Wanderungen II. Das Oderland.
vermuten. Erzählt aber gar die Sage von untergegangenen Dörfern und Städten, so ist es gut, dem Volksmunde zu glauben und die Zweifel zu Haus zu lassen. Ob die Glocken dann abends in der Tiefe klingen oder nicht – der ist nicht beneidenswert, der sie schlechterdings nicht zu hören vermag.
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Die drei Strophen, die den Zug schildern, sind folgende:
Der Führer ritt einen Scheckenfuchs,
Er ritt ihn kurz auf Trense,
Dann folgten die Schützen; dann ackerlich Volk
Mit Sichel und mit Sense. Die Schützen trugen manch Rüstungsstück
Mit Scharten und mit Beule,
Zuletzt nachrückte das corps d'armée
Mit Knittel und mit Keule. Im ganzen waren es fünfzig Mann
In Rotten zu sechs und sieben,
Nur der Mann der Fakten, des fait accompli,
War ruhig zu Hause geblieben.
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Der große und der kleine Tornow-See
Im Mummelsee, im dunklen See,
Da blühn der Lilien viele.
Schnezler
Die »Märkische Schweiz« um Buckow herum ist zum großen Teil ein Besitztum der Grafen Flemming und Itzenplitz.
Der Itzenplitzsche Anteil an diesem Stück schöner Natur liegt im Norden und Nordosten des großen Schermützel-Sees und umfaßt das Areal der Güter Bollersdorf und Pritzhagen.
Von dem Bollersdorfer Plateau sprachen wir bereits im vorigen Kapitel; ebenso von dem schönen Blick, den der abschüssige Rand desselben auf den unten liegenden Schermützel-See gestattet.
Dorf Bollersdorf, dessen kleine gotische Kirche dem kahlen Plateau einen malerischen Reiz verleiht, ist ohne Bedeutung. Seine Besitzer wechselten oft. In der zweiten Hälfte des siebzehnten Jahrhunderts war es Eigentum des Generallieutenant von Görtzke, der, nach Ankauf des jetzt Marwitzschen Friedersdorf, auch noch Kienitz und Bollersdorf an sich brachte. Nach seinem Tode aber scheint es sofort in andre Hände übergegangen zu sein. Die schon genannte Kirche geht bis ins vierzehnte Jahrhundert zurück. Bei einem vor Jahresfrist stattfindenden Umbau wurden in der geöffneten Gruft Särge der alten, im Lande Beeskow-Storkow begüterten Familie Löschebrand gefunden.
1763 kam Bollersdorf durch Schenkung in Besitz des Generalmajors von Lestwitz und teilte seitdem, hinsichtlich seiner Besitzverhältnisse, das Schicksal des Lestwitz-Itzenplitzischen Güterkomplexes: Friedland, Kunersdorf, Bollersdorf, Pritzhagen, dem es von da ab zugehörte.
Pritzhagen liegt mehr östlich, und das coupierte Terrain gestattet keinen Blick auf den Schermützel-See. Das Dorf selbst ist unbedeutend wie Bollersdorf. Viele Jahrhunderte lang besaßen es die »Rutze« oder die »von Reutze«, wie sie später genannt wurden. Schon 1375 finden sie sich, dem Landbuche nach, an dieser Stelle. Der letzte, wie es scheint, war »Junker Hans«, ein Weidmann von altem Schrot und Korn, der seine Passion mit dem Leben bezahlte. Sein Name lebt fort in der Junker-Hansens-»Kehle«, was in der Gebirgssprache der »Märkischen Schweiz« soviel wie Schlucht bedeutet. In Pritzhagen weiß und erzählt noch jedes Kind von dem »tollen Junker«, der bei Verfolgung eines Hirsches in die »Kehle« fiel und den Hals brach. Eine Meile weiter aber weiß niemand mehr von ihm. Ein allerlokalster Ruhm.
Pritzhagen bedeutet wenig, seine Berge und Schluchten jedoch bedeuten viel, selbst seine »Kehlen«.
Als einer seiner reizendsten Punkte gilt der Dachsberg , kaum eine Viertelstunde vom Dorf entfernt und mit Recht ein Lieblingsplatz aller märkischen Touristen. Auch Berliner huldigen ihm. Und das ist doch schließlich immer das Entscheidende!
Aber den Dachsberg in Ehren, in Wahrheit sind es doch seine beiden Seen, wie namentlich auch die Schlucht, die diese verbindet, was seine Schönheit ausmacht. Die beiden Seen heißen der kleine und große Tornow-See, und die Schlucht heißt die » Silberkehle «. Jene blicken zu dem Berge hinauf, der seinerseits terrassenförmig ansteigt. Am Fuße der Treppe breitet sich der große Tornow aus, auf dem mittleren Absatz aber liegt der kleine Tornow, dunkel und still und in verschwiegener Tiefe.
Von der Kuppe des Hügels herab überblickt man nur den kleineren See; Baumpartien fassen ihn ein und beschränken die weitere Fernsicht. Das Terrassenförmige des Berges kommt deshalb wenig zur Erscheinung. Möglich, daß das Landschaftsbild an Reiz gewönne, wenn ein unbehindertes Auge, die Stufen der Treppen herniedersteigend, erst bei der kleineren und dann endlich tief unten bei der größeren Wasserfläche verweilen könnte. Aber auch wie es ist, ist es schön.
Der kleine
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