen, vor allem eines größeren Betriebskapitals als bisher bedürfe, so verkaufte sie ihren Schmuck und ihre Juwelen, um sich in den Besitz eines solchen Kapitals zu bringen.
Dieser erste Schritt, mit dem sie die Verwaltung ihrer Güter begann, zeigt am besten, welcher raschen und energischen Entschlüsse sie fähig war. Es war eine seltene und ganz eminente Frau; ein Charakter durch und durch. General von der Marwitz auf Friedersdorf, der ihr Gutsnachbar war, hat uns in seinen Memoiren eine Schilderung dieser ausgezeichneten Frau hinterlassen. Er schreibt: »Das meiste in der Landwirtschaft – ungefähr alles, was ich nicht schon aus der Kindheit wußte und
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