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Wanderungen II. Das Oderland.

Wanderungen II. Das Oderland.

Titel: Wanderungen II. Das Oderland. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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Badecomité, wie alle Badecomités, stand natürlich auf der Höhe seiner Zeit. Die Folge davon war, daß seitens desselben das 136 Fuß lange Fundament ohne weiteres als die Seitenwand eines Freyja-Tempels festgestellt und, zwei Fliegen mit einer Klappe schlagend, jeder Streit über »Freienwalde« oder »Freyenwalde« ein für allemal zugunsten der letzteren Version entschieden wurde. Das Fundament selbst aber, alsbald ans Licht geschafft, erfuhr eine doppelte Verwendung. Die eine Hälfte ward als Mauerbruchstück aufgerichtet und erhielt eine Tafel mit der Geschichte der Auffindung des Freyja-Tempels, während die andere Hälfte, ebenfalls nach Sitte der Zeit, als künstlicher »Ruinenturm« in eine neue Phase des Daseins trat. Inschrift: »Wie schön ist Gottes Erde.«
    Unser nächster Besuch gilt dem Ziegenberg , früher »Zickenberg«, der sich jedoch an seiner einfachen Erhebung ins Hochdeutsche nicht genügen ließ und in einen »Monte Caprino« verwandelt wurde. Von seiner Höhe blickt man ebenfalls in die Bruchlandschaft hinein, aber die Stadt im Vordergrunde fehlt. Dies mag uns Veranlassung geben, die sich um Freienwalde herumgruppierenden Bergpartien auf ihre Formation hin ein wenig näher anzusehen. Ihre Eigentümlichkeit besteht nämlich darin, daß sie, wiewohl frei und offen daliegend, doch zugleich einen sehr exklusiven Charakter haben und untereinander, wenigstens landschaftlich, in gar keiner oder sehr geringer Verbindung stehn. Wir beschreiben diese hufeisenförmigen Täler vielleicht am besten, wenn wir sie als ebenso viele Amphitheater bezeichnen. Da alle diese Amphitheater am Bruche entlang liegen und nach vorn hin geöffnet sind, so ist der Blick auf das Bruch das allen Gemeinsame ; alles das aber, was sie von rechts und links her mit ihren Flanken umspannen, ist ihre jedesmalige Spezialität und kann nur von den verschiedenen Plätzen des eignen, nicht aber von den Plätzen des angrenzenden Amphitheaters aus gesehen werden.
    Wenn wir den Ruinenberg die »älteste Firma« nannten, so ist der Monte Caprino die jüngste. Professor Valentini, manchem unsrer Leser aus alten Berliner Tagen her bekannt, hat dem Städtchen, in das er sich zurückzog, diesen Berg erobert und die höchste Kuppe desselben in die Liste der Freienwalder Schönheiten eingereiht. Wofür ihm zu danken. Ob wir ihm auch für das Häuschen zu danken haben, das unter dem Namen »Valentinis Ruh« sich an höchster Stelle des Berges erhebt und, mit blau und roten Gläsern ausstaffiert, den Besucher auffordert die Wiesenlandschaft abwechselungshalber auch mal blau und rot auf sich wirken zu lassen, ist ungewiß. Als desto gewisser aber wird es gelten können, daß die doppelspaltige, fünf Fuß hohe Inschrift des Häuschens auf den Professor allerpersönlichst zurückgeführt werden muß. Wer hier gestanden und diesen Versen gegenüber nach Verständnis gerungen, denkt mit Wehmut an den Ruinenberg und den kurzgefaßten Höltyschen Nachklang zurück.
    Wenige freilich werden angesichts dieser lachenden Landschaft Lust bezeugen, unsern alten Professor auf die Monte-Caprino-Höhe seines mißverstandenen Pantheismus zu begleiten, wenige werden ihn lesen, und sie tuen recht daran. Aber eine Aufgabe, deren sich der freie Wandersmann entschlagen kann, wird zur unabweislichen Pflicht für den ex officio Reisenden, der lesen muß und der in nachstehendem aphoristisch enthüllt, was er an Ort und Stelle gewissenhaft verzeichnet hat. Das Ganze ist ein ins Religiöse hinüberklingender Naturhymnus, in dem Logik und Grammatik, wie der Lahme und Blinde, einen wunderlichen Wettlauf anstellen. »Gott ist die Seele seiner Schöpfung, in der Er sich gleichsam wie in ein herrliches Gewand hüllt.« Dieser Dativ überrascht. Aber Valentini bringt alles wieder ins Gleichgewicht. »Wie ein freundlicher Talisman erhält uns die Religion über die Wellen im Schiffbruch des Lebens.« So vollzieht er in seinem eignen Hymnus einen Akt der Gerechtigkeit und zahlt schließlich dem Akkusativ die Schuld zurück, die er anfangs bei ihm eingegangen.
    Denken wir milde darüber, hat er doch selber seitdem die letzte Schuld gezahlt. Auf »Valentinis Ruh« rasten jetzt andere; er selber aber ist, am Fuße des Hügels, längst eingegangen zu dauernder Ruh.
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2. Falkenberg
    Da liegt zu Füßen ein schimmernd Bild,
An die Berge geschmiegt das weite Gefild,
Falter fliegen im Sonnenstrahl.
    Paul Heyse

     
    Etwa wie sich Heringsdorf zu Swinemünde verhält,

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