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Wandlung

Wandlung

Titel: Wandlung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Baker
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ohne jemandem davon zu erzählen? Ich werde Ihnen helfen, sie über Bord zu werfen. Wir werden es jetzt gleich tun, und zwar schnell. Wenn die Jungs in der Kantine dahinterkommen, brechen sie Ihnen Ihre gottverdammten Beine.«
    »Diese Geschöpfe sind mehrere Wochen an Bord der Hyperion auf See getrieben«, sagte Rye. »Nichts deutet daraufhin, dass sie etwas gegessen oder getrunken haben. Was zum Teufel treibt diese Kreaturen an? Sind sie überhaupt nicht neugierig? Leben sie von Luft, oder was?«
    »Verdammt, der Mann da ist ein Geistlicher.«
    Die Augen des Priesters waren schwarz, er starrte zu ihr hoch, zuckte mit keiner Wimper.
    Auf einem Stuhl lag eine Bibel.
    »Die hatte er in seiner Tasche«, sagte Rye.
    »Eine King-James-Bibel. Gute Wahl.«
    Auf dem Leerblatt stand eine Inschrift. »David. Bist du das? Du warst einmal David.«
    Jane sprach ein Vaterunser.
    Der Priester senkte langsam seinen Kopf und schloss die Augen.
    »Haben Sie eigentlich eine Ahnung, Doc, was für ein
fürchterlicher Gestank hier unten herrscht? Es riecht nach Ammoniak. Mir tränen die Augen.«
    »Ich möchte Ihnen etwas zeigen.«
    Rye streifte eine Schutzbrille und einen Mundschutz über und nahm ein Skalpell zur Hand.
    »He«, sagte Jane. »Der Mann lebt doch noch. Er atmet noch.«
    Rye ignorierte sie und stach Pater David in die Schulter, drehte die Klinge, bohrte sie ganz tief hinein.
    »Augenblick, unterstehen Sie sich, verdammt noch mal.«
    Der Priester lag vollkommen gleichgültig da, während das Messer über Knochen kratzte.
    »Lebt er wirklich noch?«, fragte sich Rye im Selbstgespräch. »Ist er ein Untoter? Wie Nosferatu? Ist es das, womit wir es zu tun haben? Ich glaube, er empfindet noch etwas. Er kann das Messer fühlen, aber es ist ihm egal.«
    Rye verdrehte das Messer noch einmal.
    »Die Blutung ist geringer, als ich vermutet hätte«, sagte sie. »Betrachten Sie sein Gesicht. Sehen Sie hier, die Haut? Das sind Erfrierungen, seine Haut verwandelt sich in eine schmierige Masse. Er verfault allmählich. Diese Passagiere da draußen auf dem Eis sind keineswegs unsterblich. Die Kälte ist für sie durchaus tödlich, nur dauert es eben sehr lange.«
    Rye ließ das Skalpell in der Schulter des Priesters stecken und beugte sich über seine Brust.
    »Wie es aussieht, atmet er nur alle paar Minuten einmal ein. Ich darf mich nicht so weit zu ihm herunterbeugen, dass ich seinen Herzschlag hören könnte, aber der dürfte stark verlangsamt sein. Im Wesentlichen ist er eine Art Medium, ein Vehikel aus willenlosem Fleisch,
das mal hierhin, mal dorthin gesteuert wird. Seine Kerntemperatur scheint dabei keine Rolle zu spielen.« Sie trat einen Schritt zurück und betrachtete den Priester nachdenklich. »Ist es das, was uns bei unserer Rückkehr zu Hause erwartet? Städte voller umherwandelnder Toter?«
    Jane ging zur anderen Seite hinüber. Dort stand ein mit einem Tuch abgedeckter Tisch. »Was ist das?«
    Rye schlug das Tuch zurück.
    »Gottverdammt«, sagte Jane und hielt sich die Hand vor den Mund.
    Man hatte dem Körper die Haut abgezogen. Ob es ein Mann oder eine Frau gewesen war, war nicht mehr zu erkennen. Haut und Muskeln waren entfernt worden, übrig geblieben waren das Knochenskelett sowie die Sehnen. Der Körper war noch immer auf den Tisch gefesselt, seine Hände vollführten Greifbewegungen, er drehte und wand sich, als versuchte er, sich aufzurichten.
    »Mein Gott. Wie ist es möglich, dass er noch lebt?«
    »Er liegt im Sterben«, sagte Rye. »Er ist dort draußen als Flamencotänzer verkleidet umhergestolpert. Aufgrund des Blutverlusts und der Verletzungen wird er wie jeder normale Mensch sterben, nur scheint sich das über mehrere Tage hinzuziehen. Bei diesen Drähten, diesem von Knorpel und Knochen umgebenen Zeug, handelt es sich eindeutig um Metall, denn es lässt sich magnetisieren. Allerdings scheint es wie Haar zu wachsen. Soweit ich das beurteilen kann, verbreitet es sich vom Zentralnervensystem aus. Dieses ganze Zeug hier, das sich um seine Arme und Beine gewickelt hat, lässt sich bis zu seinem Rückgrat zurückverfolgen. Und jetzt werfen Sie mal einen Blick auf seinen Kopf.«
    Jane beugte sich über den gehäuteten Körper. Das
blutige Totengesicht sah sie näher kommen und schnappte mit seinen lippenlosen Kiefern nach ihr, grinste, biss zu.
    »Hier ist noch mehr Metall, sehen Sie? Und zwar jede Menge, es hat sich um den Hirnstamm angeordnet. Meiner Ansicht nach haben wir es ziemlich offenkundig mit einer Art

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