Wandlung

Titel: Wandlung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Baker

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Falltür begann, sich zu heben.
    Er schlug auf den Schließknopf, tippte auf die Gegensprechanlage. »Frank? Alles in Ordnung bei Ihnen?«
    »Mir ist kalt. Sehr kalt.«
    »Sind Sie infiziert? Können Sie mir das sagen? Ihr Arm, hat die Amputation die Infektion gestoppt?«
    »So kalt.« Rawlins klang geschwächt wie im Delirium.
    »Sie müssen uns das sagen, Frank. Wir müssen es wissen.«
    »So müde.«
    »Wir können Sie nicht reinlassen, Frank. Frank? Sind Sie noch da?«
    Er wartete eine volle Minute, dann drückte er auf den Öffnungsknopf. Die Tür glitt hoch.
    Dahinter nichts, nur ein leerer Flur.
    Punch funkte Sian an. »Frank hat soeben versucht einzudringen.«
    »Ist er noch da?«
    »Er hat sich in Luft aufgelöst.«
    »Augenblick. Gerade eben hat jemand eine Luftschleuse in der Nähe der Sanitätsstation betreten.«
    »Ist er ins Freie gegangen?«
    »Nein. Er hat nur die innere Tür geöffnet.«
    »Hat schon jemand was von Jane und Ghost gehört?«
    »Nein.«
    »Wir brauchen unbedingt diese Gewehre.«

    Rawlins durchstöberte die Luftschleuse, kämpfte sich mühsam in ein paar Hosen und streifte eine Jacke über, schlüpfte in ein paar Stiefel.
    Er durchsuchte die Bohrinsel nach Zigaretten, schleppte
sich durch lichtlose, eiskalte Gänge, hielt sich an Rohrleitungen fest und zog sich daran entlang, presste dabei seinen mit einem leeren Ärmel umwickelten Armstumpf gegen seine Brust.
    Zigaretten waren streng verboten, in sämtlichen Freizeitbereichen hingen große rote Schilder: »Offenes Feuer strengstens untersagt.«
    Als Rawlins fünf Monate zuvor das Kommando über die Bohrinsel übernommen hatte, hatte er Zigaretten an Bord geschmuggelt, zwei Stück pro Tag für die Dauer seiner Schicht. Er pflegte sich heimlich nach draußen zu stehlen, um sich eine anzustecken. Ihm war bekannt, dass der größte Teil der Besatzung Gras rauchte, aber das kümmerte ihn nicht weiter. Dadurch waren sie beschäftigt – und ruhiggestellt. Aber er war hier der Anlagenmanager und durfte nicht dabei gesehen werden, dass er irgendwelche Regeln brach. Zwischen der Feuerlöschvorrichtung an einer Luftschleuse hatte er eine Packung Zigaretten und ein Feuerzeug versteckt, bloß hatte er vergessen, welche Luftschleuse. Überhaupt war sein Erinnerungsvermögen äußerst lückenhaft.
    Er setzte sich eine Weile in den Fitnessraum, einer der wenigen Räume auf der Bohrinsel, der über ein großes Fenster verfügte. Draußen herrschte fahles Tageslicht, und obwohl es Mittag war, stand die Sonne kaum über dem Horizont. Reihen von Fahrradtrainern und Laufbändern, reifbedeckte Ausklappfotos. Er zog seinen Ärmel hoch und untersuchte seinen bandagierten Armstumpf. Aus dem Verbandsmull ragten metallische Borsten hervor, rings um seinen Ellbogen hatte sich die Haut schwarz zu verfärben begonnen.
    »Das wär’s dann also«, dachte er. »Dies ist der Tag, an dem ich sterbe.«

    Einmal hatte Frank in einer Bank einen Mann gesehen, der sich an die Brust gefasst hatte und zusammengebrochen war. Er vermutete, dass es für die meisten Menschen exakt so ablief. Sie liefen herum, nichts als eintönige Leere im Kopf, bis sie aus heiterem Himmel ein letaler Befund oder ein Herzinfarkt traf. War jetzt Oktober? November? Es war mühevoll, einen klaren Gedanken zu fassen. Er war einigermaßen sicher, dass heute Dienstag war.
    Er lag eine Weile auf einer Sonnenbank und wachte zitternd auf. Sein Parka hatte sich geöffnet, und er bekam den Reißverschluss nicht wieder zu.
    Dann fiel ihm wieder ein, wo er die Zigaretten versteckt hatte: Luftschleuse 63.

    Jane und Ghost langten wieder an der Bohrinsel an und hievten das Schlauchboot ins Bootshaus.
    Als sie im Lastenaufzug zum Wohntrakt hinauffuhren, erklärte Ghost ihr, wie man mit einem Gewehr umging. »Du hast es schon zigmal im Fernsehen gesehen. Man führt fünf Patronen in das Verschlussgehäuse ein, betätigt den Schaft und zieht ihn mit einer einzigen kräftigen Bewegung bis ganz nach hinten durch. Dann stellt man den Sicherungshebel auf Feuern. Und lass um Gottes willen den Finger vom Abzug, ehe du nicht feuerbereit bist.«
    »Na toll.«
    »Du drückst das Gewehr fest gegen deine Schulter, spreizt leicht die Beine, Peng.«
    Sie nahmen eine Abkürzung, überquerten das Deck und betraten eine Luftschleuse.
    Ghost holte sein Funkgerät hervor. »Wir sind wieder zurück.«

    »Ich sitze in Franks Büro«, sagte Sian. »Und beobachte die Feuerschutztüren. Gerade eben hat jemand Luftschleuse 27