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Wandlung

Wandlung

Titel: Wandlung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Baker
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Finger in Augen und Mund gesteckt, seine Finger abgebissen, ihm eine Faust in den Magen gebohrt, mehr oder weniger sein Innerstes nach außen gekehrt.«
    Jane saß in der Falle. Im Gewehr befanden sich noch zwei Patronen. Sie kletterte über den Kapitänssessel hinweg, schoss das Fenster heraus, zwängte sich hinaus ins Freie und schlitzte sich dabei an den spitzen Resten des Sicherheitsglases den Parka auf, sodass der Isolierschaum herausquoll.
    Auf der Fensterbank versuchte sie, das Gleichgewicht zu halten – bis zum Unterdeck war es ein Sprung von zehn Metern. Stattdessen kletterte sie nach oben, auf das Brückendach.
    Auf dem Dach angekommen, hastete Jane hin und her, während auf allen Seiten infizierte Passagiere fauchten und nach ihr greifen wollten. Sie öffnete den Reißverschluss ihres Rucksacks, entnahm ihm eine Patronenschachtel und lud ihr Gewehr nach. Lehnte sich gegen den Radarmast und versuchte, langsam durchzuatmen. Dann zog sie das Funkgerät aus der Tasche. »Ghost? Punch? Könnt ihr mich hören? Ich brauche dringend eure Hilfe, Leute.«

     
    Sian stand auf dem Hubschrauberlandeplatz und schwenkte eine Stablampe hin und her. Die Besatzung hatte sich um sie geschart, alle wollten unbedingt das Schiff sehen, das sie in die Freiheit bringen würde.
    Über dem Horizont erblickten sie einen Lichtschein wie von einem tief stehenden Stern. Eine Viertelstunde später erkannten sie die Positionslichter eines Schiffs, das rasch näher kam: die Hyperion , strahlend hell und geisterhaft erleuchtet. Der mächtige Bug zerbarst das Eis, das Horn blies. Alles jubelte.
    »Es ist riesig«, meinte Nikki.
    »Und es hat eine Heizung an Bord«, sagte Sian. »Stellt euch vor, wir werden es warm haben. Fast hätte ich vergessen, wie sich das anfühlt.«
    »Ein wahres Ungetüm.«
    »Seht doch, wie viel Fahrt es macht«, sagte Sian. »Wir werden schon in wenigen Stunden zu Hause sein.«
    »Es kommt ziemlich rasch näher. Das wäre jetzt der geeignete Augenblick, das Tempo zu drosseln.«
    Das Schiff verlangsamte seine Fahrt nicht. Der Jubel der Besatzungsmitglieder erstarb, und sie traten vom Rand des Hubschrauberlandeplatzes zurück.
    Das Schiff kam immer näher, jetzt konnten sie schon das Stampfen der Maschinen hören, das Rauschen der Bugwellen, das Bersten von Eis.
    Krachend bohrte sich das Schiff in die westliche Ecke der Bohrinsel, der Aufprall erschütterte die Raffinerie und riss die Mannschaft von den Beinen. Funken stoben, und Metall kreischte, als Stahlträger durch die Belastung aus ihrer Verankerung gerissen wurden. Dann ein donnerndes Tosen, als sich eine der mächtigen Ankerketten löste und ein Stück der Aufbauten mitriss.
    Sian ging zu Boden und brach sich die Nase, sie wälzte
sich auf den Rücken und blieb benommen liegen. Nieste Blut. Ein Traumbild, erblickt durch einen Tränenschleier: Wie in einem Karnevalsumzug zogen die Lichter eines Schiffs vorbei, die Decks, die Bullaugen und Girlanden. Ein scharfkantiges, klaffendes Loch wurde in die Seitenwand des Schiffs gerissen, Rumpfplatten barsten mit unheimlichem Kreischen.
    Der angeschlagene Ozeandampfer hielt weiter in voller Fahrt Kurs auf die Insel.

21 – Das Wrack
    Ein Aufprall.
    Ghost wurde quer durch den Maschinenraum geschleudert und hielt sich an einem Geländer fest, um zu verhindern, dass er gegen eine der riesigen rotierenden Schraubenwellen rutschte.
    Er ging zu Boden. Der Propeller eines Abzugsgebläses löste sich aus dem Schacht und schlug unmittelbar neben seinem Kopf aufs Deck, Werkzeugschränke flogen auf. Punch rollte sich zusammen und hielt sich die Hände schützend über den Kopf, als Schraubenschlüssel über die Deckplatten schlitterten.
    Dann eine letzte, katastrophale Erschütterung, das Schiff geriet ins Schlingern. Ein Abschnitt des Laufgangs fiel in sich zusammen, ein Feuerlöscher platzte auf und blies einen Blizzard aus Schaumpartikeln in die Luft. Stille legte sich über den Maschinenraum.
    Ghost richtete sich auf, wischte sich Schaum von Gesicht und Händen, spuckte Schaum. Der Maschinenraum war wie nach einem heftigen Schneefall mit einer weißen Schicht bedeckt.
    »Was haben wir gerammt?«, fragte Punch. »Sind wir mit einem Eisberg zusammengestoßen, oder was?«
    »Wir machen keine Fahrt mehr. Wir bewegen uns nicht mehr. Ich glaube, wir sind auf Grund gelaufen.«
    »Bist du verletzt?«

    »Hab mir das Bein gestoßen, ansonsten ist alles in Ordnung. Und du?«
    »Bestens.«
    Die Schraubenwellen drehten sich noch

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