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Wandlung

Wandlung

Titel: Wandlung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Baker
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können?«
    »Dieses Kabelstück bedeutet eine funktionierende Heizung, es bedeutet Licht und könnte uns helfen, den Winter zu überstehen. Vergiss nicht, dass wir uns im Vergleich zu gestern heute schon verbessert haben. An den Gedanken musst du dich klammern.«
    Punch schloss eine Luke am Ende eines Flurs und verknotete sie mit einem Stück Feuerwehrschlauch. Dann bezog er am anderen Ende des Flurs mit einem aus einem Einmachglas gebastelten Molotowcocktail in der Hand Posten.
    »Mach so schnell du kannst«, sagte er. »Wir wollen keine Menschenmenge herbeilocken.«
    Aus einem Büro zog Ghost einen Tisch heran, kletterte darauf und machte sich an die Arbeit. Mit einem Schraubenschlüssel löste er am Kabel eine Schraubmuffe, zog den Tisch dann zum anderen Ende hinüber und wiederholte die Prozedur.
    Ein dicker Mann in Bermudashorts und Hawaiihemd bog um die Ecke, auf dem Kopf einen Sombrero. Um seinen Hals baumelte eine Kamera, und seine Beine waren ein tumorartiges Chaos aus Hautlappen und Metall.
    »Da kommt unser erster Kandidat«, sagte Punch, zog ein Feuerzeug aus seiner Tasche und setzte den Stofffetzen in Brand. Der erste Molotowcocktail verspritzte brennendes Kerosin über den Flurboden, der zweite zerbrach im Gesicht des Mannes und verwandelte ihn in
eine Flammensäule. Mit einem kehligen, unmenschlichen Geheul brach er zusammen und blieb brennend liegen.
    »Siehst du das?«, sagte Punch. »Er bleibt einfach nicht still liegen, er ist tot, aber das Metall lässt ihn einfach nicht zur Ruhe kommen.«
    Von dem entsetzlichen Gestank abgestoßen, wich er vor dem brennenden Mann zurück und entnahm seinem Rucksack einen weiteren Molotowcocktail.
    »Es sind noch weitere auf dem Weg hierher«, warnte er. »Wie kommst du voran?«
    »Wir haben es geschafft.«
    Ghost wickelte das Kabel auf und schlang es um seine Schulter. Punch knotete den Löschschlauch auseinander und entriegelte die Luke, dann gestattete er sich einen Blick nach hinten in den Flur: eine Ansammlung grässlich entstellter Gestalten, eingehüllt von Flammen und Rauch. Punch schleuderte seinen letzten Molotowcocktail und ergriff die Flucht.
     
    Der Alkoholrausch ließ allmählich nach. Jane beschloss, Ghost um einen großen Beutel Gras zu bitten. Es war so ungeheuer viel einfacher, sämtliche Gedanken abzutöten und wie ein Schlafwandler durch den Tag zu gehen.
    Sie lag in völliger Dunkelheit. Dann erwachte die Neonröhre flackernd zum Leben und blieb dauerhaft an. Sie schützte ihre Augen gegen die gleißende Helligkeit. Es gab also wieder Strom.
    Sie öffnete die Tür. Im Flur brannten Lichter, ebenso in sämtlichen Zimmern. Aus der Kantine hörte sie Jubel.
    Die Gesichter nach oben gewandt, standen die Männer unter den Heizungsschlitzen und labten sich an dem heißen Luftstrom, als ob sie unter einer Dusche stünden.
Einer der Männer hatte die Musikbox wieder ans Laufen gekriegt, es lief »Sweet Home Alabama«. Sobald Ghost von seiner Arbeit auf dem Deck C zurückkäme, würden sie mit frisch gebrautem Kaffee auf ihn anstoßen, ihm auf die Schulter klopfen, sich mit ihm abklatschen. Jane hatte keine Lust, dazubleiben und sich das anzusehen.
     
    Jetzt, da die Stromversorgung wieder funktionierte, lief Nikki quer durch den Pumpensaal zum Lagerraum und tippte auf einen Schalter. Gleißende Bogenlichter flammten auf.
    Sie ging um das Boot herum, zum ersten Mal hatte sie Gelegenheit, es sich ausführlich anzusehen, die intakten Schweißnähte, den festen Sitz der Nieten. Sie trat mit dem Fuß dagegen, schlug mit der flachen Hand gegen den Rumpf.
    Sie schlang die Kette der Winsch um Bug und Heck und drückte auf AUFWÄRTS. Die Winsch begann, sich zu drehen, und die Kette spannte sich. Mit einem Ächzen hob sich das Boot langsam vom Boden.
    Sie schlug auf einen Wandschalter. Gelbe Warnblinklichter setzten ein. Die Bodenluke unter dem Boot klaffte auf wie der Bombenschacht eines B52. Eispartikel peitschten herein. Die silbernen Segel flatterten und blähten sich.
    Nikki stand am Rand des Abgrunds und blickte hinunter in Dunkelheit und eisigen Wind. Dort hinab würde ihr Weg sie führen; sollte sie sich tatsächlich entschließen, allein nach Hause zu segeln, würde sie die Helligkeit und Wärme der Ölplattform hinter sich zurücklassen und in die ewige Nacht eintauchen müssen.
    Ein aufgeregtes Flattern meldete sich in ihrer Magengrube.
Sie brauchte nichts weiter zu tun, als auf ABWÄRTS zu drücken.
     
    Jane hockte auf ihrer Bettkante und sagte

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