Wann tranken die Türken ihren Kaffee vor Wien?: Weltgeschichte - alles, was man wissen muss (German Edition)
westlich des Euphrat. Er betrieb eine geschickte Wirtschaftspolitik, führte sein Reich zu Wohlstand, baute die Hauptstadt Isfahan aus und förderte die Ausbildung einer spezifisch persischen Kultur. Vor allem in Isfahan blühten die Buchkunst mit Miniaturmalerei und Kalligrafie, Teppichweben, Architektur. Teppiche und Textilien aus Indien und Persien wurden über die Seidenstraße gehandelt. Hauptabnehmer waren Engländer und Niederländer. Schah Abbas I. war zugleich religiöses Oberhaupt, das Safawiden-Reich hatte also durchaus theokratische Züge (wie die heutige »Islamische Republik« auch).
ab 1623
OSMANISCHES REICH: SULTAN MURAD IV. Er war nach Süleimans Tod von 1623 bis 1640 der einzige kraftvolle Herrscher der Osmanen, aber auch sehr streng. Kaffee, Wein, Opium und Tabakgenuss waren beiTodesstrafe verboten. Mehrere Osmanen-Herrscher vor ihm waren schwach, verrückt oder standen unter der Fuchtel der Sultansmütter. Schon nach Lepanto und erst recht unter der Haremsherrschaft hatte sich eine große Schwäche des Osmanischen Reiches gezeigt: Es entwickelte sich nicht weiter. Der Buchdruck wurde vollkommen untersagt. Die Osmanen vollzogen die geistige, technische und wirtschaftliche Entwicklung Europas nicht mit und gerieten in einen Rückstand, den sie nicht mehr aufholten.
1572–1629
CHINA: KAISER WAN-LI Ihm war in der letzten Phase der Ming-Dynastie eine vergleichsweise lange Regierungszeit von 48 Jahren (1572–1620) beschieden. Kaiser Wan-li regierte despotisch und verschwendungssüchtig auf Kosten der Bauern. Andererseits war Wan-li »außenpolitisch« erfolgreich, befriedete die Mandschurei (1583), vertrieb die Japaner aus Korea (1592), eroberte Annam (Vietnam), Burma und Siam (Thailand). Außerdem erlaubte er eine vorsichtige Öffnung zum Westen: 1601 begann der Jesuitenpater Matteo Ricci mit kaiserlicher Erlaubnis die christliche Mission in China. Ricci pflegte freundschaftliche Kontakte mit konfuzianischen Gelehrten und Dichtern (und bekehrte einige). Dank seiner überlegenen mathematischen, geografischen und astronomischen Kenntnisse beeindruckte Ricci auch den chinesischen Kaiserhof. Für Wan-li fertigte er die erste Weltkarte, auf der auch Amerika verzeichnet ist.
1603–1616
JAPAN: TAIKUN – DAS TOKUGAWA-SHOGUNAT Nach dem ersten Shogunat Kamakura (bis 1333) hatte es in Japan nur noch regionale Fürsten gegeben. Diese daimyo befehdeten sich untereinander, bis in den letzten drei Jahrzehnten des 16. Jahrhunderts drei Feldherren zuerst mit Waffengewalt, dann auch mit Verwaltungsmaßnahmen immer mehr daimyo und unabhängige Klöster mit eigenem Grundbesitz und eigenen Söldnern unter ihre Kontrolle brachten. Tokugawa Ieyasu (1543–1616) war der Letzte in dieser Reihe. Er wurde schließlich zum Alleinherrscher Japans und begründete 1603 das Tokugawa-Shogunat. Ieyasu wurde Taikun genannt (»Großer Gebieter«), wovon sich das weltweit verbreitete Wort Tycoon ableitet.
Tokugawa brachte Japan eine 250-jährige Friedenszeit, aber auch eine völlige Isolation nach außen. Der kleine Fischereihafen Edo (das heutige Tokyo) wurde zur Herrschaftszentrale. Danach wird das Shogunat auch Edo-Zeit genannt. Die Bevölkerung wurde streng kontrolliert. Das neue Herrschaftssystem war letztlich ein Polizeistaat, der in radikaler, stark zentralisierter Form dem etwa gleichzeitigen Absolutismus in Europa entsprach.
T IBET – DALAI LAMA Sönam Gyatsho (1543–1588) war der erste Groß-Lama, ein Abt des Gelbmützen-Ordens lamaistisch-tibetischer Mönche, dem dieser Ehrentitel von einem Großkhan der Mongolen verliehen wurde. Sönam Gyatsho zählt als dritter Dalai Lama. Der Dalai Lama gilt als Reinkarnation eines Bodhisattwa, der nach dem Tod eines Dalai Lamas bei einem zeitgleich geborenen Knaben von den Mönchen nach festgelegten Riten »gefunden« und zum neuen Dalai Lama (»Ozean des Wissens«) proklamiert wird. Der gegenwärtige Dalai Lama Tendzin Gyatsho ist der 14. Dalai Lama. Die korrekte Anrede lautet »Heiliger Vater« (wie beim Papst) oder im Tibetischen Kundün (»Verehrungswürdige Anwesenheit«).
DIE NIEDERLÄNDER UND ENGLÄNDER IN IHREN KOLONIEN
Für den Ehrgeiz des spanischen Königs Philipp II., möglichst gleichzeitig alle Protestanten in Europa und die Türken zu bekämpfen, reichte alles Gold und Silber aus den Kolonien nicht aus. Das meiste hatte sowieso bereits sein Vater Karl V. für kostspielige Kriege in Italien gegen König Franz von Frankreich sowie
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