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Wandlung

Wandlung

Titel: Wandlung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Baker
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von Superparasiten zu tun. Das hier ist kein Mensch, es ist ein metallischer Organismus in einem Überzug aus Haut. Seine Lebensspanne ist begrenzt, er tötet den Wirt langsam ab, so wie Efeu, der einen Baum umschlingt. Weiß Gott, woher er stammt. Auf jeden Fall ist er schwer abzutöten. Ich habe einem von ihnen eine Dosis Librium verabreicht, die ihn eigentlich hätte umbringen müssen. Es schien ihm nicht viel auszumachen. Diese Wesen besitzen das Nervensystem einer Kakerlake.«
    Rye trat einen Schritt zurück und verschränkte die Arme. »Wir haben keine Alternative, als den Träger zu töten. Diese Krankheit ist absolut letal, davon erholt sich niemand, so viel steht fest. Erinnerungsvermögen, Persönlichkeit, alles unwiederbringlich ausgelöscht. Wir müssen uns also nicht schlecht fühlen, wenn wir sie umbringen. Es ist Schädlingsbekämpfung, kein Mord. Nehmen Sie eine Granate, wenn Sie eine zur Hand haben, ansonsten ist ein Kopfschuss eine absolut sichere Methode. Wenn Sie sie in den Unterleib treffen, wenn Sie ihm einen Arm oder Bein abschießen, halten sie noch lange genug durch, um ein Stück aus Ihnen herauszubeißen. Verpassen Sie ihnen einen Kopfschuss, ohne Ausnahme.«
    »Sie irren sich«, sagte Jane. »Etwas ist noch vorhanden. Etwas bleibt.«
    Jane wandte sich zu dem Priester um und schlug die
Bibel auf. »Am Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott sagte: ›Es werde Licht …‹«
    Pater David knurrte und schlug um sich, ehe er sich, wie von einem Schlaflied besänftigt, allmählich wieder beruhigte.
    »Sehen Sie? Er erinnert sich.«
    »Das können Sie unmöglich sicher wissen«, sagte Rye.
    »Nein, aber ich kann es sehen. Er erinnert sich an die Worte.«
    »Wir müssen alles über diese Kreaturen herausfinden, was wir können. Gefühlsduseleien können wir uns nicht erlauben.«
    Jane verließ den Raum und kam mit einem Gewehr zurück, hielt dem Priester den Lauf an den Kopf. Er schnupperte daran.
    »Schon gut, David.«
    Dann schoss sie ihm den Schädel weg. Außer einem verschmorten Hautlappen blieb oberhalb des Halses nichts mehr übrig. Anschließend erschoss sie die drei übrigen Exemplare. Klumpen von Hirngewebe, vom Pulver augenblicklich verschmort, landeten dampfend auf dem Fußboden.
    »Wischen Sie diesen Dreck weg und schrubben Sie den Raum durch«, sagte Jane. Sie drückte Rye den Gewehrlauf gegen den Laborkittel. Der heiße Lauf hinterließ einen verschmorten Ring. »Und wenn Sie noch mehr von diesen Mistkerlen an Bord bringen, werde ich Sie auf der Stelle persönlich erschießen. Und falls Sie glauben, ich scherze, stellen Sie mich auf die Probe. Stellen Sie mich verdammt noch mal auf die Probe.«
     
    Rye schloss ihre Zimmertür ab und setzte sich aufs Bett, schüttelte ein zusammengedrehtes Alufolientütchen aus
dem Batteriefach ihres Nachttischweckers, tippte das Pulver auf einen Löffel und erhitzte die Mischung über einer Feuerzeugflamme.
    Sie setzte sich einen Schuss, schmiss die Spritze ins Waschbecken, lehnte sich zurück und genoss die warme Woge aus Wohlgefühl. Das Gefühl war ihr nur zu vertraut, sie hatte den Job auf der Plattform angenommen, um ihre Codeinsucht zu überwinden. Sieben Jahre als Allgemeinmedizinerin waren wie in einem Rausch aus Glückseligkeit an ihr vorübergezogen, jetzt war es eine Erlösung, ihr noch einmal nachzugeben. Es war, als komme man nach Hause.
    Rye untersuchte ihre linke Hand. Die Spitze ihres Zeigefingers fühlte sich taub an und hatte begonnen, sich schwarz zu verfärben. Wann hatte sie sich infiziert? Vielleicht draußen auf dem Eis, als sie den Priester betäubt und gefesselt hatte. Vielleicht auch, als sie ihn auf den Tisch geschnallt hatte.
    Sie benutzte einen Schnürriemen als Aderpresse und stellte sich mit einem Bolzenschneider vor das Waschbecken, platzierte den infizierten Finger zwischen die Klingen. Das, dachte sie in traumverlorener Versonnenheit, wird jetzt gleich fürchterlich wehtun.
     
    Später saß sie in der Kantine und starrte auf die flimmernden atmosphärischen Störungen im Fernsehen. Punch erkundigte sich nach ihrem Befinden.
    »Mir geht’s prima«, murmelte sie und schob ihre bandagierte Hand tiefer in die Jackentasche. »Alles eitel Sonnenschein.«

23 – Das Tagebuch von Dr. Elizabeth Rye
    Mittwoch, 28. Oktober
    Ich habe an meinem verstümmelten Finger den Verband gewechselt und die Wunde alle fünfzehn Minuten untersucht. Soweit den Fernsehberichten zu entnehmen war, die ich in der Kantine

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