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Wanderungen II. Das Oderland.

Wanderungen II. Das Oderland.

Titel: Wanderungen II. Das Oderland. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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herauszuarbeiten. Einmal ist ihm sogar ein hübscher Kopf geglückt: die Frau seines Ersten Kammerdieners. Hübsch cum grano salis.
    Außer den Bildern des Königs, die neuerdings, wenn ich nicht irre, nach Königs Wusterhausen hinübergeschafft worden sind, bewahrt Schloß Kossenblatt auch die Staffelei, worauf die Bilder gemalt wurden. Daneben einen Eichentisch und um den Tisch herum eine Anzahl schwerer Holzstühle nach Art unserer jetzigen Gartensessel. Alles solid und primitiv.
    Wir durchschnitten endlich auch den Rest des Erdgeschosses und fanden seine Räume, wie wir die des ersten Stockes gefunden hatten: groß, öde, weiß. Dazu hohe Fenster und hohe Kamine. Sie hatten bloß ein charakteristisches Zeichen, und dieses Zeichen mehrte nur unser Grauen. In jedem Zimmer lag ein toter Vogel, in manchem zwei, auch drei. In Sturmnächten hatten sie Schutz gesucht in den Rauchfängen, und immer tiefer nach unten steigend, waren sie zuletzt wie in eine Vogelfalle hineingeraten.
    Und hier vergebens einen Ausweg suchend, hin und her flatternd in dem weiten Gefängnis, waren sie verhungert.
     
    Spät am Abend mahlte sich unser Fuhrwerk wieder durch den Sand zurück. Es war kühl geworden, und der Sternenhimmel gab auch dieser Öde einen poetischen Schimmer. Ich sah hinauf und freute mich des Glanzes. Aber in die heitern Bilder, die ich wachzurufen trachtete, drängte sich immer wieder das Bild von Schloß Kossenblatt hinein. Die weißen Wände starrten mich an, ich hörte das gespenstische Türenklappen, und in dem letzten Zimmer des linken Flügels flog ein Vögelchen hin und her und stieß mit dem Kopf an die Scheiben. Sein Zirpen klang wie Hülferuf.
    Und inmitten dieses Hülferufes wechselte das Bild, und das Schloß stand in Flammen, und unsichtbare Hände trugen es ab und warfen es in das Feuer.
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    Außer um die »Kunst«, der er hier oblag, kümmerte sich König Friedrich Wilhelm I., wenn er in Kossenblatt war, vor allem auch um die Kirche . Zumal um die Predigt. Er war nicht leicht zufriedenzustellen. Ich finde darüber folgendes: »Am 13. Sonntage nach Trinitatis im Jahre 1736 hat der König in der Kirche zu Kossenblatt eine Predigt von dem damaligen Prediger in Wulfersdorf (stellvertretend für den hiesigen, welcher krank gewesen ist) gehört, die seine höchste Unzufriedenheit erregt hat. Und da er nicht lange vorher mit einer in Rheinsberg gehörten Predigt ebenfalls unzufrieden gewesen, so haben diese beiden Prediger nach Berlin kommen und über vorgeschriebene Texte predigen müssen. Auch hat der König einen Cabinetsbefehl erlassen, infolgedessen sämtliche Prediger aus der Altmark, Prignitz, Mittel-, Ucker- und Neumark durch das Konsistorium nach Berlin berufen worden sind, ›um ein Monitorium und Instructorium zu vernehmen‹. Am 23. Sonntage nach Trinitatis (9. November) 1738 ist der König wiederum mit einer Predigt des damaligen hiesigen Predigers unzufrieden gewesen und hat auf einen ihm gemachten Vorschlag den Prediger aus Teupitz kommen lassen. Aber auch dieser hat ihn nicht zufriedenstellen können.« ._.
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Quilitz oder Neu-Hardenberg
    Nun, König Edward, flieh,
Hier halt ich fest die Feinde dein,
Hier glückt es oder nie.
    G. Hesekiel

    Selig, wem Tatkraft und behaglichen Sinn leiht Gegenwart,
Wer neu sich fühlt, Neues zu bilden bedacht ist.
    Platen

     
    Die Geschichte von Quilitz bis zum Jahre 1763 hin ist arm und dunkel. Der Besitz wechselte vielfach, so daß wir einer Menge von Namen begegnen, ohne weiter etwas zu haben als ebendiese Namen. Zu Anfang des fünfzehnten Jahrhunderts, also zur Zeit, als die Hohenzollern ins Land kamen, finden wir in Quilitz die Höndorps, Beerfeldes und Schapelows; gegen Ausgang desselben Jahrhunderts haben sich die Besitzverhältnisse geändert, und wir hören von den Eyckendorps, Pfuels und Barfus. Lauter Familien, die, mit Ausnahme der beiden letztern, in Barnim und Lebus nicht länger existieren. Um 1685 kam Quilitz, und auch wohl das benachbarte Kloster Friedland, in Besitz der markgräflich Schwedter Linie des Hauses Brandenburg und verblieb bei dieser Linie bis zum Tode des Markgrafen Karl, 1763.
    Alles dies bedeutet wenig, und die üblichen Details über Besitzverhältnisse, Hufenzahl, Hebungen, Verpfändungen etc., die wir den spärlich vorhandenen Urkunden entnehmen könnten, würden das Bild wohl erweitern, aber nicht lebendiger machen. Auch das, was wir sonst wohl heranzuziehen gewohnt sind: die Grabsteine in der Kirche, die Sagen

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