Wann tranken die Türken ihren Kaffee vor Wien?: Weltgeschichte - alles, was man wissen muss (German Edition)
lange bitten, rekrutierte dann aber binnen kürzester Zeit 50000 Mann und lockte Gustav Adolf nach Sachsen. Am 16. November 1632 fiel der Schwedenkönig in der Schlacht bei Lützen. Zwar gewannen die Schweden dennoch die Schlacht und Wallenstein musste sich nach Böhmen zurückziehen, aber die protestantische Seite fand nie mehr zu einem kraftvollen Einsatz zurück. Wallenstein wurde am 25. Februar 1634 in Eger auf Veranlassung des Kaisers ermordet. Dieses zwölfjährige verheerende Kriegsgeschehen geriet nach Lützen völlig außer Kontrolle und splitterte sich in zahllose Scharmützel, Nebenkriegsschauplätze und umherziehende Heerhaufen auf, deren Wüten die gesamte Bevölkerung nachhaltig in Mitleidenschaft zog. Seit 1641 gab es ernsthafte Absichten, das Kriegsgeschehen zu beenden, 1644 machten sich die kaiserlichen Gesandten auf den Weg nach Münster und Osnabrück. Vier Jahre lang wurde verhandelt, bis der Westfälische Friede zustande kam, der eine neue Staatenordnung für Europa bedeutete.
1648
WESTFÄLISCHER FRIEDE Die Kriegsparteien hatten sich bereits 1641 in Hamburg auf die Orte geeinigt und wie die Beteiligten zu verteilen waren. Es wollte nämlich durchaus nicht jeder mit jedem reden. Deswegen hatte man zwei benachbarte westfälische Städte gewählt: das katholische Münster und das protestantische Osnabrück. Man vermied damit, dass Frankreich und Schweden sich in Fragen der Etikette und des Vorrangs ins Gehege kamen. Ungefähr drei Jahre lang verhandelten die Gesandten: in Osnabrück der Kaiser und das Reich mit den Schweden, in Münster die kaiserlichen Gesandten mit Frankreich. Außerdem wurde in Münster das Verhältnis zwischen Spanien und den Niederlanden geklärt.
Der »Westfälische Friede« ist nicht ein einziges Dokument, sondern ein Bündel mehrerer Verträge. Durch die Anwesenheit von Kaiser und Reichsständen in Osnabrück wurde auch die »Verfassung« des Reiches geändert: Die Territorien (Fürsten, Reichsstädte) erhielten die volle Souveränität (Steuern, Gesetzgebung, Rechtsprechung, sogar Bewaffnung und Bündnisrecht). Damit wurden die vielen deutschen Fürstentümer unabhängige kleine Staaten. Spanien und die anderen europäischen Staaten erkannten die Unabhängigkeit der Niederlande an. Die Niederlande wurden ein vollkommen souveräner Staat. Ebenso die Schweizer Eidgenossenschaft. Frankreich erhielt das Elsass einschließlich Breisach und die lothringischen Bistümer Metz, Toul und Verdun und war der große territoriale Gewinner des Dreißigjährigen Krieges.
NACH DEN RELIGIONSKRIEGEN UND VOR DER REVOLUTION: ABSOLUTISMUS IN EUROPA
ca. 1650 bis 1800
MONARCHEN UND PARLAMENTE IN EUROPA
Die nunmehr souveränen deutschen Einzelstaaten waren konfessionell verschieden und folgten auch in der Außenpolitik ihren eigenen Interessen. So gab es keine Möglichkeit mehr, dass Deutschland zu einem einheitlichen Nationalstaat zusammenwuchs, wie es ringsherum ansonsten in Europa der Fall war. Die Oberhoheit des Kaisers bestand nur noch formell, Deutschland blieb ein Commonwealth der Fürstentümer und Städte, die alsbald einen bedeutenden kulturellen Aufschwung in unglaublicher Vielfalt erlebten.
1603
VEREINIGTES KÖNIGREICH I Als Königin Elisabeth I. 1603 kinderlos starb, folgte ihr Jakob (James) I. auf den Thron. Seit der Hinrichtung seiner Mutter Maria Stuart war er bereits König von Schottland. Er erbte und vereinigte in Personalunion die Kronen von Schottland und England, zu der seit Heinrich VIII. auch Irland gehörte. Damit begann in Großbritannien die Stuart-Zeit. Die staatsrechtliche Vereinigung der drei Reiche erfolgte 1707.
ABSOLUTISMUS Anlässlich der Volljährigkeit (mit vierzehn!) des französischen Thronfolgers Ludwig XIII. (Sohn von Henri Quatre) wurden in Frankreich letztmalig vor der Französischen Revolution die Generalstände einberufen. Das französische Königtum war damit auf dem Weg zum Absolutismus, was im Kern bedeutet, dass der Monarch »losgelöst von den Gesetzen« (lateinisch legibus solutus ) und natürlich auch losgelöst von etwaigen gesetzgebenden Körperschaften regiert, absolut eben. Ludwigs Nachfolger Ludwig XIV. vollendete diesen Absolutismus in Reinkultur und Maßstäbe setzend für ganz Europa.
1642
PURITANER Die Puritaner wollten sich nicht von »Papisten« bevormunden lassen, sondern die Kirche aus der Reinheit (lateinisch puritas ) von Gottes Wort begründen. Dazu benötigten sie eine Bibel in der
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