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Wandlung

Wandlung

Titel: Wandlung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Baker
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bei der Amputation seines Arms assistieren.«

    »Haben Sie etwa nichts technisch Ausgefeilteres als das?«, fragte Jane und wies auf die Säge.
    »Ich habe ein elektrisches Messer, aber ich möchte nicht überall sein Blut verspritzen.«
    Sie injizierten Rawlins eine Morphiumspritze und schnallten ihn auf den OP-Tisch. Rye intubierte seine Kehle, schob ein Herzüberwachungsgerät an den Tisch, klebte Rawlins Elektroden auf die Brust und schaltete den fiependen Monitor ein.
    »Behalten Sie den Monitor im Auge«, wies sie Sian an. »Sobald die Zahl dort unter fünfunddreißig fällt, machen Sie sich bemerkbar.«
    Sie entnahm dem Kühlschrank Kochsalzlösung und hängte sie an den Infusionsständer.
    »Sie schauen auf die Beutel«, erklärte sie Jane. »Sagen Sie mir Bescheid, sobald nachgefüllt werden muss.«
    Sie desinfizierte Rawlins Arm unmittelbar unter dem Ellbogen.
    »Ghost, halten Sie seine Schultern fest, ja? Könnte sein, dass er Widerstand leistet. Also, sind alle bereit?«
    Mit einem Skalpell schnitt Rye in Rawlins’ Arm, klemmte dann seine Arterien ab. Die gelben Klumpen subkutanen Fetts glänzten wie Butter.
    Sie setzte die Säge an und arbeitete sich mit kurzen sägenden Bewegungen durch seinen Arm, so als würde sie ein Tischbein durchsägen.
     
    »Was meinen Sie, wird er das durchstehen?«, fragte Jane, nachdem sie fertig waren.
    »Sobald er aufwacht, werde ich ihm noch eine Spritze geben. Danach wird er auf Aspirin gesetzt.«
    »Und wie sieht es mit Ihnen aus, Doc? Was ist, wenn wir Sie verarzten müssen?«

    »Falls irgendwas passiert, spritzen Sie mir eine Spinalnarkose und ich führe Sie durch die OP.«
    Rawlins’ Gesicht war bleich und eingefallen. Instinktiv machte Jane Anstalten, ihm den Schweiß von der Stirn zu wischen.
    »Nicht«, warnte Ghost.
    Man hörte das heisere Ausatmen durch einen Luftröhrentubus, unterlegt vom gleichförmigen Fiepen des Kardiografen.
    »Haben Sie so was schon mal gemacht?«, fragte Ghost. »Einen Arm amputiert?«
    »Finger jede Menge«, sagte Rye. »Die übliche Quetschverletzung auf einem Ölfeld.«
    »Was meinen Sie, wird er es schaffen?«
    »Unter normalen Umständen würde ich davon ausgehen, dass er sich von der Amputation wieder erholt, solange die Wunde sich nicht entzündet. Aber diese Krankheit, so was habe ich noch nie gesehen.«
    Ghost blätterte in Rawlins’ Krankenblatt. »Stress, Depressionen, Prostataprobleme. Der arme Kerl. Er hätte schon vor Jahren aus dieser Branche aussteigen sollen.«
    »Legen Sie das sofort weg«, verlangte Rye. »Diese Dinge sind vertraulich.«
    Sie stopften Rawlins’ zerrissene Kleidungsstücke in einen roten Abfallbeutel, tüteten die blutigen Wattetupfer und Bandagen ein und schütteten Chlorbleiche über den Fußboden.
    Ghost hob die Beutel mit Handschuhen an den Händen auf und hielt sie auf Armeslänge von sich.
    »Werfen Sie das Dreckszeug über Bord«, ordnete Rye an.
    Mithilfe einer Zange nahm sie den abgetrennten Arm
auf, ließ ihn in eine Plastikbox fallen und verschloss den Deckel. Sie reichte Jane die Box. »Und wenn Sie die Güte hätten, dieses scheußliche Ding zu beseitigen.«
     
    Jane rief Punch über die Gegensprechanlage und bat ihn, einen Kanister Benzin zu beschaffen und sich mit ihr auf dem Eis zu treffen.
    Sie verließen den Schatten der Raffinerie und blieben an der Wasserkante stehen.
    »Wie geht es ihm?«
    »Er schläft tief und fest«, sagte Jane. »Kann sein, er überlebt, kann aber auch nicht sein.«
    »Und wer hat jetzt das Kommando?«
    »Wer zum Teufel weiß das schon.«
    »Das hier ist keine Demokratie. Wenn wir über jede gottverdammte Kleinigkeit abstimmen, entwickelt sich das hier zu einem Desaster.«
    »Wohl wahr.«
    »Jemand sollte die Führung übernehmen. Wenn Nail und seine Kumpane erst das Heft in der Hand haben, sind wir innerhalb einer Woche alle tot.«
    »Ja.«
    »Ihr habt ihm tatsächlich den Arm amputiert?«, fragte Punch.
    Jane hebelte den Deckel von der Box.
    »Gütiger Gott«, sagte er. »Wie ist es bloß dazu gekommen?«
    »Sicher werden wir das erst wissen, sobald er wieder bei Bewusstsein ist und redet.«
    »Ich schwöre bei Gott, ich werde nicht zulassen, dass mir das passiert.«
    Sie stellten die Box auf das Eis, übergossen sie mit Benzin und zündeten sie an. Sie brannte mit blauer
Flamme. Während sie verschmorte, ballte sich die Hand langsam zur Faust.
     
    Auf der Sanitätsstation.
    Rye sah nach Rawlins, der, in ein Laken gehüllt, auf dem Untersuchungstisch

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