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Wandlung

Wandlung

Titel: Wandlung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Baker
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scharf ist diese Münze? Kann man damit einen Strick durchschneiden?«
    »Nein.«
    »Wirf sie mal rüber. Ich will es trotzdem versuchen.«
    Nail warf die Münze, die über den Tunnelboden schlitterte. Punch bekam sie mit dem Stiefelabsatz zu fassen und kickte sie in Richtung seiner Hände. Nach einigem Nesteln begann er, an dem Strick herumzusägen, mit dem seine Hände gefesselt waren. Nail schaute zu.
    »Wie heißt du eigentlich?«, fragte Punch. »Ich meine, mit deinem richtigen Namen? Nail ist es jedenfalls nicht, so viel weiß ich.«
    »Was spielt das für eine Rolle?«
    »Ich bin neugierig.«
    »Dave. Mein Name ist Dave.«
    »Warum hast du ihn geändert?«
    »Hattest du nie den Wunsch, dein Leben auf Anfang zu setzen, noch einmal ganz von vorn anzufangen?«
    »Ständig, jeden Tag. Bloß wäre es mit einer Namensänderung nicht getan. Also, wer war der echte Nail Harper? Was ist aus ihm geworden?«
    »Ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass dich das etwas angeht.«

    »Was ist das eigentlich für eine Armee, von der wir hier reden? Was ist da unten?«
    »Passagiere und Mannschaftsmitglieder von der Hyperion . Sie hören auf Nikki, keine Ahnung, wieso.«
    »Und was will sie von mir? Was hat sie vor?«
    »Du bist so eine Art Köder. Sie möchte deine Freunde von der Rampart hierher locken. Jane wird sofort angelaufen kommen, um dich zu retten, Ghost ebenfalls. Und Sian wird sich ihnen anschließen.«
    »Aber was hat Nikki vor? Wohin soll das alles führen?«
    »Sie will euch alle hierbehalten, sie redet davon, dass dies unser neues Zuhause ist.«
    Punch sägte an dem Strick. »Weißt du was? Irgendwann kommt für jeden die große Bewährungsprobe, ohne Vorwarnung. Aber früher oder später kommt der Moment, und dann musst du für dich selber geradestehen. Von mir aus kannst du hier wie ein Hund herumwinseln, aber ich werde von hier verschwinden.«
     
    Ghost erreichte die Inselküste. Er kletterte so schnell es ging, versuchte dabei, so viel Wärme wie möglich zu erzeugen. Er war kurz davor, der Unterkühlung zu erliegen. Ein Taubheitsgefühl kroch seine Beine hoch, seine Glieder waren geschwächt und versteiften sich bereits.
    Er erreichte den Bunker.
    »Jane?«, rief er in den dunklen Tunneleingang. »Jane, ich bin’s.« Er nahm eine Stablampe aus seiner Tasche; hinter der Linse hatte sich Kondenswasser abgesetzt und sie unbrauchbar gemacht. Er schmiss sie fort.
    Das Lagerfeuer war kalt und erloschen. Er schichtete etwas Feuerholz auf und schüttete aus einem Kanister Benzin darüber. Seine Hände zitterten so sehr, dass
er sich in der Menge vertat. Er riss trotzdem ein Streichholz an und schützte sein Gesicht vor dem Feuerball. Die Flammen schlugen hoch bis unter die Tunneldecke.
    Ghost probierte sein Funkgerät aus, es war mit Wasser vollgelaufen und gab keinen Mucks von sich. Er warf es fort, dann schloss er die Bunkertüren.
    Er hatte keine Zeit, seine Kleider zu trocknen, er schüttete das Wasser aus seinen Stiefeln und hielt sie direkt in die Flammen. Die Feuchtigkeit zischte, kochte und fing an zu verdampfen. Er wrang seine Jacke aus, knüllte sie zusammen und hielt sie in die Flammen, bis sie zu schmauchen begann.
    Schließlich zog er sich wieder an, holte einen brennenden Stock aus den Flammen, hielt ihn über seinen Kopf und machte sich auf den Weg hinein in den dunklen Tunnelschacht.
     
    Sian kletterte aus dem Führerhaus, um sich eine Thermoskanne Kaffee zu holen, um die Zeit totzuschlagen, wie sie sich selbst einredete, um irgendetwas ganz Normales zu tun. Sich vorzumachen, alles sei in bester Ordnung.
    In der Kantinenküche setzte sie einen Kessel auf. In den Fluren herrschte Stille, die Zimmer waren verlassen. Was, wenn Jane und Ghost es nicht wieder zurückschafften? Sie würde Tausende von Meilen durch die Dunkelheit auf dieser herrenlosen Bohrinsel treiben und hatte entsetzliche Angst vor der Einsamkeit.
    Sie kehrte in das Führerhaus zurück, schraubte die Thermoskanne auf und goss sich Kaffee ein, wärmte sich die Hände an der Blechtasse. Die Fenster beschlugen; sie wischte den Niederschlag weg. Die Insel fiel immer weiter
zurück, das Wrack der Hyperion war nur noch eine ferne, gezackte Silhouette vor der arktischen Dämmerung.
    Sie stellte ihren Kaffeebecher auf dem Boden des Führerhauses ab, nahm den Feldstecher zur Hand und schaute nach Süden. Der Rand des Eisfeldes war deutlich zu erkennen, der Punkt, an dem der Schnee den schweren, schwarzen Brechern wich.
    Sie schätzte, dass

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