Wandlung

Titel: Wandlung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Baker

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Bewusstsein, um es gleich darauf wieder zu verlieren.
    Schließlich wachte er auf. Die Wirkung der Drogen hatte nachgelassen, und der Schmerz in seinem Arm trieb ihm die Tränen in die Augen, ließ ihn mit den Zähnen knirschen.

    Er rappelte sich hoch, wankte durch die kalten Flure zum Pumpensaal und stieß die Tür zum Lagerraum mit dem Fuß auf. Die Bodenluke stand offen, das Boot war weg.
    »Dieses verdammte Miststück«, brüllte er.
    Jane stand an der Lukensteuerung und drückte auf SCHLIESSEN. Die hydraulischen Widder wurden eingefahren und zogen die Lukendeckel zu. Sie schlossen sich mit einem schweren metallischen Dröhnen, das das Tosen des Windes schlagartig abreißen ließ.
    »Keine Ahnung, wieso du so völlig überrascht tust und hier den Betrogenen mimst«, sagte Jane. »Jeder konnte sehen, dass sie geradezu versessen darauf war, dir eins auszuwischen. An deiner Stelle hätte ich die Sicherungen für die Lukensteuerung versteckt, sie gegen Blindgänger ausgetauscht. Und dafür gesorgt, dass sie nicht eigenmächtig eine Spritztour unternimmt, solange ich nicht in der Nähe bin. Weißt du was, tief drinnen, auf einer ganz grundsätzlichen Ebene, bist du ziemlich dämlich.«
    »Dieses verdammte Miststück«, murmelte Nail.

    Jane gesellte sich auf dem Hubschrauberlandeplatz, der in Flutlicht getaucht war, zu Sian.
    »Fühlst du dich ein bisschen zu wenig geschätzt?«, fragte Sian.
    »Das mit dem Strom hat Ghost prima hingekriegt.«
    »Das wird sie fünf Minuten lang bei Laune halten, dann wird ihnen dämmern, dass sie noch immer hier sind, noch immer festsitzen und darauf warten, dass jemand sie nach Hause bringt. Nicht mehr lange, und sie werden wieder an deine Tür klopfen.«
    »Und was erzähle ich ihnen dann?«

    »Dass wir ein Schiff haben. Dass es auf Grund gelaufen ist und einen riesigen Riss im Rumpf hat, wir es aber früher oder später wieder flottkriegen werden.«
    »Ich denke, da werden die derzeitigen Bewohner etwas dagegen haben. Schau doch, drüben auf der Insel.« An der Wasserkante hatten sich vom Mond beschienene Gestalten versammelt. »Sie sind vom Schiff herübergekommen. In ein paar Wochen wird sich eine Eisbrücke gebildet haben, wird das Meer zwischen hier und der Insel zugefroren sein. Dann können sie bis vor unsere Haustür marschieren. Glaubst du wirklich, irgendetwas hätte sich verbessert, nur weil die Lichter wieder angegangen sind? Wir befinden uns jetzt ganz offiziell im Belagerungszustand.«

22 – Das Exemplar
    »Du bist jetzt also wieder im Helden-Modus?«, fragte Punch.
    Jane war gerade dabei, ihr Zimmer aufzuwischen. Eine Rohrleitung war geplatzt, aus der Wasser auf ihre Koje spritzte.
    »Wenn ich kann, versuche ich, Leuten zu helfen, hauptsächlich, um die Zeit totzuschlagen. Aber wenn der Fernseher richtig funktionieren würde, weiß ich nicht, ob ich mich nicht einen Teufel darum scheren würde.«
    »Du solltest vielleicht mal nach Rye sehen.«
    »Gibt’s einen bestimmten Grund?«
    »Nein. Aber es verhält sich wie mit dieser Hundepfeife. Manchmal müssen die Leute gar nichts Absonderliches sagen oder tun, sie sitzen einfach da, trinken in aller Ruhe ihren Tee und stoßen dabei einen unhörbaren Schrei aus, als würden sie innerlich krepieren.«
    »Ich werd mal vorbeischauen. Aber solange sie nicht ausdrücklich um Hilfe bittet, kann ich nicht viel tun.«

    Rye war für die anderen praktisch eine Unbekannte. Sie blieb meist auf ihrem Zimmer. Über ihrer Koje war mit Reißzwecken das Foto eines kleinen Jungen befestigt. Das Foto schien schon alt zu sein, es wies jede Menge Knicke und zahllose Nadellöcher auf.
    Jane saß in Rawlins’ Büro und überprüfte Ryes Personalakte.
Sie hatte die Allgemeinmedizin an den Nagel gehängt und drei Jahre darauf einen Job auf einer Ölplattform angenommen. Für die dreijährige Auszeit war keine Erklärung angeführt.

    Jane ging zu Ryes Zimmer, sie würde eine Migräne vorschieben und um ein paar Schmerztabletten bitten.
    Die Tür war angelehnt. Rye saß auf dem Bett, sie hatte sich bis auf die Unterwäsche ausgezogen und bohrte sich ein Messer in den Oberschenkel, um mit der Klingenspitze ihren Namen einzuritzen. Dabei lockte sie kleine Blutströpfchen hervor.
    Jane hüstelte, um sich bemerkbar zu machen.
    »Bevor Sie nachfragen«, sagte Rye, »nein, ich habe nicht den Wunsch, darüber zu sprechen.«

    Die Mannschaft veranstaltete eine Togaparty, sie drehten die Heizung auf, bis im Wohntrakt eine Bullenhitze