Wann tranken die Türken ihren Kaffee vor Wien?: Weltgeschichte - alles, was man wissen muss (German Edition)
verdrängt.Schließlich nahmen die Niederländer den Portugiesen auch noch den Handel mit China und Japan ab. Vertreter der VOC waren seit 1641 die Einzigen, die auf einer kleinen Hafeninsel vor Nagasaki mit dem hermetisch abgeriegelten Japan Handel treiben durften. Noch im 19. Jahrhundert war dies nur einzelnen Holländern erlaubt. 1600 war die Britische Ostindien-Kompanie durch einen Freibrief von Königin Elisabeth I. gegründet worden; sie war aber keine Aktiengesellschaft. Die East India Company spielte die wesentliche Vorreiterrolle bei der britischen Kolonisierung Indiens; nach 1700 gewann sie erheblichen politischen Einfluss im Mogul-Reich. Die der Company eingeräumten Rechte gingen im 19. Jahrhundert auf die englische Krone über, Indien wurde Kronkolonie und Königin Victoria später »Kaiserin von Indien«.
1610
VIRGINIA-TABAK Mit dem stillschweigenden Einverständnis der englischen Königin unternahm Walter Raleigh (ca. 1553–1618) Kaperfahrten auf dem Atlantik, die sich gegen spanische Schiffe richteten. 1585 gründete er die erste englische Siedlung Roanoke auf dem nordamerikanischen Kontinent, die aber bald wieder aufgegeben wurde. Sie befand sich an einer Küste, die Raleigh Virginia nannte, zu Ehren der »jungfräulichen« Königin.
Die erste dauerhafte englische Siedlung war dort seit 1607 Jamestown. Hier landeten englische Siedler, darunter der Farmer John Rolfe. Seinen Zuchtbemühungen verdankt Virginia eine auf den englischen Geschmack abgestimmte Tabaksorte, die sich zum größten Exportschlager entwickelte. Genau dieser John Rolfe war auch der Ehegatte der anmutigen indianischen Häuptlingstochter Pocahontas, die als »Indianer-Prinzessin« 1616 sogar in London bei Hofe empfangen wurde. 1619 kamen erste afrikanische Sklaven in Jamestown an.
1620
PILGERVÄTER Eine Gruppe strenggläubiger Puritaner, denen der Reformationseifer der anglikanischen Kirche nicht weit genug ging und die als »Separatisten« in England nicht wohlgelitten waren, segelte mit Frauen und Kindern vom südenglischen Hafen Plymouth 1620 mit dem Schiff Mayflower in die Neue Welt.
Erster Landeplatz der Mayflower war die äußerste Spitze von Cape Cod, der Ort Provincetown, im Indianergebiet der Masschusett – heute ein sehr beliebter Badeort. Als die Pilgerväter merkten, dass man in dieser sandigen Gegend nichts zu essen anbauen konnte, siedelten sie sich weiter landeinwärts an. Zunächst hieß die Siedlung God’s Own Country – etwas frei übersetzt: Gottesstaat. Auch heute ist diese Bezeichnung bei patriotischen Amerikanern – ironisch oder ernst gemeint – ein völlig gängiger Begriff. Die Pilgerväter sind die Prototypen jener weißen, angelsächsischen, protestantischen Amerikaner, die als wirtschaftlich, politisch und kulturell führende Oberschicht die späteren USA entscheidend prägten.
1626
MANHATTAN 1621 war in den Niederlanden für den Seehandel auf dem Atlantik mit Afrika und Amerika die Niederländische Westindien Compagnie (WIC) gegründet worden.Nur wenige Jahre nach der Ankunft der Pilgerväter in Cape Cod gründete die WIC zwischen 1624 und 1626 eine ganze Reihe von Siedlungen, darunter Breukelen (Brooklyn) und Hoboken und an der Südspitze einer Granitfelsenhalbinsel den wichtigen Hafen Nieuw Amsterdam . Den Namen der Halbinsel übernahm man von der indianischen Ortsbezeichnung Manna-hata . Manna-hata wurde den Indianern für Naturalien im Gegenwert von 60 Gulden abgekauft.
Die WIC beanspruchte ein großes Gebiet vom St.-Lorenz-Strom bis in die Höhe des späteren Washington, das heute neun amerikanische Bundesstaaten umfasst, als Kolonie Nieuw Nederland . Wichtigstes Handelsprodukt waren zuerst Pelze, dann auch Tabak. 1647 kam der Friese Peter Stuyvesant als Generaldirektor der WIC und Gouverneur der Kolonie nach Nieuw Amsterdam . Er hatte zuvor die WIC-Kolonien Curaçao, Aruba und Bonaire in der Karibik geleitet und machte sich auf seinem neuen Posten durch herrisches Auftreten unbeliebt.
Inzwischen betrieben auch die Engländer eine aktive, bei anderer Wortwahl aggressive Kolonialpolitik. Zuerst annektierten sie 1664 das neuniederländische Gebiet in Nordamerika per Regierungsdekret: Karl II. übertrug den Landbesitz einfach seinem Bruder James. Im gleichen Jahr erschienen englische Kriegsschiffe im Hafen von Nieuw Amsterdam . Die Niederländer wollten nicht für sich und ihren unbeliebten Gouverneur zu den Waffen greifen. Peter Stuyvesant trat Nieuw Nederland
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