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Wann tranken die Türken ihren Kaffee vor Wien?: Weltgeschichte - alles, was man wissen muss (German Edition)

Wann tranken die Türken ihren Kaffee vor Wien?: Weltgeschichte - alles, was man wissen muss (German Edition)

Titel: Wann tranken die Türken ihren Kaffee vor Wien?: Weltgeschichte - alles, was man wissen muss (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Seidel
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finanziellen und staatlichen Existenz brachte. Aber Frankreich stand meist auf der Verliererseite. Das Land verfügte nicht über eine mit England vergleichbare Wirtschaftsdynamik, wodurch man die Kosten hätte auffangen können. Das Steuersystem wurde nicht reformiert, die Steuerprivilegien des Adels und des Klerus blieben unangetastet. Den Adligen war der Gelderwerb »standesgemäß« nicht erlaubt, sie lebten auf Kosten der Gemeinschaft. Welches gewaltige Potenzial hier brachlag, zeigte sich alsbald an der ungeheuren Dynamik, mit der die Revolution und Napoleon die in der Agonie des Ancien régime vor sich hin dämmernde Nation zur Hegemonialmacht in Europa katapultierte.
    1741–1790
    JOSEPHINISMUS – AUFGEKLÄRTER ABSOLUTISMUS     Maria Theresias Sohn und Nachfolger Kaiser Joseph II. (1741–1790) war ein Bewunderer Friedrichs, der sich ebenso wie dieser als »erster Diener seines Staates« und »aufgeklärter Absolutist« verstand. Joseph war ein so radikaler Exponent der Aufklärung, dass sein Name zum Begriff für eine ganze Reihe beispielhaft aufklärerischer Maßnahmen wurde. Er ließ rund 700 Klöster auflösen und gewährte den Juden Religionsfreiheit, schaffte Leibeigenschaft und Todesstrafe ab, gründete das Allgemeine Krankenhaus in Wien sowie das Josephinum (als Ausbildungsstätte für Militärärzte), führte eine Grundsteuer für den Adel ein und etliches mehr. Joseph beauftragte übrigens auch den jungen Mozart mit dem ausdrücklich so gewünschten »deutschen Singspiel« Die Entführung aus dem Serail . Den bis dahin gesperrten Prater gab er zur allgemeinen Benutzung frei. Trotzdem und wohl vor allem wegen seiner antiklerikalen Politik war Joseph beim Volk verhasst und wurde bei seinem Tod nicht besonders beweint.
    Im Gegensatz zu Frankreich, dessen Könige Ludwig XV. und Ludwig XVI. im 18. Jahrhundert starr am traditionellen Absolutismus festhielten, der längst zu einem korrupten Privilegiensystem entartet war, gab es in den deutschen Staaten neben Friedrich und Joseph eine große Anzahl »aufgeklärter Fürsten«, die lebhaften Anteil am kulturellen und wissenschaftlichen Geistesleben nahmen, so etwa Leopold III. von Anhalt-Dessau, der Initiator des Wörlitzer Parks, Goethes Landesherr Carl August von Sachsen-Weimar, Karl-Friedrich von Baden, Max III. Joseph von Bayern sowie Karl Theodor, Kurfürst von der Pfalz und später auch Herzog von Bayern, unter dem Mannheim seine Blütezeit erlebte und der in München den Englischen Garten anlegen ließ.

AMERIKA MACHT SICH UNABHÄNGIG
    Es war keineswegs ausgemacht, dass Großbritannien um 1760 die größte Macht auf dem amerikanischen Kontinent sein würde. Die Spanier waren viel früher da und hatten seit der Konquistadorenzeit den Kontinent vom Golf von Mexiko aus von Florida bis Kalifornien in Besitz genommen und teilweise kolonialisiert. Davon zeugen bis heute Ortsnamen wie San Francisco, Los Angeles, San Diego, Colorado oder Orlando in Florida. Auch den Franzosen gehörten große Teile des Landes. Großbritannien »besaß« als Kolonien »nur« die 13 sogenannten Neuengland-Staaten an der Ostküste von Massachusetts im Norden bis Georgia im Süden. Das war vergleichsweise wenig.
    um 1760
    DER LETZTE MOHIKANER     Seit den Tagen von Jacques Cartier, der noch von König Franz I. 1535 zum kanadischen St.-Lorenz-Strom geschickt worden war, hatten die Franzosen von dort über die Großen Seen und entlang des Missouri und Mississippi ein riesiges Gebiet erworben und erobert. Dieser französische Kolonialbesitz, praktisch der gesamte Mittlere Westen einschließlich des Ostens von Kanada hieß nach Ludwig XIV. »Louisiana«. Nouvelle Orléans (New Orleans) an der Mississippi-Mündung war 1718 gegründet worden.
    Während des Siebenjährigen Krieges von 1756 bis 1763 bekämpften sich die Briten und die Franzosen auch auf dem nordamerikanischen Kontinent. Anfangs entzündete sich der Krieg vor allem um den Besitz des Ohio-Tales. Frankreich verlor 1763 die Gebiete bis zum Mississippi an Großbritannien. Dieser »indianische« Kolonialkrieg bildet den Hintergrund für den berühmten Roman von James Fenimore Cooper. Einen Indianerstamm der Mohikaner gab es allerdings nicht. Cooper bildete das Wort aus den Namen zweier tatsächlicher Indianerstämme, den Mohegan und den Mahican .
    1773
    NO TAXATION WITHOUT REPRESENTATION     Auf dem Thron in London saß seit 1760 George III. Er sah sich lieber als absolutistischen Herrscher alten Zuschnitts denn

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