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Wandlung

Wandlung

Titel: Wandlung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Baker
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lag; sein Armstumpf war bandagiert. Man hörte das gleichförmige Fiepen eines Überwachungsmonitors.
    Rye untersuchte einen Blutstropfen unter einem Mikroskop, rote Blutplättchen, schwarze, stachelige Organismen, die umherwimmelten und sich vermehrten. Es war schwierig, irgendwelche Einzelheiten zu erkennen. Gerne hätte sie eine stärkere Vergrößerung gehabt.
    Eine Bewegung am Rand ihres Gesichtsfelds, womöglich Rawlins, der sich in seinem drogenerzeugten Schlaf rührte, vielleicht hatte sie es sich aber auch nur eingebildet. Ihr wurde unheimlich, und sie legte Musik auf, um sich weniger allein zu fühlen: Charlie Parker, At Storyville , live. Die CD wurde in den Spieler gezogen, und kurz darauf hallte Cool Jazz durch die leeren Flure.
     
    Jane half, das Abendessen zuzubereiten, Spaghetti mit einer primitiven Pestosoße aus getrocknetem Basilikum, Knoblauchpaste und einem Klecks Tomatenpüree.
    Sie trug ihre Schüssel zum Tisch.
    »Ich muss ständig daran denken«, sagte Punch. »Mir wäre es lieber, meine Mutter wäre tot, als dass sie herumläuft, während ihr dieses Zeug aus der Haut sprießt.«
    »Hör auf, du machst dich bloß verrückt.«
    »Wir sollten uns die Schneemobile schnappen und uns nach Alaska absetzen. Im Ernst. Du, ich und Sian. Wenn du willst, auch Ghost. Jeder kann sehen, dass du den Jungen magst. Noch ein paar Wochen, dann wird das
Meer zugefroren sein. Wir würden unser Glück versuchen und einfach geradeaus fahren.«
    »Und was ist mit den anderen?«
    »Die können zur Hölle fahren. Tut mir leid, aber die können zur Hölle fahren.«
    »So weit sind wir noch nicht. Noch haben wir Alternativen.«
    »Dann sollte vielleicht endlich mal jemand den Großen Plan enthüllen. Sieh dich doch um. Die Moral ist längst den Bach runter.«
    Ryes Stimme in der Gegensprechanlage: »Jane. Punch. Sie werden in der Sanitätsstation gebraucht. Sofort.«
     
    Der OP-Tisch war leer.
    »Wo ist er hin?«, wollte Jane wissen.
    »Er hat keine Nachricht hinterlassen«, sagte Rye.
    »Sie haben ihn allein gelassen?«
    »Hin und wieder muss ich etwas essen. Und auch mal aufs Klo.«
    »Wie lange waren Sie weg?«
    »Fünfzehn, zwanzig Minuten.«
    Der Ständer für den Tropf lag am Boden, der Kardiograf war zertrümmert.
    Jane trat mit dem Stiefel gegen einen Fetzen chirurgischen Verbandmaterials und sagte: »Er hat sich die Kanüle aus dem Arm gerissen.«
    »Dann dürfte er Blut verlieren.«
    »Man hat ihm vor zwei Stunden den Arm amputiert. Wie kann er da herumlaufen?«
    »Ich habe keine Ahnung.«
    Ghost kam. »Rawlins hat sich in Luft aufgelöst? Wollt ihr mich auf den Arm nehmen?«
    »Wir sollten zusehen, dass wir ihn so schnell wie
möglich finden«, sagte Jane. »In diesen Fluren herrschen minus zwanzig Grad, die Kälte wird ihn innerhalb weniger Minuten umbringen.«
     
    In den Lagern für Haushaltsartikel auf dem Deck C suchte Sian die Regale im Schein der Taschenlampe ab und belud einen Handwagen mit Toilettenpapier, Flüssigseife und Papierhandtüchern. Sie schob den Handwagen durch die unbeleuchteten Gänge, die Stablampe wie eine Zigarre zwischen die Zähne geklemmt.
    Im Schatten, weiter vorn, bewegte sich etwas.
    »Hallo?«
    Sie erreichte eine Einmündung, leuchtete mit der Stablampe in einen Seitengang hinein. Da war eine Gestalt, ein Stück nackter Haut blitzte auf.
    »Hallo?«
    Sian stand in einer Türöffnung, ein dunkler Raum voll übereinanderliegender Rohrleitungen.
    Im Schatten kauerte ein nackter Mann: Rawlins.
    »Was soll das, Frank?«
    Sie trat näher, sah den blutigen, bandagierten Stumpf, wo zuvor ein Arm gewesen war. Und dann blickte sie in das Gesicht: Ein Auge war pechschwarz, das andere musterte sie mit kalter Berechnung. Sie hatte das Gefühl, von einer scharfsichtigen, fremdartigen Intelligenz taxiert zu werden.
    Sie wich zurück und lief davon.
     
    Sie durchsuchten die Räumlichkeiten und Flure in der Nähe der Sanitätsstation, fanden den Luftröhrentubus. Rawlins hatte ihn sich aus dem Hals gerissen, er lag auf der Deckplatte, überzogen mit einer Schicht gefrorenen Speichels.

    »Wir teilen uns besser auf«, sagte Ghost. »Auf diese Weise können wir ein größeres Areal abdecken.«
    »Wartet mal einen Moment«, sagte Jane. »Das hier ist doch wohl eindeutig derselbe Mist, den wir im Fernsehen gesehen haben, richtig? Der einen so verrückt macht, als ob man Tollwut hätte. Möglicherweise ist Frank harmlos, vielleicht aber auch nicht. Wir müssen vorbereitet sein.«
    »Woran denkst

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