Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wann tranken die Türken ihren Kaffee vor Wien?: Weltgeschichte - alles, was man wissen muss (German Edition)

Wann tranken die Türken ihren Kaffee vor Wien?: Weltgeschichte - alles, was man wissen muss (German Edition)

Titel: Wann tranken die Türken ihren Kaffee vor Wien?: Weltgeschichte - alles, was man wissen muss (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Seidel
Vom Netzwerk:
gegen die deutschen Protestanten ausgegeben. Philipp belegte nun Spanien selbst mit Steuern, Zwangsanleihen und Münzverschlechterung, verkaufte Ämter und unterdrückte in seinem Land despotisch jegliche Opposition. Gleichwohl musste er 1557 den Staatsbankrott Spaniens erklären, der erste im modernen Europa.
    1531
    BÖRSE     Schon 1409 hatte in der flandrischen Handelsstadt Brügge die Kaufmannsfamilie Burse ein Haus eigens für den Abschluss von Handelsgeschäften eröffnet. Im benachbarten Antwerpen an der Scheldemündung begann nach der Verleihung der Stadtrechte 1291 wegen des florierenden Tuchhandels und der Lage der Stadt im Zentrum der westeuropäischen Handelsströme eine Blütezeit. Im Jahr 1531 entstand hier die erste europäische Börse im modernen Sinn für den Handel mit Wertpapieren. 1556 wurde das zum Habsburgerreich gehörende Antwerpen zwar im Zuge der Reformation protestantisch, doch als die Stadt 1585 von den Spaniern erobert wurde, emigrierten viele Protestanten in den Norden. Von nun an war Amsterdam der führende Börsen- und Bankenplatz in Europa.
    1602
    AKTIENGESELLSCHAFT      Andeel ist das niederländische Wort, unter dem das, was wir bis heute unter Aktie verstehen, erstmals in der Geschichte auftaucht. Nach der Afrikaumsegelung Vasco da Gamas im 16. Jahrhundert hatten die Portugiesen den lukrativen »Ostindienhandel« mit seinem Hauptprofitbringer Gewürze monopolisiert. Sie hielten die Kenntnisse von den Seewegen um Afrika herum und im Indischen Ozean geheim. Ein holländischer Sekretär in portugiesischen Diensten in Goa kopierte heimlich die Karten, brachte sie 1592 nach Holland und veröffentlichte anschließend einen »Reisebericht« mit den ausführlichen Informationen.
    Holländische Seekaufleute gründeten nun Kaufmanns-»Compagnien«, die Bau oder Kauf und Ausrüstung von Schiffen finanzierten. Die ersten vier Schiffe kehrten 1597 nach Amsterdam zurück. Nach jeder Reise wurde Kasse gemacht und die jeweilige Compagnie wieder liquidiert. Innerhalb weniger Jahre wurden so 65 Schiffe zu 15 Flotten ausgesandt, von denen immerhin erstaunliche 50 beladen wieder zurückkamen. Das Geschäft war hochriskant. Im Indischen Ozean und im Atlantik erwartete die Schiffe das Sperrfeuer der Spanier, Portugiesen und Araber, Wetter und Piraten taten ein Übriges und überdies bekriegten sich die »Compagnien« untereinander. Unter diesem Druck schlossen sich 1602 die »Vorkompanien« zu einer großen nationalen Gesellschaft unter dem Namen »Vereinigte Ostindische Compagnie« (VOC) zusammen. Sie wurde bald darauf die größte Handelsgesellschaft der Welt. Die VOC und die kurz zuvor gegründete britische East India Company waren die ersten multinationalen Konzerne der Welt.
    Entscheidend für den Erfolg der Kapitalbeschaffung war der Beschluss der Gründer, die Kapitalzeichnung für das breite Publikum zu öffnen. Entsprechend wurden (Aktien-)Anteile ( Andeel ) meist zu einem Nennwert von 3000 Gulden zügig platziert. Jeder Holländer konnte sie kaufen und auch wieder verkaufen. Auf diese Weise kam ein Aktienkapital von sage und schreibe 6424588 Gulden zusammen, eine ungeheure Summe für die damalige Zeit. In den Grundzügen funktionieren Aktiengesellschaften auf diese Weise bis heute.
    Ausgestattet mit staatlichen Privilegien und Hoheitsrechten trat die VOC an den Palmenstränden der asiatischen Insel- und Küstenwelt mit allen Attributen einer Kolonialmacht auf, man kannte keinerlei Skrupel. Daheim in Holland brach das Gouden Eeuw (das »Goldene Zeitalter«) an, welches das Bild der alten holländischen Städte und ihrer musealen Schatzkammern bis heute prägt. In den Niederlanden selbst war die VOC eine Art »Staat im Staat«. Über 100 Jahre lang stieg deren Aktienkurs unaufhaltsam bis zu seinem Höhepunkt bei 1200 Prozent im Jahr 1720. Die Dividenden waren üppig im zweistelligen Bereich. Innerhalb eines solchen halbstaatlichen Trusts und Global Players kommt es irgendwann unweigerlich zur Misswirtschaft und Redlichkeitsdefiziten der »leitenden Angestellten«. Per 31. 12. 1799 wurde die Gesellschaft aufgelöst. Der niederländische Staat übernahm 110 Millionen Gulden Schulden. In Holland buchstabierte man VOC fortan: V(ergaan) O(nder) C(orruptie) .
    Was danach geschah : Der Aufstieg der VOC war die eigentliche Begründung des niederländischen Kolonialreiches in Südostasien. Die bis dahin dominierenden Portugiesen wurden in mehreren Seeschlachten nach und nach

Weitere Kostenlose Bücher