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Wandlung

Wandlung

Titel: Wandlung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Baker
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von Muscheln übersät und voller Ablagerungsspuren, war offenkundig vom Meeresgrund geborgen worden.
    Die gewaltigen Ausmaße des Wracks sprengten jedes Vorstellungsvermögen.

    Wie hoch mochte die Strahlenbelastung in der Lagerkammer sein? Auf dem Kammerboden gab es Ansammlungen von Rost, offenbar war die Einlagerung noch nicht abgeschlossen. Eigentlich müsste das Wrack mit Salz überschüttet und dann mit Blei versiegelt werden, stattdessen lag es im Freien.
    Hastig ging sie weiter.
     
    Schulzeit.
    Bemüht, nicht zu tapsig und zittrig zu erscheinen, schritt Jane den Mittelgang der Kapelle entlang, stellte sich hinter das kleine Pult. Sie ließ den Blick über die Versammlung aus Schuluniformen schweifen. Rose, das Kaugummi kauende Klassenluder, saß umringt von ihrer höhnisch feixenden Clique in der hintersten Reihe.
    Jane korrigierte die Position des Mikrofons.
    Sie stierte wie hypnotisiert auf die Schaumstoffabdeckung des Mikros und erstarrte. Sie brachte kein Wort über die Lippen. Und dann, in einem schwindelerregenden Moment gesteigerter Wahrnehmung, wurde ihr klar, dass sie diesen Moment ihr ganzes Leben immer wieder durchleben würde, die Geräusche, das ganze Drum und Dran. Die Scham würde sich in ihre Persönlichkeit einbrennen wie der Brandschatten eines Fußgängers auf dem Trottoir in Hiroshima.
    Sie starrte auf das Mikro und konnte am Rande ihres Gesichtsfelds die Reihen der Schulmädchen erkennen, die sie anstarrten, allmählich unruhig wurden und zu kichern begannen.
    Wo immer sie hingehen, was immer sie tun würde, ein Teil von ihr würde in diesem Moment gefangen sein, ein dickes Mädchen, das sich, gelähmt vor Angst, ans Stehpult klammert.

     
    Janes Stablampe hatte die ersten Aussetzer.
    Sie eilte mit Stahlträgern abgestützte Tunnel hinab, passierte Anzeichen für die Unterbrechung der Aushubarbeiten: nicht weggeräumter Schutt, achtlos fallen gelassenes Werkzeug, Bagger außer Betrieb.
    In der Dunkelheit weiter vorn nahm sie eine Bewegung wahr, eine weiße Gestalt, die sich von der Tunnelwand löste.
    »Hallo?«, rief Jane. »Bist du allein, oder bist du in Begleitung von Freunden hergekommen?«
    Die gespenstische Erscheinung rührte sich nicht.
    Jane legte ihre Stablampe auf einem Felssims ab und löste die Zündflamme aus. Als das leise Zischen von Gas ertönte, schritt sie weiter voran.
    »Also schön, Schätzchen«, murmelte sie bei sich, »wagen wir ein Tänzchen.«
    Der Mann schlurfte ihr entgegen, ein Koch. Er hatte sich in der Art einer Selbstmordattentäterweste mit Klebeband Flaschen und andere Gefäße um die Brust geklebt.
    Der Koch riss ein Gurkenglas von seiner Weste ab und zertrümmerte es an seiner Stirn – Benzin. Jane wich zurück. In seiner linken Hand hielt er ein Feuerzeug; er schnippte es an. Jane ergriff die Flucht. Die Explosion schleuderte sie den Tunnel hinab und schlug eine Delle in ihre SCUBA-Flaschen. Sie rappelte sich wieder auf und nahm ihre Fackel wieder an sich. Eine Wand aus Flammen versperrte den Tunnel.
    Jane bedeckte ihr Gesicht und rannte durch die Feuersbrunst. Ihre Stiefel fingen Feuer, sie trat es aus.
    Ein Motor wurde angelassen, heulte auf. Das Dröhnen wurde durch die Tunnelwände noch verstärkt. Gleißend helle Scheinwerfer.

    Jane schirmte ihre Augen ab. Man hörte, wie ein Gang eingelegt wurde, das Dröhnen wurde lauter, die Scheinwerfer kamen näher.
    Jane blinzelte in die gleißende Helligkeit. Die gezackten Zähne einer Baggerschaufel hielten auf sie zu. Sie drückte sich links an die Tunnelwand. Der Bagger kam genau auf sie zu, sie tauchte im letzten Moment zur Seite weg, sodass sich die Schaufel in die Seitenwand des Tunnels bohrte, was einen Regen aus Felsbrocken auslöste.
    Sie erhaschte einen Blick auf schwere Raupenketten sowie eine bucklige, unförmige Gestalt in dem gelben Führerhaus.
    Der Bagger setzte zurück. Jane presste sich an die rechte Tunnelwand, wieder hielt der Bagger auf sie zu.
    Jane brachte sich mit einem Sprung in Sicherheit, und die Schaufel bohrte sich erneut in die Tunnelwand. Gesteinstrümmer regneten herab, und der Bagger, das Führerhaus halb eingedrückt, saß zwischen Felsbrocken fest.
    Jane besah sich den Fahrer genauer. Es waren zwei nach der Art siamesischer Zwillinge zusammengeschweißte Passagiere in Abendanzügen. Der Bagger versuchte, mit stotternder, aufheulender Maschine zurückzusetzen, Qualmwolken quollen aus dem Auspuff, die Ketten schleiften, drehten durch.
    Jane verschmorte das

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