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Wann tranken die Türken ihren Kaffee vor Wien?: Weltgeschichte - alles, was man wissen muss (German Edition)

Wann tranken die Türken ihren Kaffee vor Wien?: Weltgeschichte - alles, was man wissen muss (German Edition)

Titel: Wann tranken die Türken ihren Kaffee vor Wien?: Weltgeschichte - alles, was man wissen muss (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Seidel
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erheblich an Gewicht gewonnen und war ebenfalls seit dem Spanischen Erbfolgekrieg als europäische Großmacht etabliert.
    Damit ergab sich aus den Erbfolgekriegen in Europa ein Gleichgewicht der Mächte England, Frankreich, Österreich. Auf dem Kontinent hielten sich Österreich und Frankreich gegenseitig in Schach. Assistiert wurde England von der kleinen, aber reichen und ebenfalls protestantischen Niederländischen Republik, nach der Frankreich gern den Arm ausstreckte. Fast gleichzeitig trat im Osten erstmals Russland durch Zar Peter den Großen in diesen Kreis, eine Generation danach der Aufsteiger Brandenburg-Preußen. Bei dieser Konstellation blieb es bis zum Ende des Ersten Weltkrieges.
    1682
    Z AR UND ZIMMERMANN     Zar Peter regierte von 1682 bis 1721 als dritter Romanow. Nach seinem Militärdienst als einfacher Soldat und anschließenden Reisen nach Westeuropa hatte sich der junge Zar ein Bild von der Rückständigkeit Russlands und der Fortschrittlichkeit der seefahrenden Nationen des Westens gemacht. In den Niederlanden absolvierte er 1697 sogar eine Ausbildung zum Schiffszimmermann.
    Zar Peter reformierte Russland umfassend nach westlichem Muster. Die altrussischen Bärte mussten abrasiert werden, die Kittelhemden wurden verboten. Im Jahr 1700 führte Peter den Gregorianischen Kalender ein. Seit dem Dreißigjährigen Krieg hielt Schweden die russische Ostseeküste besetzt. Peter führte einen längeren Krieg gegen die Ostsee-Großmacht, bis Schweden in der Schlacht von Poltawa in der Ukraine 1709 vernichtend geschlagen wurde. Damit war für Russland der Zugang zur Ostsee frei. 1703 gründete der Zar die neue Hauptstadt Sankt Petersburg. »Sankt« deswegen, weil der Zar die Stadt keineswegs nach sich selbst, sondern nach dem Apostel Petrus benannte. Wesentlich geprägt wurde das Stadtbild aber erst unter Zarin Katharina II. (1762–1792) im italienischen Barockstil.
    1716
    »SELBSTHERRSCHER ALLER REUßEN«     »Seine Majestät ist ein selbstherrschender Monarch, der niemandem auf der Welt über seine Handlungen Rechenschaft abzulegen hat, sondern die Macht und Gewalt besitzt, seine Staaten und Länder als christlicher Herrscher nach seinem eigenen Wohlwollen und Gutdünken zu regieren«, lautet die wohl eindeutigste Formulierung absolutistischen Herrscherverständnisses im »Militärstatut«, das Zar Peter 1716 erließ. Den Titel »Selbstherrscher aller Reußen« führten die russischen Zare seit 1470. Das Statut war gegen das orthodoxe Patriarchat gerichtet, die letzte Instanz in Russland, die noch kurz zuvor eigene Rechte artikulieren zu können meinte, indem sie sich darauf berief, nur Gott und Gottes Gesetz als höchste Instanz anzuerkennen. Trotz seiner proklamierten Allmacht konnten weder Zar Peter noch die ebenso absolutistische wie aufgeklärte Zarin Katharina auf religiöse Weihen verzichten.
    1756–1763
    SIEBENJÄHRIGER KRIEG     Im Österreichischen Erbfolgekrieg (1740–1748) hatte der 1740 ebenfalls frisch inthronisierte Friedrich II. von Preußen die von seinem Vater gedrillte Armee unverzüglich und ohne Skrupel eingesetzt, um angesichts der noch ungefestigten Stellung Maria Theresias in Schlesien einzumarschieren. In den Siebenjährigen Krieg waren nochmals fast alle europäischen Mächte verwickelt, auch im Hinblick auf ihre überseeischen Besitzungen. Insbesondere in Nordamerika bekriegten sich Englandund Frankreich. Die neue Großmacht Russland nahm ebenfalls daran teil – mit ausschlaggebenden Folgen. Der Krieg war im Verlauf der sieben Jahre von wechselnden Koalitionen, zahlreichen Schlachten und wechselndem Glück im Felde gekennzeichnet. Seinen Beinamen »der Große« erhielt Friedrich nach seinem Sieg in der Schlacht bei Roßbach im heutigen Sachsen-Anhalt 1757, einer der vielen Schlachten des Siebenjährigen Krieges. Sie dauerte nur wenige Stunden. Der Sieg war für Friedrich, wie er selbst bekannte, »ein Spaziergang«. Gegner waren in erster Linie die Franzosen. Seit Ludwig XIV. war die französische Armee die stärkste in Europa und in jeder Hinsicht vorbildlich. Bis Roßbach galt sie als beinahe unbezwingbar. Als bekannt wurde, dass eine große französische Armee von märkischen und pommerschen Bauernsöhnen besiegt worden war, rief die Mätresse des französischen Königs Ludwig XV., Madame de Pompadour (1721–1764): Après nous le déluge! (»Nach uns die Sintflut!«)
    1757
    FRITZISCH GESINNT     Der damals achtjährige Johann Wolfgang von Goethe

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